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Bildung Bürgerinitiative bleibt am Ball

Wenn Schulen sterben - sterben die Dörfer - stirbt die Region“, sagt die Bürgerinitiative Erhalt der Grundschule Henningen.

Von Oliver Becker 28.03.2016, 05:00

Henningen l Seit 2014 hält die BI die Fahne hoch vehement gegen den Wind, der den Mitgliedern entgegen bläst. Es geht den zwölf Mitgliedern um den Erhalt der Schulen in der ländlichen Region, speziell um die Grundschule Henningen. In erster Linie geht es aber auch um die Kinder, um die Schüler an diesen Schulen. Denn jede Streichung eines Schulstandortes bedeutet für die kleineren und größeren Schüler gleichzeitig auch weitere Anfahrtswege und damit verbunden weniger Freizeit.

Zusammengekommen waren am Dienstag sieben Mitglieder der Bürgerinitiative, um über den aktuellen Stand der Dinge in dieser Angelegenheit zu informieren. Aber auch, um somit bei den Eltern, Schülern und auch Lehrern aufgekommene Ängste zu nehmen, dass die Henninger Grundschule von einer Schließung bedroht wäre.

Volker Ahrends hatte an diesem Abend die Sprecherfunktion der BI übernommen. Am Anfang zitierte er Landrat Michael Ziche aus einem Protokoll zur Beschlussfassung des Kreistages zur Schulentwicklungsplanung 2014 – 2018 vom 16. Dezember 2013: Der Landrat: „Henningen ist ein ganz stabiler Grundschulstandort. Dazu gibt es Gespräche zwischen der Stadt Salzwedel und dem Schulträger der Verbandsgemeinde Beetzendorf-Diesdorf. Wenn man Henningen heute zur Diskussion stellt, muss man gleichzeitig über die Sekundarschule Dähre reden, weil der Grundschulstandort Henningen der Zubringer ist. Diese Diskussion kann heute nicht geführt werden. Dies ist falsch und verantwortungslos. Deshalb sollte bei den Planungsunterlagen geblieben werden. Es gibt hier stabile Grundschul-standorte, die auch ausgewiesen sind, die dauerhaft auch Bestand haben können, wenn man eine vernünftige Trägergemeinschaft herbeiführt.“

Auf diese Aussage habe man gebaut, sagte Ahrends. Aber es habe sich durch die Landespolitik eine Stimmung gegen die kleinen Schulen entwickelt, die sich zunehmend verselbstständigt habe. Dieses hätte bei den Verantwortlichen zu großen Verunsicherungen geführt und erst danach seien Diskussionen zur Bestandsfähigkeit der Schule aufgekommen. Damit wurde letztendlich der Anlass geschaffen, die BI ins Leben zu rufen. „Die Schule war und ist immer bestandsfähig gewesen“, machte Ahrends deutlich.

„Es gab nie einen Grund den Schulstandort Henningen in Frage zu stellen.“ Ahrends sprach von einer Kampagne der Landespolitik gegen die kleineren Schulen im Land. So seien die Mindestschülerzahlen von 40 Schülern in kleinen Landschulen auf 60 erhöht worden. Die zumutbaren Fahrzeiten für die Grundschüler wurden von 30 auf 45 Minuten heraufgesetzt. Fördergelder gäbe es nicht mehr bei 60 Schülern, sondern man habe die Hürde auf 80 Schüler erhöht.

Zudem fuße die Bewertung der Schulen auf die „5. regionalisierte Bevölkerungsprognose“ des Statistischen Landesamtes, mit Grundlagen von 2008. Diese habe ermittelt, dass der Altmarkkreis bis 2025 21,3 Prozent seiner Einwohner verliert. Und dieser Wert würde sich bis 2035 auf 40 Prozent erhöhen. Doch die Altmärker seien dafür bekannt, dass sie sich selten an Statistiken halten und so sehen die realen Zahlen ganz anders aus, sagte Ahrends. Da diese Prognosen aber die Basis für alle Planungen bilden, kamen entsprechende Diskussionen auf.

Ahrends belegte an Realzahlen die Fehlerhaftigkeit der Prognose. So wurden für das Schuljahr 2021/2022, deren zukünftigen Schüler heute schon geboren sind, 41 Schüler für den Standort Henningen prognostiziert. Die realen Zahlen belegen dagegen 88 Schüler. Damit sei nachgewiesen, dass etwas in die Welt gesetzt wurde, was es gar nicht gibt. Es wäre allerdings eine Kooperation mit der Verwaltungsgemeinschaft (VG) Beetzendorf-Diesdorf für die Zukunft sinnvoll, erklärte Ahrends. Henningen liege an der Nahtstelle zwischen der Stadt Salzwedel und der VG und damit falle der Einzugsbereich der Henninger Schule auch in den VG-Bereich. Gespräche seien schon im letzten Jahr geführt worden, bei dem sich Vertreter der Stadt, der VG, der BI sowie die Ortsbürgermeister beteiligt hatten. Insgesamt teilen sich die Grundschulen Diesdorf und Henningen einen Schuleinzugsbereich von rund 300 Quadratkilometer mit 62 Dörfern. Die gute geografische Lage der beiden Grundschulen zueinander garantiere relativ kurze Anfahrtswege für die Schüler. Es herrschte zwischen den einzelnen Beteiligten die übereinstimmende Auffassung, die gegenwärtigen Strukturen zu erhalten. Damit könne die BI erst einmal einen Schlussstrich ziehen. Frank Wüstemann, Stadtratsmitglied von Salzwedel, gab noch zu bedenken, dass unbedingt darauf geachtet werden müsse, dass die Grundschule Henningen in den Haushalt der Stadt Salzwedel mit einfließt.

„Der Stadtrat muss sich bekennen, aber eigentlich hat er das schon“, sagte er. „Schulen und Kindergärten sind wichtig für die Dörfer, damit auch wieder junge Leute auf das Land ziehen“, brachte er es auf den Punkt. Die BI bleibt auch weiterhin am Ball und wird sich auch in diesem Jahr mit Vertretern von Stadt und VG beraten, denn die Zusammenarbeit wertete Ahrends als gut und konstruktiv.