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Jahngymnasium Ein Musical über grenzenlose Liebe

Tosenden Applaus gab es für die Akteure des Jahngymnasiums Salzwedel bei der Aufführung eines Musicals.

Von Luise Gand 03.06.2016, 08:40

Salzwedel l Die Schüler des Jahngymnasiums konzipierten mit Lehrer Sebastian Klopp ein Musical, das mit der aktuellen Asyl-Thematik emotional, aber auch humorvoll und sarkastisch umging. Zur Belohnung gab‘s nach der Vorstellung am Mittwochabend tosenden Applaus und Standing Ovations. Das Stück, das die Schüler des Musikkurses der 10. Klasse des Jahngymnasiums Salzwedel am Mittwoch aufführten, war mehr als bloß eine einfache Liebesgeschichte. Es war Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft in einem, lebendig verpackt durch einen pfiffigen Aufbau:

Der 70-jährige Bruno, gespielt von Marco Schmidt, schenkt seiner Frau Elisabeth (Helene Düster) zum 30. Hochzeitstag ein altes Smartphone, genauer genommen das „alte iPhone 7 Plus“. Mit Fotos auf dem Gerät sollen die Erinnerungen ihrer Jugend wieder aufleben – doch die waren für Elisabeth leider nicht immer schön...

Das erste Bild aus der Vergangenheit zeigt die junge Elisabeth, gespielt von Jolien Kettmann, die im Unterricht ihren neuen Mitschüler kennenlernt: Yasha (Lucas Brückner), ein syrischer Asylbewerber, der seit fünf Jahren in Deutschland lebt. Sofort verlieben sich Elisabeth und Yasha, gehen in den Park, schießen das erste gemeinsame Selfie mit besagtem Smartphone. „Ich liebe dich, meine Liebe ist grenzenlos, wenn ich dich anseh‘, lass ich alle Grenzen los“, singen die beiden im Duett. Ein politisches Statement, das das Publikum berührt.

Elisabeths Eltern Constanze (Pia Kausch) und Tilmann (Christian Drechsel) sind mit Elisabeths neuem Freund allerdings nicht einverstanden und werfen mit Vorurteilen gegenüber Asylbewerbern nur so um sich. Stattdessen sehen sie für ihre Tochter lieber Schulstreber und Schwiegermutti-Liebling Jakob (Tilman Bieber) vor. Der versucht das Mädchen auf eigene Weise zu becircen: „Wir gehören zusammen, das weiß ich genau. Du bist hübsch und ich bin schlau!“, singt er und sorgte damit für viele Lacher im Publikum.

Elisabeth steht am Scheideweg, muss ihren konservativen Eltern und sich selbst gerecht werden – und wird dabei zutiefst unglücklich. Doch auch Mutter Constanze hat mit dem schwindenden Verhältnis zu ihrer Tochter zu kämpfen. Mit dem umgetexteten Lied „Junge“ der Rockband „Die Ärzte“ wirft sie ihrer Tochter vor: „Und wie du wieder aussiehst, Löcher in der Hose und ständig dieser Lärm...was soll‘n die Nachbarn sagen?“ Vater Tilmann hält sich aus der Erziehung der Tochter heraus, schließlich muss er stundenlang Bild-Zeitung lesen. Das Stück spielte gekonnt mit den typischen Klischees traditioneller Eltern, deren Lieblingsessen Schnitzel und Pommes sind: „Multikulti hin und her, nirgendwo gibt‘s deutsches Essen mehr“, singen sie. Karikiert durch tanzende Bratwürste, merkt Constanze gehässig an: „Ich bin gegen die Islamisierung des Abendbrots!“

Elisabeths Eltern beauftragen schließlich Jakob, heimlich Drogen in Yashas Rucksack zu verstecken. Zwischen den beiden Jungen entfacht ein Rap-Duell, unterstützt durch harte Beats und Hip-Hop-Tanzeinlagen. Eine eindrucksvolle Szene, bei der Yasha am Ende abgeführt und anschließend abgeschoben wird. Für Elisabeth bricht eine Welt zusammen, sie weint bitterlich – genauso wie die „alte“ Elisabeth, die die Szenen ihrer Vergangenheit vom Schaukelstuhl aus verfolgt. Mit einem Klaviersolo, gespielt von Fabienne Winkler, endet das Stück.

Das Publikum klatschte minutenlang und belohnte den Musikkurs mit Standig Ovations für ein halbes Jahr harte Arbeit. Thematische Schwerpunkte, Gesangs- und Tanzeinlagen, Bühnenbild und Technik konzipierte und probte der Kurs eigenständig unter der Leitung von Musiklehrer Sebastian Klopp. Auch die Schauspieler waren mit ihrer Leistung sehr zufrieden. Den Schülern des Musikkurses der 10. Klasse gelang ein aktuelles Stück, das die Zuschauer zum Nachdenken anregte.