1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Salzwedel
  6. >
  7. Der Tausendsassa aus Salzwedel

Film Der Tausendsassa aus Salzwedel

Sammelleidenschaft, Schützenkönig, Bierbrauer, Hobbybauherr: Enrico Dannies hat etliche Leidenschaften. Er ist auch Komparse.

Von Oliver Becker 03.01.2021, 23:01

Salzwedel l Der Perveraner Enrico Dannies ist ein Mensch, der nicht nur sehr rege ist, sondern auch mit seinen Ideen und deren Umsetzungen für Aufmerksamkeit sorgt. Als Schützenkönig stand er 2014 und 2016 der Salzwedeler Schützengilde vor. Seit vielen Jahren ist er Mitglied des Arbeitskreises Salzwedel Altstadt (ASA) und aktuell dessen Vorsitzender. Es ist die Liebe zu historischen Dingen, ob sie nun klein oder groß sind. So sammelt er insbesondere alles, was mit der Salzwedeler Braugeschichte in Zusammenhang steht. Auf diesem Gebiet besonders in Richtung der Salzwedeler Bergschlossbrauerei, die seit der politischen Wende Geschichte ist. Seine Leidenschaft ist so groß geworden, dass er im Mai 2019 das historische Fachwerkgebäude an der Ecke Nicolai-/Altperverstraße erwarb (wir berichteten). Den älteren Bürgern ist der Gebäudekomplex, der einst ein Brauhaus nebst Brennerei und eine Gaststätte beherbergte, noch gut als Wande´sches Eck bekannt. Jahrzehntelang standen die Gebäude leer und dementsprechend sah es im Innern wie auch im Umfeld aus.

Manchmal wird er gefragt, wie er die ganzen Termine überhaupt unter einen Hut bekommen kann. Er müsse immer in Bewegung bleiben, sagt der 47-Jährige daraufhin. Er sei immer offen für neue Ideen. Und wenn sie ihm zusagen, dann würde er diese auch umsetzen, egal wie groß der Kraftaufwand sei. Auch das Ein und Aus der Medienvertreter störe ihn nicht, denn immerhin konnte er schon Kameraerfahrung sammeln.

Dabei verweist er auf eine nebenberufliche Beschäftigung, die ebenfalls einige Zeit in Anspruch nimmt und einen Enrico Dannies zeigt, wie man es nicht vermutet: nämlich Enrico Dannies aus dem kleinen Salzwedel vor Fernsehkameras im großen Hamburg.

„Es war so ein Zufallsding“, berichtet er. In einem Lüchower Lokal erzählte ihm eine Bekannte, dass sie als Komparsin bei verschiedenen Fernsehproduktionen mitwirke. Da war das Interesse des Salzwedelers schon geweckt. Er erhielt die Kontaktadresse und setzte sich mit der Agentur in Verbindung. Von da an lief alles absolut problemlos, erinnert er sich. Es wurde noch seine Konfektionsgröße abgefragt und ein Vorstellungsgespräch vereinbart. Hinsichtlich der Bedingung wurden sich die beiden Vertragsparteien sehr schnell einig.

Den Salzwedeler reizte einfach der Spaß an der Sache. Mal hinter die Bühne einer Fernsehserienproduktion zu schauen, denn wer hat dazu schon die Möglichkeit?

Und auch der Kontakt zu den Schauspielern hatte seinen Reiz. Wie sind die Leute vom Film tatsächlich? Viele Fragen, die sich der neue Leinwandheld nun bald selbst beantworten konnte. Und sein erster Einsatz kam schneller als erwartet. Bereits im August 2015 wurde er als Komparse zum ersten Dreh bestellt. Komparsen sind diejenigen im Film, die der Handlung mehr Fülle geben.

