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Erste Ergebnisse der Ausgrabungen in der Schmiedestraße präsentiert Historische Wasserleitungen und Pilgerabzeichen entdeckt

Von Fabian Laaß 03.08.2011, 06:27

Erste Ergebnisse der Ausgrabungen im Zuge der Baumaßnahmen in der Schmiedestraße sind am Montag im Johann-Friedrich-Danneil-Museum präsentiert worden. Andreas Neubert und Reinhard Heller vom Landesamt für Archäologie und Denkmalpflege zeigten sich besonders von den Überresten alter Holzwasserleitungen begeistert.

Salzwedel. Unter dem Titel "Holzwege, Wasserwege..." hat Andreas Neubert, örtlicher Grabungsleiter, erste Ergebnisse der Ausgrabungen in der Schmiedestraße präsentiert. "Die Bodenverhältnisse sind hier in Salzwedel so günstig, dass viele hölzerne Überreste sehr gut erhalten geblieben sind", berichtete der Archäologe. Der hohe Grundwasserspiegel habe dazu geführt, dass die organischen Materialien im feuchten Boden luftdicht abgeschlossen worden seien.

"Holzleitungen ungewöhnlich lange benutzt"

Insgesamt konnten bei den Ausgrabungen 160 Fundkomplexe mit knapp 3000 Einzelstücken erfasst werden. Dabei dominieren besonders keramische Überreste. "Die Keramik stammt meist aus Küche und Haushalt und kann in das Hoch- und Spätmittelalter, also in die Zeit zwischen 1300 und 1600 datiert werden", erklärte Andreas Neubert.

Die hölzernen Überreste stammen vor allem von Wasserleitungen und deren Seitenwänden und Abdeckungen, den sogenannten Schierkästen. Sie seien wahrscheinlich über mehrere Jahrhunderte benutzt und erst im 19. Jahrhundert durch modernere Leitungs- systeme aus Keramik ersetzt worden.

"Erste Jahresringuntersuchungen haben einen Zeitraum zwischen 1060 und 1824 ergeben. So eine lange Verwendungszeit von Holzwasserleitungen ist eigentlich eher ungewöhnlich. Weitergehende Schlüsse lassen sich allerdings erst nach genaueren Untersuchungen ziehen", sagte der Grabungsleiter. Da noch bis vor wenigen Tagen gegraben wurde hatten, konnten bisher nur einige ausgewählte Stücke zur ersten Analyse gesendet werden. Genauere Untersuchungen finden derzeit in einem Forschungsinstitut in Berlin statt. "Viele Fundstücke müssen auch zur C-14-Analyse gebracht werden, um sie zeitlich einordnen zu können. Das kann bis zu einem Jahr dauern. Danach können wir umfangreichere Ergebnisse präsentieren. Wir wollten aber gern schon einmal einen kurzen Überblick geben", so Dr. Rosemarie Leineweber, Referatsleiterin Bodendenkmalpflege des Landesamts für Archäologie.

Ein besonders interessantes Objekt fanden die Forscher erst bei einer Fundnachlese auf dem Lagerplatz der Baufirma. Dort wurde ein vergoldetes Kruzifix aus einer Blei-Zink-Legierung aus dem 12. bis 14. Jahrhundert entdeckt. "Es gehört zur Gruppe der sogenannten Pilgerzeichen.

Derartige Objekte wurden von den Pilgern als Zeichen der erfolgreichen Pilgerreise erworben und an Hut oder Tasche befestigt", erklärte Andreas Neubert. Auch hier kann man auf die anschließenden Nachforschungen gespannt sein.