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Feuerwehrjubiläum in Salzwedel Mit der Handdruckspritze zum Einsatz

Die Freiwillige Feuerwehr Pretzier blickt auf eine 90-jährige Geschichte zurück. Der runde Geburtstag soll am Wochenende gefeiert werden. Dabei gibt es auch Einblicke in die Aufgaben der Aktiven.

29.05.2024, 06:00
Die Feuerwehrmänner präsentierten sich im Jahr 1949 mit der Handdruckspritze vor dem Gerätehaus.
Die Feuerwehrmänner präsentierten sich im Jahr 1949 mit der Handdruckspritze vor dem Gerätehaus. Fotos: privat

Pretzier/vs. - Auf eine 90-jährige Geschichte blickt die Freiwillige Feuerwehr Pretzier zurück. Der runde Geburtstag soll am letzten Maiwochenende gefeiert werden.

Die Gründung der freiwilligen Feuerwehr erfolgte auf Drängen der damaligen Regierung im Jahr 1934. Ziel war es, eine Organisation zur Sicherstellung des Brandschutzes und der Hilfeleistung zu schaffen. In einem Artikel der damaligen Tageszeitung, so ist der Chronik zu entnehmen, wurde bei einem Einsatz am 6. März 1934 eine Frau gerettet. Beim Lesen des Niedergeschriebenen lässt sich zudem erahnen, dass auf militärische Erziehung und Drill entsprechend dem Willen der jeweiligen politisch Verantwortlichen sehr großer Wert gelegt wurde.

Im Jahr der Gründung übernahm Alfred Lenz das Kommando in Pretzier. Drei Jahre später löste ihn Emil Röhl ab. Während des Zweiten Weltkrieges, so ist der Chronik zu entnehmen, gab es wohl keine Leitung der Feuerwehr. 1946 übernahm Alwin Hübener diese Aufgabe. In dieser Zeit verfügte die Pretzierer Feuerwehr über eine für damalige Verhältnisse moderne Handdruckspritze. Sie wurde von Pferden gezogen und war das einzige Löschgerät. Ein großer Fortschritt stellte sich Anfang der 1950er Jahre ein. Denn die Feuerwehr erhielt eine Motorspritze mit Anhänger.

Löschteich angelegt

Die Entwicklung ging voran. Die Einwohnerzahl der Gemeinde wurde größer, die ehrenamtliche Arbeit der Feuerwehr nahm zu. Sicherheit und Ordnung mussten erhöht werden. Dieses Engagement zahlte sich aus, indem in den 1960er Jahren nur wenige Brände verursacht wurden. Nicht nur die Technik entwickelte sich kontinuierlich weiter. Auch die Bedingungen der Brandbekämpfer verbesserten sich. Anlässlich des 30-jährigen Bestehens fand am neu angelegten Löschteich hinter dem heutigen Gerätehaus eine Großübung statt. Dabei wurden die Wasserförderung über lange Wegstrecke und der Aufbau einer Riegelstellung zum Schutz landwirtschaftlicher Gebäude geübt. Dieser Löschteich wurde durch Pioniere der Nationalen Volksarmee angelegt, um bei auftretenden Eruptionen durch das in der Altmark gefundene Erdgas eine gewisse Löschwasserreserve vorzuenthalten.

Mit schwerer Technik wurde im Jahr 1964 der Löschteich in Pretzier ausgehoben.
Mit schwerer Technik wurde im Jahr 1964 der Löschteich in Pretzier ausgehoben.
privat

Retten, löschen, bergen, schützen stehen im Vordergrund bei den Mitgliedern der Feuerwehr. Aber auch für das gesellschaftliche Leben in der Gemeinde engagiert sich die Truppe. Sportliche Vergleiche bildeten einen wesentlichen Punkt des Zusammenhalts. So wurde traditionsgemäß in den 1950er und 1960er Jahren am 1. Mai Fußball gespielt.

Die Nachwuchsgewinnung stand und steht immer ganz oben auf der Agenda. So konnte im Jahr 1970 eine Arbeitsgemeinschaft Junge Brandschutzhelfer gegründet werden. Diese Abteilung war nicht von Erfolg gekrönt, wurde aber in den kommenden Jahren wieder ausgebaut.

Löschfahrzeug von Erdgas

Um den Anforderungen der Feuerwehr gerecht zu werden, rollte neue Technik an. Im Jahr 1978 gab es einen weiteren Schritt in Richtung Motorisierung. Dabei wurde ein Löschfahrzeug LF 8 auf LO-Fahrgestell vom damals größten Arbeitgeber in Salzwedel, dem Erdgasbetrieb Salzwedel, übernommen. Später kam noch ein Schlauchtransportanhänger mit 2.000 Meter B-Schlauch dazu. Die Pretzierer gehörten zu dieser Zeit zur Feuerwehrbereitschaft des Kreises Salzwedel.

Am 1. Mai 1979 wurde die Frauengruppe gegründet. Dabei waren Margite Buhmann, Sunhild Schulz, Evelin Peters und Marie-Luise Wernecke. Damit stieg die Zahl der Aktiven auf 30. Neben den vier Frauen gehörten zu dieser Zeit Otto Wernecke, Helmut Lemme, Dieter Röhl, Bruno Kleben, Fritz Lenz, Otfried Schulz, Manfred Benecke, Jürgen Riestock, Dieter Stöckmann, Thilo Behn, Horst Michelfeit, Wilhelm Gille, Manfred Peters, Otfried Buhmann, Wilfried Peters, Hartwig Pfannenschmidt, H.-J. Kassuhn, Norbert Gerke, Manfred Wernecke, Wolfgang Wöhler, Dieter Schulz, Lothar Kalisch, Frank Fink, H.-J. Cornehl, Manfred Hellwig und Jürgen Gercke der FFw Pretzier an.

Mitte der 1980er Jahre gab es sehr viele junge Kameraden in der Wehr. Das führte dazu, das für den Löschangriff-Wettbewerb eine zweite Mannschaft gestellt werden konnte. Es gab zunehmende Erfolge.

Förderverein unterstützt

Die politische Wende hinterließ auch bei den Pretzierern ihre Spuren. Das Ehrenamt Feuerwehrmann oder -frau stand bei vielen im Hintergrund. Persönliche und berufliche Herausforderungen waren wichtiger. Durch die veränderte Gesetzeslage in der Nachwendezeit waren zunehmende Lehrgänge und Ausbildungen unvermeidbar und auch wichtig. Doch auch diese schwere Zeit haben die Pretzierer Wehrleute sehr gut gemeistert.

Es wurde weiter in Technik und Bedingungen investiert. Ein Höhepunkt in der Geschichte der FFw Pretzier war die Einweihung des neuen Feuerwehrgerätehauses. „Glückliche Pretzierer Wehr zog in ihr neues Domizil ein“, titelte am 18. April 1998 eine Tageszeitung.

Ein weiterer großer Schritt in Richtung Zukunft war 2004 die Gründung des Förderverein der Feuerwehr. Dabei steht die Unterstützung der Feuerwehr und aller Abteilungen an oberster Stelle. Die jährlich organisierten Veranstaltungen wie Weihnachtsbaumverbrennen, Oster- und Maifeuer sowie Skatturniere und die Hilfe bei Dorffesten machen das Engagement der fördernden Mitglieder deutlich.

Heute zählt die Pretzierer Wehr 32 Aktive, 25 Mitglieder in der Kinder-, 15 in der Jugendwehr, 10 in der Alters- und Ehrenabteilung sowie 162 im Förderverein.