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Neuer Stipendiat Auftakt für einen neuen Roman

Mit Jan Decker bewohnt nun ein gestandener Literat für einige Wochen das Stipendiatenhaus in Salzwedel. Ziel: Ein neuer Roman.

15.11.2018, 09:16

Salzwedel l Jan Decker (41) genießt die Ruhe in Salzwedel. „Die Region Altmark und Wendland hat für mich fast einen märchenhaften Charakter“, sagt der Schriftsteller und Autor von Hörspielen. Der Osnabrücker bezog am Montag das Künstler- und Stipendiatenhaus des Altmarkkreises an der Kleinen Predigerstraße in der Salzwedeler Altstadt. Im Schatten der Marienkirche steht für ihn sechs Wochen lang sein Schaffen im Mittelpunkt. In der Hansestadt soll der Grundstein für die Fortsetzung seines Romans „Der lange Schlummer“ gelegt werden.

Der Schriftsteller hat dafür bereits zwei Ideen entwickelt, wie aus dem Ursprungsroman ein weiterer Erzählstrang entstehen kann. So schwankt Jan Decker noch, ob er den Hauptcharakter seines Romans, den Spätaufklärer Johann Gottfried Seume, weiter entwickelt oder ob er eine ganz und gar andere Persönlichkeit auf eine spannende und unterhaltsame Reise schickt.

Unterhaltsam auf die Weise, dass Decker seine Hauptfigur aus dem beginnenden 19. Jahrhundert in die Gegenwart versetzt. Auch die Erzählform ist eine besondere: In einem fiktiven Briefwechsel schildert die Person aus der Geschichte seine Erlebnisse in der Gegenwart.

„Die Kulisse ist auf jeden Fall sehr inspirierend“, beschreibt Jan Decker seine neuen ersten Eindrücke von Salzwedel. Der Familienvater – sein drittes Kind, ein Junge, kam vor gerade drei Wochen zur Welt – arbeitet sehr strukturiert. „Das ist natürlich auch dem Familienalltag geschuldet“, erklärt er im Gespräch mit der Volksstimme. Geschrieben wird also am Schreibtisch. „Man lernt mit der Zeit auch, die Geschichten loszulassen“, heißt es dann in der Freizeit.

Dennoch will Decker nicht verneinen, dass vielleicht auch eine Szene, ein Erlebnis aus seinem Aufenthalt in der Altmark den Weg in sein Buch, eher aber ein weiteres Werk in der Zukunft findet. „Vielleicht wird hier in Salzwedel ein Thema aufgegriffen, das in ein paar Jahren wieder von mir hervorgeholt wird“, meint er.

Seinen Lebensunterhalt – „mein Standbein“ – verdient Jan Decker mit dem Verfassen von Hörspielen und Schreiben von Features (Reportagen, Porträts) für zahlreiche ARD-Rundfunkanstalten. Im Gespräch mit Vera Wibbeke vom Förderverein des Stipendiatenhauses beschreibt Decker die Hörspiele als „Theaterstück im Radio“. „Die kalte Sophie“ ist der Titel einer Krimi-Fortsetzung, die ebenfalls gerade entsteht und im Mai kommenden Jahres erstmals im NDR zu hören sein soll.

Nicht ohne etwas Stolz in seiner Stimme berichtete Decker von seinem jüngsten Werk für den Deutschlandfunk Kultur. Das gut einstündige Feature dreht sich um die kanadische Singer-Songwriterin Joni Mitchell. In Interviews mit der weltweit bekannten Künstlerin selbst, mit Ärzten, Musikproduzenten und weiteren Akteuren wird die Veränderung der Stimmfarbe der Musikerin beleuchtet. „In der Jugend eine Folk-Ikone mit sirenenhaftem Sopran. 30 Jahre später eine lebende Legende mit brüchigem Alt. Was an Joni Mitchell fasziniert, berührt, manchmal auch verstört, das erzählt ihre Stimme“, wird das Feature auf der Internetseite des Deutschlandfunks beworben. „Das ist einer der Höhepunkte meiner Arbeit“, freut sich Jan Decker über viel positiven Zuspruch für diese Arbeit.

In Salzwedel aber wird Jan Decker die Ruhe des Stipendiatenhauses suchen und damit seinem nächsten schriftstellerischen Werk die Richtung vorgeben.

Sein aktuelles Feature ist auf der Homepage des Deutschlandfunks-Kultur abrufbar. Es trägt den Titel „From Pink to blue“.