1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Salzwedel
  6. >
  7. Schule heizt sich extrem auf: Hitzefrei: 28 Grad Celsius schon am Vormittag im Klassenzimmer

Schule heizt sich extrem auf Hitzefrei: 28 Grad Celsius schon am Vormittag im Klassenzimmer

In einer Salzwedeler Schule haben Schüler früher Feierabend. Die Schulleitung hat den Unterricht am Nachmittag gestrichen, es ist zu heiß. Von einem Brutkasten ist die Rede.

Von Alexander Rekow Aktualisiert: 13.08.2024, 07:22
In Salzwedel hat die erste Schule aufgrund der Temperaturen reagiert.
In Salzwedel hat die erste Schule aufgrund der Temperaturen reagiert. Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild

Salzwedel. - Hitzefrei: der Traum vieler Schüler. Und in Salzwedel wird er in dieser Woche wahr. Zumindest anteilig für einige. Die erste Schule streicht den Unterricht am Nachmittag. Ziehen andere nach?

„Wir machen verkürzten Unterricht“, sagt Heike Herrmann, Schulleiterin der Ganztags- und Gemeinschaftsschule Lessing. Heißt für die Schüler: Nachmittags haben sie frei. Baden statt büffeln.

Die Entscheidung dazu sei bereits am Sonntag gefallen, so Herrmann. Denn mit den sommerlichen Temperaturen habe sich die Lessing-Schule immer weiter aufgeheizt. Schon in der vergangenen Woche habe man es auf der Sonnenseite in der 3. Etage der Bildungseinrichtung kaum noch ausgehalten. „Die Klassenzimmer sind wie Brutkästen – da ist man am Nachmittag gar.“ Bis auf 31 Grad Celsius klettere mitunter das Thermometer, wenn die Sonne das Gebäude aufheizt. „Ich war daher am Sonntag nochmal da und habe gemessen.“ Ergebnis: 28 Grad. Und das am Vormittag. Daher sei die Entscheidung gefallen: Die 450 Schüler zählende Schule verkürzt die Unterrichtszeiten in dieser Woche. Alle Lehrer, Eltern und Schüler seien informiert.

Schüler bei Hitze nicht mehr aufnahmefähig

„Die Schüler sind am Nachmittag sonst nicht mehr aufnahmefähig“ so die Schulleiterin, die Konzentration schwinde rapide.

Anders in der Ganztagsgemeinschaftsschule Comenius, wie deren Schulleiterin Doris Benecke berichtet. Das Gebäude, 1911 als höhere Landwirtschaftsschule eingeweiht, trotzt offenbar der Hitze. Jedenfalls länger als der DDR-Bau der Lessing-Schule. „Unsere Räume sind noch kühl“, so Benecke. Es brauche fünf Tage Hitze am Stück, bis die Wärme sich ihren Weg durchs alte Mauerwerk bahne. Wenn das der Fall sei, werde der Unterricht teils nach draußen in den Schatten der Bäume verlagert, die Belastung der Schüler gesenkt.

Lesen Sie hier: Hitze- und Gewitterwarnung in Sachsen-Anhalt

Hitzefrei gebe es zwar, sei in ihrer Schule jedoch schwierig umzusetzen, so die Leiterin der Comenius-Schule. „Wir haben viele Fahrschüler.“ Kinder, die dann nicht wegkämen und auf der Straße säßen. „Die Busse fahren, wie sie fahren.“ Einige könnten dann vielleicht nach Hause, viele andere müssten es aussitzen.

Im Gymnasium muss weitergelernt werden.
Im Gymnasium muss weitergelernt werden.
Symbolfoto: dpa

In der Evangelischen Grundschule Stephan Praetorius gibt es feste Betreuungszeiten von 5,5 Stunden, sagt indes dessen Schulleiterin Christine Börner. Wenn es zu heiß wird, reduziere sie die Unterrichtsstunden von 45 auf 30 Minuten. „Wir entlasten an den Tagen, an denen es sehr heiß ist.“ Mehr Freizeit, häufiger Trinkpausen, weniger Belastung.

Schüler im Gymnasium müssen weiterlernen

Ob eine Schule Hitzefrei gibt, liegt schlussendlich in der Hand der jeweiligen Schulleiterinnen und Schulleiter. Als Rechtsgrundlage dient ein Erlass des Bildungsministeriums Sachsen-Anhalt, weiß Tobias Kühne, Pressesprecher des Landesschulamtes. Und darin steht: „An Tagen, an denen um 11 Uhr in einem für die Temperatur im Schulgebäude repräsentativen Unterrichtsraum 26 Grad Celsius oder mehr erreicht werden, kann der Unterricht für die Schülerinnen und Schüler in den Schuljahrgängen 1 bis 10 der allgemeinbildenden Schulen nach der 5. Unterrichtsstunde beendet werden.“ Darüber hinaus liege es im Ermessen der Schulleitung, Unterricht zu verkürzen oder schon nach der 4. Stunde Hitzefrei auszurufen.

Die Gymnasiasten im Land gucken aber in die Röhre, sind davon zumeist ausgenommen. „Für sie gibt es nur bei wirklich sehr großer Hitze Ausfall oder verkürzten Unterricht“, so Kühne. Die Vorbereitung aufs Abitur habe Vorrang.