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Immobilien in der Altmark Hohe Mieten für leerstehende Geschäfte in Salzwedels Innenstadt

Leere Schaufenster sind in Salzwedels Innenstadt ein gewohntes Bild. Doch Eigentümer haben manchmal wenig Interesse zu vermieten und verlangen zuviel Miete.

Von Beate Achilles 30.07.2024, 06:30
Viele Geschäfte im Zentrum stehen schon lange leer.
Viele Geschäfte im Zentrum stehen schon lange leer. Archivfoto: Alexander Rekow

Salzwedel. - Von der alten Weyhe-Buchhandlung ist Salzwedels Stadtteilmanager Volker Lahmann kürzlich umgezogen in die Burgstraße 11. Dort betreibt er seit 1. Juli das Stadtteilbüro als „denk-bar“, wo er gemeinsam mit den Bewohnern nach Wegen suchen soll, den Stadtkern lebenswerter zu machen, wie es auf der Homepage der Stadt heißt. Doch einen geeigneten Laden in der Burgstraße zu finden, stellte sich als komplizierter heraus als gedacht.

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„Ich habe lange nach einem neuen Raum gesucht, und das war gar nicht so einfach“, sagt Lahmann. Die leerstehenden Ladengeschäfte seien vielfach in keinem guten Zustand gewesen. Und die Vermieter hätten teilweise wenig Interesse gezeigt, im Preis herunterzugehen und die Räume überhaupt zu vermieten. „Der bürokratische Aufwand war ihnen oft zu hoch“, erzählt Lahmann. Lieber leer stehen lassen, statt günstig zu vermieten, sei eine verbreitete Haltung gewesen.

Das überrascht. Denn dem Vermieter gehen dadurch nicht nur Mieteinnahmen verloren. „Er bleibt auch auf den Betriebskosten sitzen, solange der Laden leer steht“, sagt Immobilienmakler und Hausverwalter Holger Robra. Allerdings seien im Immobilienbereich Eigentümer nicht selten, für die solche Summen keine Rolle spielen. „Für sie ist ein altes Haus in Salzwedel etwa so wertvoll wie für andere Leute ein altes Fahrrad“, stellt Robra einen Vergleich an.

Fünf leerstehende Geschäfte

Derzeit hätte sein Immobilienbüro fünf leer stehende Ladengeschäfte in Salzwedel im Angebot. Wenn pro Jahr eines davon einen neuen Mieter fände, sei er schon zufrieden. „Alternative Ladenkonzepte wie die Hansenbande in der Burgstraße oder Künstler versuchen, die Mieterknappheit zu nutzen und preiswert an einen Geschäftsraum zu kommen“, berichtet Robra. „Wir sind als Makler kompromissbereit und versuchen dann, die Eigentümer zu überreden.“ Das gelinge aber nicht immer.

Dass die Häuser, in denen sich die leer stehenden Läden befinden, verfallen, sei eher die Ausnahme, weil darüber oft Mietwohnungen lägen. „Ich habe aktuell nur einen einzigen Fall, bei dem das so ist“, erzählt Robra. „Das denkmalgeschützte Haus mit Ladengeschäft in der Salzwedeler Innenstadt steht komplett leer und verfällt. Der Eigentümer hat es geerbt und lebt in Asien. Weil das Haus seiner Großmutter gehört hat, will er sich nicht davon trennen, aber die Sanierungskosten sind ihm auch zu hoch.“

Historische Häuser erhalten

Ines Kahrens, die bis zu ihrer Pensionierung in diesem Jahr über 30 Jahre lang für Städtebauförderung und Altstadtsanierung in Salzwedel zuständig war, verweist in diesem Zusammenhang darauf, dass zumindest Sicherungsmaßnahmen an denkmalgeschützten Gebäuden in der Innenstadt aus dem Bundesprogramm „Wachstum und nachhaltige Erneuerung“ mit bis zu 85 Prozent der Kosten gefördert werden können.

Alle Eigentümer leer stehender Altbauten in Innenstadt seien seitens der Stadt in den vergangenen Jahren mehrfach kontaktiert und aufgefordert worden, ihre Gebäude zu erhalten und wieder mit Leben zu erfüllen. „Wir haben die Eigentümer angeschrieben und gefragt, was sie mit den Immobilien vorhaben, woran es liegt, dass diese verfallen etc. “, berichtet Kahrens. Die Stadt könne jedoch keine Auflagen machen, wie schnell ein Haus zu sanieren sei.

100 für 100 eingestellt

Mit dem 2015 vorläufig eingestellten Programm 100 für 100 hätte die Stadtverwaltung sogar versucht, Kaufinteressenten für die Häuser zu finden und zu vermitteln. „Von den angeschriebenen Eigentümern haben sich aber nur zehn Prozent zurückgemeldet“, berichtet Kahrens.

Die Gründe dafür vermutet sie teils im fortgeschrittenen Alter der Eigentümer, teils darin, dass Eigentümergemeinschaften bestehen und sich nicht einig sind, teils in mangelndem Interesse an der Stadt Salzwedel. Zudem hätte es bis vor Kurzem kaum oder gar keine Zinsen für den Verkaufserlös gegeben, wenn er auf dem Bankkonto lag. Auch in der Steuerpolitik sieht Kahrens Fehler: „Es kostet nichts, ein Grundstück einfach liegen zu lassen. Das finde ich nicht in Ordnung.“