Naturschutz Mehr Fische in der Altmark: Abgetaucht in die Arendseer Freiheit
Die Kleine Maräne gilt als tierischer Exportschlager. Es gibt aber auch eine Art Import für den Arendsee. Tausende junge Fische haben eine neue Heimat.

Arendsee - Für den Fischer sind es Arbeitsschritte, die er seit Jahrzehnten kennt. Und trotzdem ist ein neuer Besatz auch immer wieder etwas Besonderes. Wilfried Kagel nahm die Volksstimme mit auf die Blaue Perle und zeigte, was es alles zu beachten gilt.
Um 5.30 Uhr machte sich der Zießauer gemeinsam mit Mitarbeiter Fabian Stegner auf den Weg. Es ging aber nicht zur Anlegestelle, um mit dem Boot aufs Wasser fahren. Diesmal war der Landweg gefragt und Güsen im Jerichower Land das Ziel. Genauer gesagt ein großer Lkw, der auf einem Platz stand. Eigentlich ungewöhnlich, aber in dem Gefährt befand sich Wasser. Und jede Menge junger Aale. Genau darum hatten Wilfried Kagel und Fabian Stegner die Fahrt auf sich genommen. Denn ein Teil der Fische war für den Arendsee bestimmt.
Ein Ziel ist es, den Aal-Bestand in den Gewässern europaweit möglichst stabil zu halten. Und die Blaue Perle hat daran einen Anteil. Die Altmärker waren natürlich nicht allein Weitere Kunden reihten sich ein. Darunter viele Angelvereine, zum Beispiel aus Havelberg, die später ebenfalls Gewässer mit den Aalen bestückten. Zunächst stand aber der Transport an. In Säcken mit Wasser und den Tieren ging es für Wilfried Kagel und Fabian Stegner wieder zurück.

Es wurde keine Zeit verloren und gegen 8 Uhr das Boot klar gemacht. Geschickt wuchteten die Beiden die Säcke vom Steg an Bord. Auf Grund des weiterhin niedrigen Wasserstandes galt es, einen größeren Abstand zu überwinden. Dies gelang, und zügig wurde das Boot in die Nähe des Schilfbereiches bugsiert. Sofort in die Freiheit ging es für die Fische aber noch nicht. „Wir müssen sie erst an die Wassertemperatur gewöhnen“, erklärte der Zießauer. Die Säcke wurden zunächst an der Bordwand in den See gelassen und erst danach oben aufgeschnitten. Schnell schwammen die Jungtiere davon und erkundeten ihre neue Heimat.
Was auffällig ist: Die Glasaale waren nicht sehr durchscheinend und hatten eine dunkle Farbe. Der erfahrene Fischer machte deutlich, woran das liegt. Der Besatz befand sich vorher in einer Zuchtstation und wurde dort gefüttert. Dies sei nicht zu 100 Prozent ideal, da sie im Arendsee alleine ohne Zufütterung zurechtkommen müssen. Allerdings gab es diesmal keine andere Möglichkeit. Auch in dieser Branche ist nicht alles verfügbar. Es gibt schlichtweg nicht genügend durchscheinende Glasaale, um alle Wünsche für den Besatz erfüllen zu können. Im vergangenen Jahr ging der Arendsee sogar komplett leer aus. Diesmal gelang es dem Fischer wieder, junge Tiere zu bekommen. Es waren insgesamt geschätzt rund 50 000 Exemplare, die nun in der Blauen Perle wachsen sollen. Wilfried Kagel und Fabian Stegner zeigten sich zufrieden, die jungen Fische machen einen gesunden und agilen Eindruck.
Bei einer anderen Art, der Kleinen Maräne, müssen keine Fahrzeiten in Kauf genommen werden. In der Fischerei gibt es einen Brutbereich und dort wird alljährlich für Nachwuchs gesorgt. Ein Teil davon ist wiederum für andere Gewässer gedacht, in denen die Arendseer Maräne ebenfalls heimisch wurde.