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Tote und Verletzte Schwere Unfälle in Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Niedersachen - und die Motorradsaison beginnt gerade erst

Mehrere tödliche Unfälle am Osterwochenende. Und im Altmarkkreis forderte der erste Motorradunfall 2024 drei Schwerverletzte. Rettungshubschrauber mussten kommen. Der Saisonstart, eine Bilanz des Grauens. Die Polizei mahnt zur Vorsicht.

Von Alexander Rekow Aktualisiert: 04.04.2024, 11:27
Vorsicht: Mit der Sommerzeit steigt wieder das Risiko von schweren Unfällen mit Beteiligung von Motorrädern.
Vorsicht: Mit der Sommerzeit steigt wieder das Risiko von schweren Unfällen mit Beteiligung von Motorrädern. Foto: dpa

Salzwedel. - Mehr als 20 Grad Celsius zeigte das Thermometer am Osterwochenende. Der Frühling startete erstmals richtig durch – und Rettunghubschrauber, Notärzte und Feuerwehren waren auf den Straßen der Republik gefordert.

Im brandenburgischen Joachimsthal verunglückte ein 28-jähriger Biker, als ihn seine Yamaha aus einer Kurve trug. Im Landkreis Hildesheim starb ein 88-jähriger Motorradfahrer an den Folgen eines Aufpralls. Und in Nordfriesland kam eine Frau ums Leben, die als Sozia bei ihrem Mann mitfuhr. Das Paar kollidierte mit einem Auto. Neben diesen tödlichen Unfällen gab es bundesweit zahlreiche schwere Verkehrsunfälle mit Beteiligung von Motorrädern. Auch im Altmarkkreis. Und die Saison hat erst begonnen.

Einer Studie des Allianz-Zentrums für Technik von 2022 besagt, dass bei 75 Prozent aller Unfälle mit Motorrad-Beteiligung ein Auto im Spiel war. Der ADAC spricht gar von 80 Prozent. „Der häufigste Gegner ist ein Pkw“, habe die Unfallforschung von Europas größtem Automobilclub ergeben. Beim Rest hingegen handle es sich um sogenannte Alleinunfälle.

Mehrere Schwerverletzte nach einem Mitorradunfall bei Arendsee.
Mehrere Schwerverletzte nach einem Mitorradunfall bei Arendsee.
Foto: Christian Ziems

Im Falle des schweren Unfalls auf der B 190 bei Arendsee kam es zu einer Kollision von zwei Motorrädern, teilt die Polizei im Altmarkkreis mit. Demnach kam ein Honda-Fahrer mit Sozius aus Richtung Seehausen. In der Fahrtrichtung stand noch ein Harley-Fahrer an einer roten Ampel auf einer Linksabbiegerspur, als er sich wohl umentschied und auf die Geradeausspur wechselte, auf der die Honda von hinten kam. Fahrer und Sozius wurden aufgrund des Zusammenpralls schwer verletzt, mussten mit Helikopter zu Krankenhäusern gebracht werden. Auch der Harley-Fahrer kam in eine Klinik.

In diesem Fall hatte der Harley-Fahrer vermutlich nicht in den Rückspiegel geschaut, ehe er den Fahrstreifen wechselte, mutmaßt die Polizei. Und dabei wird sie womöglich recht haben. Denn Unachtsamkeiten sind laut Studie des Allianz-Zentrums für Technik zumindest Auslöser für jeden zehnten Autounfall mit Verletzten.

Lesen Sie hier: Drei Schwerverletzte nach Motorradunfall bei Arendsee

Der Salzwedeler Fahrlehrer Thomas Schulz rät seinen Fahrschülern, bei Motorradfahrern besondere Vorsicht walten zu lassen. „Die Zweiradfahrer werden schnell übersehen.“ Grund dafür ist ihre schmale Silhouette im Vergleich zu mehrspurigen Fahrzeugen. „Außerdem sind sie oft zu schnell unterwegs“, so Schulz. Wer ein anderes Fahrzeug überholen möchte, sich von hinten aber ein Motorrad nähert, sollte einmal wegschauen und wieder in den Rückspiegel. Dann zeigt sich womöglich schon, wie schnell sich das Krad nähert. Im Zweifel erst das Motorrad vorbeiziehen lassen, raten Fahrlehrer. Auch Entgegenkommende könnten mitunter deutlich zu schnell fahren.

Thomas Schulz empfiehlt den Bikern, sich sichtbarer zu machen. „Mit bunten Helmen, Reflektoren oder Warnweste.“ Gesehen werden rettet im Zweifel Leben.

Polizei mahnt zur Vorsicht

Die Polizei in Niedersachsen mahnt ebenfalls zur Vorsicht aufgrund der begonnenen Motorradsaison 2024. „Motorräder haben oft ein extremes Gewichts-Leistungsverhältnis und somit unglaubliche Beschleunigungsmöglichkeiten. Diese Eigenschaften des Motorrades müssen aber mit dem eigenen Charakter gebändigt werden“, so Polizeihauptkommissar Martin Schwanitz von der Polizeiinspektion Lüneburg/Lüchow-Dannenberg/Uelzen. Die meisten Alleinunfälle würden sich durch Regeleinhaltung, insbesondere einer angepassten Geschwindigkeit, verhindern lassen.

Aber auch Autofahrer sollen nun vorsichter sein, so die Polizei im Nachbarbundesland: „Besonders die starken Beschleunigungswerte und die schmale Silhouette des Motorrads zählen zu den Risiken. Sie führen dazu, dass es immer wieder zu gefährlichen Situationen kommt, da der Motorradfahrer nicht oder zu spät wahrgenommen wird oder die Geschwindigkeit falsch eingeschätzt wird.“

„Motorradfahrer sind überaus stark gefährdete Verkehrsteilnehmer“, so der ADAC, der 2500 schwere Unfälle mit Motorrädern auf Landstraßen hat untersuchen lassen. Denn nirgendwo würden in Deutschland mehr schwere Unfälle passieren. Am häufigsten seien Fahrer zwischen 15 und 24 Jahren in Unfälle verwickelt. Mit dem Alter steige dann die Verletzungsgefahr.

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Neben elektronischen Assistenzsystemen rät der ADAC zudem, die Straßen sicherer zu machen. „Zahlreiche Maßnahmen in der Infrastruktur, zum Beispiel das Entfernen von Hindernissen neben der Fahrbahn, das Aufstellen von Richtungstafeln in Kurven oder motorradfreundliche Schutzeinrichtungen können Unfallhäufungspunkte entschärfen.“