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Heimaträtsel „Mein Opa war im Maurertrupp“

Beim 35. Heimaträtsel haben die Salzwedeler keine Probleme gehabt: der Bau des Wasserturms von 1903 war gesucht.

Von Alexander Rekow 28.10.2017, 09:00

Salzwedel l Die Gebäude der alten Hansestadt geben häufig Rätsel auf. Nicht so dieses M al. Anrufe, E-Mails und Postkarten flatterten zu Hauf in die Redaktion der Salzwedeler Volksstimme. Niemand der Teilnehmer lag falsch und alle waren sich zu Recht sicher: Auf dem Foto ist Salzwedels Wasserturm zu sehen. Manch Hansestädter hat seine ganz eigenen Erinnerungen an dieses prachtvolle Gebäude aus dem Jahre 1903.

So auch Christel Dickschas aus Oldenstadt (Landkreis Uelzen). „Mein Opa war im Maurertrupp beim Wasserturm“, sagt Dickschas. Für die Niedersächsin ist der Wasserturm das Symbol für ihren Großvater. „Jedes Mal wenn ich nach Salzwedel komme und den Wasserturm sehen, denke ich an meinen Opa.“ Auch Bruno Friedrichs aus Salzwedel lag richtig. „Hinter dem Wasserturm war die große Stadthalle – die größte der Umgebung“, erzählt er, „rechts dahinter sieht man noch einen Teil vom Schützenhaus. Dort war auch eine große Gaststätte mit großem Festsaal.“

„Bis 1981 sorgte der 44 Meter hohe Turm noch für die Wasserversorgung der Stadt“, weiß Paul Thurm aus Duisburg, der sich selbst als „Republikflüchting“ bezeichnet. „Der Bau des Wassertrums war 1903. Der Fotograf stand auf der Straße mit Blick in Richtung Stadthalle und Goethestraße. Das Haus dahinter steht heute noch. „Mein Großvater hatte von 1929 bis in die 30er Jahre am Wasserturm eine Fahrradaufbewahrung“, weiß Thurm. Die Räder waren von der Stadt gepachtet.

„Da in der Nähe ist mein Elternhaus“, erzählt André Siegwart aus Salzwedel, „ich bin 300 Meter weiter, bei der Molkerei, aufgewachsen. „Das Bild muss aus der Jahrhundertwende sein“, spekuliert Siegwart. „Rechts vom Wasserturm ist die alte Stadthalle, da war ich damals oft tanzen“, erinnert er sich. Besonders der Blick in den Turm hat André Siegwart nicht vergessen Wenn Reparaturarbeiten waren, konnte man mal einen Blick in den Turm erhaschen, weiß der Salzwedeler. „Da war nichts weiter als ein Haufen Rohre“, weiß er noch.

„Das ist von 1903 und zeigt dem im neugotischen Stil im Bau befindlichen Salzwedeler Wasserturm“, schrieb Jürgen Schnerk. „Markant ist das Baugerüst aus Baumstämmen, Tauen und Bohlen. Dieses Gerüst gab es bis in die 70er-Jahre noch. Im Jahre 1981, als die Turmhöhe von 43,7 Meter nicht den Anforderungen (hölzerne Leitungen) entsprach, wurde die Wasserversorgung von einer Station am Bismarkturm übernommen. Bis dahin gab es in einigen Haushalten manchmal Wasserknappheit, weswegen morgen Gefäße als Reserve gefüllt worden sind.“

Das Baugerüst fiel auch Heinz Tykrakowski auf. „Wenn ich die Rüstung sehe, läuft es mir kalt den Rücken runter. Es gibt hier weder Handlauf noch Knieleiste.“

Magret Ritter hofft, dass der Wasserturm, trotz seiner Stilllegung, noch lange erhalten bleibt. Mit dem Verkauf des Wasserturms hatte man die Hoffnung, dass das Wahrzeichen der Stadt saniert und einer Nutzung zugeführt wird, sagt auch Otto Hallmann aus Salzwedel. „Aber leider hat sich bis heute nichts getan. Im Gegenteil, das Umfeld dieses imposanten Gebäudes ist total heruntergekommen.“ Das beklagten einige Salzwedeler bei diesem Heimaträtsel.

Erinnerungen rund um das markante Bauwerk hat auch der Salzwedeler Gottfried Przybylski. „Der Bau machte sich erforderlich, weil es die ersten Wasseranschlüsse gab und sich dadurch die Trinkwasserversorgung stark verbesserte“. Gerade das Umfeld des Wasserturms ist Przybylski in Erinnerung geblieben. „Links hinten ist das Haus der Familie Nacke zu sehen. Ganz links an der Ecke der damaligen Ritzer Straße und der Straße Vor dem Neuperver Tor befand sich damals in dem Haus ein Zigarrenladen. Neben der Stadthalle befand sich der Schützenplatz, dorf fand jährlich im Mai das Schützenfest statt. Es war immer mit einem großen ‚Rummel‘ verbunden. Neben dem jetzigen Goethepark befand sich auch der Schießplatz. In östlicher Richtung des Schützenplatzes gab es noch eine Tennisanlage. Zu Zeiten der DDR gab es zwar kein Schützenfest mehr, aber der ‚Rummel‘ fand immer noch statt. Es war immer gut besucht, auch weil an den Wochenenden die Landbevölkerung in die Stadt kam“, erinnert sich Heinz Tykrakowski noch lebhaft.

In der Goethestraße hat Jörg Heimes von 1968 bis 1980 gewohnt. „Mein Bruder und ich haben als Kinder oft vor der Tür gestanden und überlegt, warum das Wasser nicht durch das Schlüsselloch herausläuft.“

Später kam den beiden die Idee, dass ihre Mutter den Turm doch zum Wohnen kaufen könnte. In der Phantasie sahen die Brüder aus ihrem Kinderzimmer die ganze Stadt.

Heidelore Friedrichs aus Salzwedel wusste ebenfalls die Lösung: „Im Hintergrund ist das Haus des Zigarrenhändlers Gustav Nacke zu sehen. „Im Juni 2016 kaufte der Hamburger Rechtsanwalt Robert von Morgen diesen Turm.“ Ebenfalls die richtige Lösung hatten auch die Salzwedeler Sven Schmidt, Maik Speckhals, Reinhold Matzat, Jens Winter, und Rotraud Karweil, sowie Jens Winter aus Brome. Gewonnen hat Otto Hallmann.