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Energiekrise Damit es im Winter warm ist: Salzwedeler Hamsterkäufe beim Brennholz

Weil Gas in Deutschland sehr teuer geworden ist, wollen viele im kommenden Winter mit Holz heizen. Doch auch das ist im Altmarkkreis Salzwedel knapp.

Von Beate Achilles 08.08.2022, 08:00
Wer im Winter nicht im Kalten sitzen möchte, muss bereits jetzt Hand anlegen, um das Holz ofengerecht vorrätig zu haben.
Wer im Winter nicht im Kalten sitzen möchte, muss bereits jetzt Hand anlegen, um das Holz ofengerecht vorrätig zu haben. Foto: dpa

Altmarkkreis/Wendland - Auf der Internetseite des Forsthofes Altmark in Höwisch sind derzeit alle Brennholzarten mit „ausverkauft“ markiert, Heiser-Holz in Salzwedel teilt mit, dass dort „momentan kein Brennholz erhältlich“ ist. Auch im Nachbar-Landkreis Lüchow-Dannenberg sieht es nicht besser aus.

Beim Brennholzlieferanten Schiefke aus Gorleben heißt es auf Nachfrage: „Aktuell können wir Ihnen aufgrund der extrem hohen Nachfrage kein Kaminholz anbieten und können auch keine Vorbestellungen mehr annehmen.“ Besteht Anlass zur Sorge, dass das Brennholz zum Winter ebenso knapp werden könnte wie das Gas?

„Es gibt momentan einen Hype um Energieholz“, meint Helmut Jachalke, Leiter des Betreuungsforstamtes Westliche Altmark. „Das liegt nicht am Holzmangel, sondern an Presseartikeln zur Energiekrise. Ob wir die wirklich haben oder nicht, das sei einmal dahingestellt.“ Holger Schiefke sieht die Ursache in von der Politik geschürten Ängsten, die zu Hamsterkäufen führen würden. „Alle Leute, die vorher bei uns drei oder vier Festmeter Brennholz bestellt haben, ordern jetzt sechs“, sagt er. Das verknappe das Angebot. Bei den ebay-Kleinanzeigen finden sich noch einzelne regionale Anbieter, die liefern können. Die Raummeter-Preise für ofenfertiges Brennholz von Laubbäumen bewegen sich bei ihnen um die 100 Euro. Tendenz steigend. „Die Preise haben sich in den letzten sechs Monaten fast verdreifacht“, sagt der Brennholzlieferant. Das wird vermutlich so weitergehen, meint Forstamtsleiter Jachalke: „Die Energieholzpreise steigen stetig.“

Die Preise haben sich in den letzten sechs Monaten fast verdreifacht.

Holger Schiefke, Brennholzlieferant

Bei einem kleineren Brennholzhändler aus Dähre (Name der Redaktion bekannt) sorgt die Dürre für Lieferprobleme. „Es ist seit über zehn Wochen zu trocken, um im Wald Holz zu sägen. Bei Waldbrandgefahr können wir das nicht machen. Unter normalen Umständen wäre mein Lager jetzt voll. Aber so kann ich momentan gar nichts anbieten“, berichtet er. Trägt die Trockenheit also noch zusätzlich zu einer Verknappung des Angebots an Brennholz bei? Diese Annahme bestätigt sich auf Nachfrage bei anderen Produzenten nicht. „Wir arbeiten trotz der erheblichen Waldbrandgefahr weiter“, stellt etwa Helmut Jachalke klar. „Das von Orkan Zeynep im März erzeugte Sturmholz muss aufgeräumt und aufgearbeitet werden, allein schon damit die Feuerwehren im Falle eines Waldbrandes zum Löschort durchkommen“, fügt er hinzu. Ähnlich schildert es auch Holger Schiefke: „Unsere Maschinen sind derzeit noch in der Beseitigung von Sturmholz gebunden, dadurch entsteht eine kleine Verknappung von Brennholz.“ Das Sturmholz sei überwiegend Nadelholz, das von der Industrie aufgekauft werde.

Auch in den Wäldern der Forstgemeinschaft Ostheide, ansässig in Lüchow, läuft der Brennholzeinschlag trotz der Trockenheit weiter, wie Geschäftsführer Volker Schulte berichtet. „Gefahren gehen eher von achtlos in den Wald geworfenen Zigarettenkippen aus als von Motorsägen“, meint er. Die Forstgemeinschaft sei weiterhin mit ihren großen Erntemaschinen in den Wäldern unterwegs. „Momentan ernten wir allerdings nur Nadelholz, deshalb haben wir Laubholz zum Verbrennen derzeit nicht im Angebot“, so Schulte.

Privatleuten, die ihre Brennholzvorräte auffüllen wollen, rät Helmut Jachalke zu Geduld: „Die Leute sollten jetzt nicht in den Wald fahren, um privates Brennholz zu machen.“ Bei Waldbrandgefahr der Stufe fünf wie in der vergangenen Woche sei das Betreten des Waldes ohnehin nur auf Waldwegen zulässig. „Es wird aber wieder kühler, und dann wird sich die Lage entschärfen“, versichert Jachalke. Es gebe dann immer noch genug Wochenenden, an denen Ofenbesitzer Brennholz aus dem Wald holen könnten.

Die aktuell letzten zwei Raummeter Brennholz bei OBI Salzwedel. Der Preis hat sich seit dem Frühjahr mehr als verdoppelt.
Die aktuell letzten zwei Raummeter Brennholz bei OBI Salzwedel. Der Preis hat sich seit dem Frühjahr mehr als verdoppelt.
Foto: Beate Achilles