1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Salzwedel
  6. >
  7. Beim Thema Knöllchen rumort es

Salzwedel Beim Thema Knöllchen rumort es

Strafzettel erhitzten in Salzwedel schon lange die Gemüter. Kürzlich ist das Thema wieder hochgekocht - auch am Krankenhaus.

Von Alexander Rekow 27.10.2020, 00:01

Salzwedel l Ein Knöllchen am Auto ist für jeden Fahrer ärgerlich. Doch wer falsch parkt, muss damit rechnen. Aber nicht alle Salzwedeler gehen mit der Bewertung des Ordnungsamtes konform. Knackpunkt ist die Kehrmaschine. Denn nicht nur einmal warteten die Fahrer extra, bis die Straßenreinigung erledigt war.

Wie im Fall von Bert Radtke, der in der Wollweberstraße vor der Kita Rappelkiste hielt, um ein Kind wegzubringen. Er habe extra darauf geachtet, dass die Kehrmaschine ihren Dienst verrichtet hatte. Doch ein Knöllchen habe er zu seinem Ärger trotz alledem bekommen. Sein Problem: „Die Straßenreinigung kommt dienstags von 6 bis 8 Uhr, zur Hauptbringzeit der Kinder.“ Die Stadtverwaltung hingegen verweist auf die Straßenverkehrsordnung.

Den Artikel in der Volksstimme hat auch der Salzwedeler Bernd Schulze gelesen und eine aus seiner Sicht verträgliche Lösung für alle Beteiligten gefunden. Ihm sei nämlich aufgefallen, dass gerade in der Wollweberstraße mehr als genug Platz zum Parken sei. Auch, wenn die Eltern mit ihrem Gefährt komplett auf den Stellflächen vor der Kita Rappelkiste stehen. So kommt die Kehrmaschine vorbei und es gibt keine Strafe.

Dabei wäre auch nur der Zeitraum von 6 bis 8 Uhr betroffen. Platz vor der Kita sei für mindestens vier Autos, die nur zum Ein- und Aussteigen der Kinder halten könnten. Selbst großzügig bemessen würden Eltern maximal zehn Minuten in der Kita, häufig weniger als fünf benötigen. Bernd Schulze hat zu diesem Zweck die Stoppuhr vor der Kita im Beisein der Volksstimme gedrückt. Somit sind diese Plätze schnell wieder frei. Notfalls könnten die Kita-Plätze auch auf der anderen Straßenseite angelegt werden.

Für Schulzes Idee bräuchte es aber eine entsprechende Ausnahmeregelung samt Beschilderung. Um keinen allzu großen bürokratischen Aufwand nach sich zu ziehen, soll nach den Vorstellungen des Salzwedelers ein Schild, welches das Parken mit vollem Umfang auf dem Gehweg erlaubt, aufgestellt werden. Ähnlich wie in der Neuperverstraße. „Mit der Idee müssten die Reinigungszeiten der Kehrmaschine nicht geändert werden“, so Bernd Schulze.

Aber nicht nur Bert Radtke sieht sich beim Thema Knöllchen mit Problemen konfrontiert. Eine Leserin berichtet am Salzwedeler Krankenhaus von ähnlichen Vorgängen: „Im Bereich des Krankenhauses haben wir auch die Erfahrung machen müssen, dass in jüngster Zeit Politessen nach der Straßenreinigung noch Knöllchen verteilen.“ Dort wird die Brunnenstraße freitags von 7 bis 8 Uhr und die Freiligrathstraße donnerstags von 11 bis 13 Uhr gereinigt. „Und man kann sehr wohl sehen, gerade jetzt im Herbst, ob die Straße gereinigt wurde oder nicht“, schreibt sie der Redaktion.

Doch es half nichts, einen Strafzettel bekam sie trotzdem. Dagegen legte sie bei der Hansestadt Widerspruch ein und erklärte die Situation – vergeblich. „Es kann nicht dem jeweiligen Kraftfahrzeugführer überlassen werden, eigenständig über die Gültigkeit von verkehrsrechtlichen Anordnungen zu entscheiden“, bekam sie aus dem Bürgeramt als Antwort. Zur Reinigung der Straße stehe der komplette Zeitraum zur Verfügung. Denn möglicherweiser leere die Kehrmaschine nur gerade ihren Behälter und komme für eine zweite Reinigung zurück.

Für die Leserin bleibt die Antwort unbefriedigend. Schließlich würden die Blätter in der Herbstzeit zeigen, ob die Straßenreinigung in den Straßen komplett erledigt sei oder nicht. Zudem würden sie und ihre Kollegen extra warten, bis die Kehrmaschine ihre Arbeit verrichtet habe und erst dann die Parkplätze ansteuern. „Diese Praxis hat in den vergangenen Jahren problemlos funktioniert, was wegen der knappen Parkplätze um das Krankenhaus herum sehr hilfreich war.“ Hingegen habe noch niemand aus dem Kollegium gesehen, dass die Kehrmaschine in einem zweiten Anlauf nachreinige, wie es ihr aus dem Bürgeramt mitgeteilt wurde. „Das Ergebnis sind verärgerte Bürger, die sich dadurch immer weniger mit ihrer Stadt identifizieren“, so die Leserin.