Ein Film ohne sie wäre realitätsfremd, denn es gibt kaum Orte auf der Welt, wo der Mensch für sich allein ist. So ist es auch bei Enrico Dannies. Meistens ist er im Hintergrund zu sehen. In einer Szene telefoniert er als Polizist im Revier an einem Büroschreibtisch, während sein Filmkollege Ralph Herforth als Hauptakteur zu sehen ist. Übrigens ein sehr angenehmer Kollege, sagt Dannies, völlig unkompliziert und absolut ohne Starallüren. „Unter anderen Umständen“ heißt der Titel der Serie, in der auch Natalia Wörner und Martin Brambach zu sehen sind. Man müsse sich den Dreh ganz anders vorstellen, als dieser später im Fernsehen zu erleben ist, erklärt Dannies.

Es werde immer im Block gedreht. Das bedeutet, dass es gut sein kann, dass erst das Ende und zum Schluss der Anfang an der Reihe ist. Er bekäme zu jedem Dreh eine Anfrage, ob er mitmachen würde, und dann geht es zum festgesetzten Termin los. Für jeden Drehtag gibt es einen Tagesarbeitsvertrag, erzählt er. Die Gage richtet sich danach, wie lange er in der Szene zu sehen ist und ob er in der jeweiligen Sequenz einen Text bekommt oder nicht. Es folgt eine Einweisung durch einen Mitarbeiter des Filmteams, der für die Komparsen zuständig ist. Und dann heißt es warten. Warten auf den Einsatz, der mal kürzer oder auch länger sein kann. Einzelne Szenen werden wiederholt, bis der Regisseur zufrieden ist. Stets laufe alles sehr ruhig ab, sagt er. Das Klischee, dass Regisseure stets aufgeregt sind und am Set umher brüllen, habe er noch nicht erlebt. „Dann hätte ich mich auch nicht mehr verpflichten lassen“, ist er sich sicher. Viel Lob erhält von Dannies auch das Catering. Eine super Verpflegung gäbe es. Mal sind die Komparsen unter sich. Aber es gäbe auch Drehtage, an denen mit den Schauspielern zusammen gespeist wird.

Nach den einzelnen Filmen befragt, in denen er mitgewirkt hat, kann Dannies auf einige verweisen. Allein 2019 war er zu 30 Drehtagen verpflichtet worden. Es sind ausnahmslos Produktionen des Öffentlich-Rechtlichen Rundfunks, sprich ZDF oder ARD, bei denen er dabei war und wohl auch weiterhin mit dabei sein wird. So war er bereits in mehreren Folgen von „Solo für Weiss“ mit Anna Maria Mühe und Simon Brandt zu erleben.

Bei der Serie „Soko Hamburg“ lernte er Anna von Haebler kennen, die als Kriminaloberkommissarin Lena Testorp zu sehen ist und Marek Erhardt in der Rolle des Kriminalhauptkommissars Oskar Schütz. Bei „Helen Dorn“ mit Anna Loos als Kriminalhauptkommissarin hatte er in den Episoden 13 und 14 mitgewirkt. Die Miniserie „Schneller als die Angst“ mit Friederike Becht und Felix Klare wurde in Magdeburg gedreht. In der Fernsehserie Katie Fforde spielte er keinen Polizisten in Uniform oder in Zivil, sondern den Assistenzarzt Dr. Magnus Streiter. Beim Fernsehen ist eben alles möglich. „Der beruflichen Karrieren sind dort keine Grenzen gesetzt“, erklärt Dannies augenzwinkernd.

Auch in der Verfilmung der Göhrde-Morde konnten die Zuschauer den Salzwedeler sehen. Der Dreiteiler wurde in der ARD ausgestrahlt.

Für Enrico Dannies ist es aber auch immer eine Möglichkeit, als Botschafter seiner Stadt aktiv zu werden. Immer wieder bringt er das Markenzeichen Salzwedels, den Baumkuchen, mit zum Dreh. Der Crew schmeckt es und das Städtchen Salzwedel wird so über den Gaumen und den Magen in das Bewusstsein der Menschen gebracht. Wohlschmeckendes Marketing mit Nachhaltigkeit. Und für die Salzwedeler gilt es nun, Enrico Dannies in einer der vielen Fernsehserien zu entdecken.