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E-Tretroller Vorsicht vor dem Extra-Schub

Mit 20 km/h über Radwege und Straßen brausen und dann das Gefährt platzsparend verstauen. Salzwedeler sind beim E-Scooter noch skeptisch.

21.07.2019, 00:00

Salzwedel l „Das ist schon ein teuflisches Ding", sagt der Salzwedeler Händler Peter Roßbander. Der Fahrradexperte meint damit E-Tretroller – auch E-Scooter genannt – die seit dem 15. Juni offiziell in Deutschland auch im Straßenverkehr erlaubt sind. Peter Roßbander konnte eines dieser elektrobetriebenen Kleinstfahrzeuge, so die gesetzliche Begrifflichkeit, bereits kurz testen. Zunächst gibt man selbst Schwung, „ab 6 Stundenkilometern kommt dann der volle Schub", sagt der Mann aus dem Fahrradladen. Maximal Tempo 20 dürfen die Roller, die sich in vielen Großstädten schon großer Beliebtheit erfreuen, dann fahren.

Noch ist das Interesse in Salzwedel allerdings verhalten. „Die Kunden wollen erstmal nur schauen“, hatte Roßbander schon ein paar Anfragen. Bei Heiko Strehler in einem anderen Salzwedeler Fachgeschäft, hat sich erst ein Kunde über die E-Scooter erkundigt. „Bei solchen Dingen liegt Salzwedel meist ein Jahr hinterher“, weiß der erfahrene Verkäufer.

Peter Roßbander will sich an diesem Wochenende deshalb mal genauer informieren. „Wir fahren zur Messe nach Köln“, erzählt der 64-Jährige im Gespräch mit der Volksstimme. Dort können die Scooter getestet werden. Doch einen wirklichen Markt sieht er für die Roller in der Hansestadt nicht. „Das ist für junge Leute sicherlich ein Spaß, aber auf unserem Kopfsteinpflaster...“, meint Roßbander. Auch bei Heiko Strehler überwiegt Skepsis, „auch wegen der Bremse“. Die wird meist wie beim klassischen Kinderroller am Hinterrad betätigt.

Alle Experten von Händlern und Polizei in Salzwedel betonen deshalb, dass man geistig und physisch fit sein müsse, um mit den Elektro-Rollern zu fahren. „Kleine Räder, der Lenker in Bauchnabelhöhe“, da sieht Peter Roßbander bei 20 Stundenkilometern weitere Gefahren.

Das bestätigt auch Frank Semisch, Sprecher der Salzwedeler Polizei. „Außerdem muss sich der Fahrer auch seiner höheren Verantwortung bewusst sein“, sagt Semisch und hat dabei alle anderen Verkehrsteilnehmer im Blick. „Oft ist es schwer einzuschätzen, wie schnell die Roller fahren.“ Und: „Auch für die Scooter gelten alle gesetzlichen Regelungen, wie zum Beispiel bei Alkohol am Steuer.“

Neben den Sicherheitsaspekten gibt es diverse Dinge, die Käufer der kleinen Flitzer zu beachten haben. Und die Preise für ordentliche Ausführungen sind auch nicht zu unterschätzen.

Ein anderer Boom ist in Salzwedel ebenfalls zwar verspätet, aber nun endgültig angekommen. „Die Nachfrage nach Elektro-Fahrrädern wächst“ versichert Roßbander, auch wenn das E-Bike im Nachbar-Bundesland Niedersachen noch weitaus verbreiteter sei.

Bei den sogenannten E-Bikes rät die Polizei aber ebenso zum verantwortungsvollen Umgang. „Stürze oder Zusammenstöße sind damit schon etwas ganz anderes“, betont Semisch und rät allen Fahrern sich entsprechend zu schützen. Das Bremsen und Kurvenfahren müsse mit dem Extra-Schub auch extra trainiert werden.

Den Extra-Schub gibt es bei Ulrich (69) und Michael Lemme (42) in ihrer Salzwedeler Mopedklinik nur bei Kleinkrafträdern. „Wir reparieren weiter Fahrräder und Mopeds“, haben sich die beiden dem Elektro-Trend entzogen.

Bei ihnen boomen Simson und andere Marken. „Wir können nicht meckern“, versichert Lemme, während er eine Schwalbe (KR51/1) aus dem Jahr 1966 auf den Innenhof schiebt.

Und es seien längst nicht nur Erwachsene, die ihre alten Maschinen neu entdecken. „Die Generation, die jetzt so 15, 16 Jahre alt ist, ist teilweise noch verrückter“, weiß Lemme. Der Verbrennungsmotor, mit etwas weniger PS, hat eben noch lange nicht ausgedient – zumindest nicht in der Altmark.