Individualreisen Mit Video: Dachzelte aus Salzwedel - Urlaub auf dem Autodach
Ein Unternehmen aus dem Westerwald verspricht Freiheit und Abendteuer mit dem eigenen Pkw. Kunden werden auch im Norden Sachsen-Anhalts fündig. Neuerdings gibt es einen Zweitsitz in Salzwedel.

Salzwedel. - Schiffsreisen, Interkontinentalflüge, Fernzüge: Es gibt einige Möglichkeiten, die Welt zu bereisen. Und wer lieber campen möchte, greift zumeist zu Wohnmobil oder Caravan. Doch es gibt noch eine andere Option, die Reise auf eigene Faust anzutreten. Hinter einem Rolltor im Norden Sachsen-Anhalts verspricht man Freiheit und Abenteuer auf vier Rädern.
Dachzelt-Geschäft in Salzwedel: Passionierter Camper macht Hobby zum Beruf
Seit Anfang Januar ist Steven Schütze nicht mehr nur Busfahrer der örtlichen Personenverkehrsgesellschaft. Der passionierte Camper hat sein Hobby zum Beruf gemacht. In Salzwedel berät der 44-Jährige Menschen mit ausgeprägtem Fernweh. Traveller, Abenteuerlustige und Naturliebhaber. Steven Schütze ist neuerdings Fachmann für Dachzelte.
„Das war ganz verrückt“, erzählt er. Im Dezember 2022 habe er an einem Gewinnspiel für Dachzelte teilgenommen. Chancen hatte er sich wenig ausgerechnet. Und dann das: Der Salzwedeler hatte einen der Hauptpreise abgestaubt. „Ich konnte es kaum glauben.“ Ein Dachzelt im Wert von 1.900 Euro. Fortan fand sein Urlaub auch auf dem Autodach statt.
Lesen Sie auch: Tourismus in Sachsen-Anhalt - Die Altmark als Geheimtipp für Ruhesuchende und Wassersportler
„Plötzlich war ich in der Dachzelt-Community“, erzählt er. Eine Gruppe von Menschen, die sich untereinander berät, Tipps gibt und bei Treffen die Neuheiten der Branche vorstellt.
Der Aufbau des 44-Jährigen zog das Interesse auf sich. „Leute meldeten sich bei mir, wollten sich das Zelt anschauen. Ich bin bei sowas ganz offen.“ Und so kamen die Interessenten aus verschiedenen Teilen Norddeutschlands nach Salzwedel, standen in seiner Garage, prüften, ob der Aufbau auch auf ihre Autos passt.
„Das will man ja mal ausprobieren, bevor man es kauft.“ Schließlich würden solche Dachzelte, je nach Größe, durchschnittlich zwischen 2.000 und 3.000 Euro kosten. Weit weniger als ein Wohnmobil, aber eben weit mehr als ein herkömmliches Zelt.

Camping: Dachzelt-Hersteller Arcta mit Zweigstelle in Salzwedel
Das rege Interesse im Norden der Republik habe schließlich der Hersteller des Dachzelts mitbekommen, die noch junge Firma „Arcta“ im Westerwald. Deren Chef habe sich bei Schütze gemeldet. „Er wollte wissen, ob ich es mir vorstellen könnte, eine Zweigstelle zu betreuen.“ Das war Mitte 2023. Am 7. Januar ging in Salzwedel die Tür zur Neueröffnung auf.
Der Camping-Boom hat offenbar die Pandemie überlebt. Auch 2023 konnten sich Campingplatzbetreiber über volle Buchungsbücher freuen. „Die Reisemobilsparte setzt den positiven Trend der vergangenen Monate fort und erzielt mit 3.595 Einheiten ein Neuzulassungsplus von 10,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr“, vermeldete der Verband der Caravaning Industrie im November.
Darauf aber ist Steven Schütze nicht angewiesen. Seine Kunden brauchen weder Wohnmobil noch Caravan, ein eigenes Auto genügt. „Egal ob Kleinwagen oder Transporter.“ Entscheidend sei die dynamische Dachlast. Schon werde ein Parkplatz am See zur Unterkunft.
Dachzelte zu DDR-Zeiten
Das war schon früher so. Die Geschichte des Dachzelts reicht bis in die DDR zurück. Die teils kunterbunten Aufbauten aus dem sächsischen Limbach-Oberfrohna brachten Urlaub auf das Trabant-Dach. Für rund 1.600 Mark EVP ging es damit an die Ostsee.
Auch für Steven Schütze, der auf diese Weise das Dachzelt schätzen lernte. Vor der Wende habe er schon Erholung auf dem Campingplatz gesucht – bei Havelberg. „Das war die schönste Zeit.“ Nun bereist der 44-jährige mit Kind und Kegel Nordeuropa – wieder mit Dachzelt. Gehalten wird, wo es schön ist.

Wenn das Geschäft läuft, so der Salzwedeler, soll der Standort in der Hansestadt ausgebaut werden. „Wir wollen den Showroom noch um eine Montagemöglichkeit vor Ort erweitern“, verrät er. Außerdem soll perspektivisch Campingzubehör angeboten werden.
Dann geht das Rolltor wieder zu. „Ich muss los“, sagt Steven Schütze. Statt Freiheit auf vier Rädern ruft die Arbeit am Buslenker – bis zum nächsten Abenteuer.