Ein Kultort für Ostalgiker Salzwedeler DDR-Museum sucht Retter
Mehr als 30 Jahre lang hat der Salzwedeler Wolfgang Müller Alltagsgegenstände aus DDR-Zeiten zusammengetragen. Nun will der 71-Jährige seine private Sammlung abgeben.

Salzwedel. - Wolfgang Müller will sein privates DDR-Museum in Salzwedel auflösen und sucht nun nach einem würdigen Nachfolger für seine umfangreiche Sammlung. Auf rund 350 bis 400 Quadratmetern hat der Sammler über mehr als 30 Jahre eine große Menge an Alltagsgegenständen aus DDR-Zeiten zusammengetragen.
DDR-Museum in Salzwedel: Nachfolger für private Sammlung gesucht
„Als nach der Wende viele DDR-Gegenstände weggeworfen wurden, habe ich angefangen zu sammeln“, erinnert sich der 71-jährige Bestattungsunternehmer und ehemalige Feuerwehrmann. Nachdem sich unter den Wehrleuten herumgesprochen hatte, dass er sich für die Alltagsgegenstände der DDR interessiert, hätten ihm immer mehr Menschen ihre alten Sachen vorbeigebracht - von Haushaltsgegenständen über Spiele, Bücher, Kleidung und Werkzeuge bis hin zu DDR-Militaria und Wandbildern von Honecker und Co.

„Wenn ich mal schlechte Laune habe, gehe ich gerne hierher zu diesen DDR-Sachen, die meine Vergangenheit geprägt haben. Mich baut das stimmungsmäßig auf“, erzählt der Sammler. Mit unendlicher Geduld hat er die Erinnerungsstücke nach Themenbereichen sortiert und so gut es in den beengten Verhältnissen in den gemieteten Räumlichkeiten nahe dem Neuperver Tor möglich ist, zur Schau gestellt. Das private DDR-Museum erwies sich an Tagen des offenen Denkmals immer wieder als Besuchermagnet, schildert Wolfgang Müller. „Ich hatte bis zu 800 Besucher an einem Tag“, so der DDR-Nostalgiker.
Auch internationale Gäste aus England und Amerika hätten ihren Weg in die private Ausstellung gefunden. Müller hätte sie stets kostenlos hindurchgeführt. „Bis vor etwa zehn Jahren kamen auch regelmäßig Schulklassen zu Besuch“, berichtet der Museumschef. Die Urania hätte regelmäßig mit Kursteilnehmern hereingeschaut. Und selbst Historiker hätten die Sammlung für ihre Recherchen genutzt.
Übernimmt Danneil-Museum DDR-Relikte von privatem Sammler?
Nun will Müller die kostbaren Relikte aus Altersgründen in die Obhut anderer Menschen abgeben. „Es ist besser, das jetzt noch mit warmen Händen zu tun, als wenn es hinterher in der Mülltonne landet“, erklärt der Salzwedeler. „Ich habe in meinem Beruf schon oft gesehen, wie schnell etwas Menschen aus dem Leben reißen kann.“
Bereits vor einigen Jahren hätte Müller versucht, mit der Stadt Salzwedel über eine dauerhafte Lösung zu sprechen. Doch mangels verfügbarer Räumlichkeiten und fehlender finanzieller Mittel sei es seinerzeit zu keiner Einigung gekommen. „Es wäre schon schön, wenn die Sammlung in Salzwedel bleiben könnte“, wünscht sich Müller, „zumal sie viel Stadtgeschichte enthält.“ Doch auf Seiten der Stadt scheint sich die Lage nicht geändert zu haben.
„Die Hansestadt Salzwedel sieht derzeit keine Möglichkeit, eine private Sammlung von DDR-Exponaten zu übernehmen“, teilt Stadtsprecher Andreas Köhler auf Nachfrage mit und verweist auf eine mögliche Zusammenarbeit mit den Museen des Altmarkkreises Salzwedel. Aus der Kreisverwaltung heißt es, das Danneil-Museum habe zwischenzeitlich zu Müller Kontakt aufgenommen. Es werde demnächst Gespräche geben, hieß es weiter.
Für eine angemessene Präsentation der Sammlung wäre nach Müllers Einschätzung mindestens die doppelte Fläche nötig, die das Museum derzeit zur Verfügung hat. Auch andere Interessenten, die die Sammlung übernehmen möchten, können sich direkt an ihn wenden.