Generationenhaus Neustart ins Ungewisse

Die Awo ist ab Januar für weitere zwei Jahre Träger. Doch wie geht es weiter im Salzwedeler Mehrgenerationenhaus?

Von Alexander Walter 12.12.2015, 00:01

Salzwedel l In langen Gesprächen hatten Stadt und Altmarkkreis im Sommer um das Überleben des Mehrgenerationenhauses (MGH) gekämpft. Nur mit 26 000 Euro Zuschuss der Kommunen gelang es, den Träger Arbeiterwohlfahrt (Awo) wenigstens zur Erfüllung seines Einjahres-Vertrags zu bewegen.

Zu hohe Betriebskosten, bedingt durch den schlechten Zustand des zu DDR-Zeiten errichteten MGH-Gebäudes ließen Zweifel aufkommen, ob ein wirtschaftlicher Betrieb des Hauses überhaupt möglich ist.Doch inzwischen haben sich die Wogen geglättet, die Zeichen stehen auf Neustart. Am 1. Januar erhält mit der Awo eben jener Träger für weitere zwei Jahre das Vertrauen der Stadt, der noch im Mai unerwartet alle Vereinbarungen gekündigt hatte. Als zahlungskräftiges Unternehmen soll zudem die städtische Wohnungsbaugesellschaft den MGH-Block von der Stadt kaufen und anschließend über Rekonstruktion oder Neubau entscheiden. Doch kann das gutgehen? Im Moment jedenfalls sieht vieles danach aus.

Nachdem der ehemalige Leiter des MGH Alexander Rekow zum 30. Juni seine Kündigung eingereicht hatte, gebe es inzwischen eine erfreulich gute Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern in MGH und Jugendtreff, sagte Christoph Neumann, Kreisverbandsvorsitzender der Awo Sozialdienst GmbH, am Donnerstag.

So sollen der aktuelle Leiter Sebastian Dobras und Stellvertreterin Elke Bukowski ihre Arbeit fortsetzen. Ihre Verträge behalten außerdem eine Angestellte für die Nähstube und einen Mitarbeiter im technischen Bereich. Auch den Mittagstisch, angeboten von Kerstin Calivá, soll es weiter geben. „Das hat sich gut eingespielt“, sagte Neumann.

Um Betriebskosten zu sparen, ist die Awo andererseits mit all ihren Angeboten in eine Gebäudehälfte des Blocks an der Sonnenstraße 2 gezogen. Untergebracht sind dort ab 2016 neben MGH und Jugendtreff auch die Flüchtlings- und Spätaussiedlerberatung, die bislang im Nachbareingang 4 des Blocks ihre Räume hatten. Ob sich die räumliche Konzen- tration wirtschaftlich auszahlt, darüber könne man angesichts des Gebäudeszustands allerdings nur spekulieren, räumt Neumann ein.

Langfristig soll hier die Wohnungsbaugesellschaft für mehr Berechenbarkeit sorgen. Als zahlungskräftiges Tochterunternehmen der Stadt könnte sie unabhängig von finanziellen Engpässen des Salzwedeler Haushalts in Rekonstruktion oder Neubau investieren und zugleich als Vermieter auftreten. Der Stadtrat hatte diesem Plan erst am 7. Oktober zugestimmt.

Beim Tochterunternehmen scheint man vom Deal aber nicht unbedingt begeistert: „Es gibt immer noch die Absicht, dass wir das Haus übernehmen sollen. Wir werden uns dieser Verantwortung nicht verschließen“, sagte gestern Wobau-Geschäftsführerin Gudrun Bubke. Der Kauf sei allerdings noch nicht vollzogen. Erst wenn die Wobau Eigentümer sei, würden Fachleute untersuchen, ob eine Sanierung oder ein Neubau angebracht sei.

Handeln scheint in jedem Fall geboten. Wie sanierungsbedürftig der DDR-Block an der Sonnenstraße ist, wurde erst vor einigen Tagen am Beispiel Heizung deutlich. Auf Bitten der Awo gab es einen Ortstermin von Stadtmitarbeitern und einem Salzwedeler Heizungsunternehmen. Grund: Viele veraltete Thermostate im Haus lassen sich nicht mehr herunterregeln und verschlingen damit unnötig Geld. Stadtsprecher Andreas Köhler erklärte gestern: „Wir prüfen jetzt, ob wir die Thermostate reinigen können oder auswechseln müssen.“ Es dürfte der Auftakt für eine lange Reihe an Investitionen sein.