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Demokratiefest Politische Botschaften auf Salzwedeler Straße

Das Aktionsbündnis „Solidarisches Salzwedel“ feierte ein buntes Fest, formulierte aber auch klare politische Botschaften.

Von Alexander Rekow 25.09.2017, 03:00

Salzwedel l Jürgen Brunsch und Martin Burgdorf schlendern am Sonnabendnachmittag entspannt durch die Altperverstraße. Die beiden Organisatoren des Kinder-und Familienfestes des Aktionsbündnisses „Solidarisches Salzwedel“ sind zufrieden. Das Wetter ist gut, immer mehr Gäste strömen zur Veranstaltung. Für Autos ist die Altperverstraße gesperrt, stattdessen toben sich an der Ecke zur Neutorstraße die Salzwedeler Skater aus, Großeltern sitzen mit ihren Enkeln am Schminktisch, basteln Buttons oder malen Bilder. Vor den Räumen des Vereins „eXchange“ sind die Bierbänke besetzt. Die Gäste trinken Kaffee, essen Kuchen und genießen den warmen Herbsttag. Am anderen Ende der Straße, neben dem Club Hanseat, ist eine Bühne aufgebaut. Flüchtlinge und Salzwedeler tanzen zur Musik oder lauschen den Redebeiträgen des Vereins „Kultur und Courage“. Nur wenige Meter davon entfern können sich Kinder beim Graffiti-Workshop der Jusos ausprobieren.

Die lockere Atmosphäre täuscht aber nicht darüber hinweg, dass das Straßenfest einen ernsten Hintergrund hat. Darauf machen nicht zuletzt die vielen Banner aufmerksam, aufgespannt an den Fassaden der maroden Fachwerkhäuser. Bleiberecht für Asylbewerber wird da gefordert, zu mehr Menschlichkeit im Umgang mit Flüchtlingen aufgerufen. „Wir wollen, dass Einheimische und Flüchtlinge ins Gespräch kommen und Kontakte knüpfen. Es ist uns ein wichtiges Anliegen, Ängste abzubauen“, beschreibt Jürgen Brunsch den Ansatz. Er legt aber Wert darauf, dass einen Tag vor der Bundestagswahl der Wahlkampf keine Rolle spielt. „Das würde die Stimmung kaputt machen“, stellt er seinen Standpunkt klar. Einen kleinen Nebeneffekt hat das Fest außerdem: Die im Alltag etwas trist wirkende Altperverstraße wirkt viel bunter und belebter als gewohnt.

Zu den Gästen gehören unter anderem Shhab Gabule und Ahmad Dibeh. Die beiden jungen Männer sind vor zwei Jahren nach ihrer Flucht aus Syrien in Salzwedel gelandet. Auf Deutsch können sie sich beide schon gut verständigen. „Uns gefällt das Fest. Es ist eine schöne Abwechslung“, sagt Shhab Gabule, der derzeit auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz in der Region ist.

Mit ihrer Mutter haben Sarah, Emilia und Joel Jipner am Maltisch Platz genommen. Eigentlich ist die Familie in Arendsee zur Mutter-Kind-Kur. Das Wochenende nutzen sie zum Ausflug in die Stadt. Die drei haben sichtlich Spaß. Zusammen mit anderen Kindern gestalten sie ein großes Puzzle, das auf dem Asphalt liegt. Im „Autonomen Zentrum“ schauen sich Salzwedeler um und kommen mit Bewohnern bei selbst gemachten Burgern und Erfrischungsgetränken ins Gespräch.

Am Abend wird es noch einmal laut. Die Hip-Hop-Combo „Welt in Flammen“ erklimmt die Bühne. Ausgelassen feiern die Salzwedeler gemeinsam mit Flüchtlingen und Gästen aus den Nachbarkreisen zur Musik. „Her mit dem schönen Leben“, singen die Besucher im Wechsel zum Refrain eines Liedes. Den Schlusspunkt setzt DJ Moe van Zee, ein in Stendal lebender Flüchtling. Er musste aus Syrien fliehen. Dort hatte er schon als DJ gearbeitet.