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Stallpflicht beendet Hennen dürfen wieder raus

Die Stallpflicht für Geflügel ist beendet. Die Bio-Landwirte in Wiersdorf und Engersen geben ihren Hennen wieder Freilauf.

Von Antje Mewes 16.04.2017, 03:00

Wiersdorf/Engersen l Die zurückliegenden Monate waren für alle Geflügel haltenden Betriebe im Altmarkkreis eine schwere Zeit. Die Vogelgrippe bedrohte die Bestände. Zum Schutz hatten die Behörden die Stallpflicht angeordnet. Für die Hühner von Bio-Landwirt Jens Kulow in Wiersdorf war das kein Problem. Sie haben viel Platz in ihren Ställen und konnten in geschützten Wintergärten Frischluft ergattern. Inzwischen haben sie ihren großen Auslauf im Freien wieder in Beschlag genommen, können Futter suchen, scharren und im Sand baden.

Für den Halter der 2700 Legehennen verlief die Zeit nicht ohne Sorgen. „Die Vogelgrippe hängt wie ein Damoklesschwert über Freilandgeflügelhaltern“, sagt er. Zudem war die Stallhaltung mit höherem Aufwand und Kosten verbunden. Damit sich die Tiere nicht langweilen und sich gegenseitig anpicken, hat er für Beschäftigung gesorgt. Dafür erhielten die Tiere Biomöhren und hingestreuten Körnerweizen. Zudem konnten sie sich mit ihrer Einstreu beschäftigen. Und was auch wichtig ist: Der Platz reicht, „um sich aus dem Weg zu gehen“. Stress untereinander wird so vermieden.

Die 1500 Hühner der Rasse Lohmann braun auf dem Riethwiesenhof in Engersen von Franziska Klotz und Rudolf Sasse erhielten während ihres verordneten „Stubenarrestes“ ebenfalls Beschäftigungsanreize. Sie konnten aus großen Panoramafenstern ins Freie schauen und haben einen überdachten und gesicherten Freiluftbereich mit insgesamt mehr Fläche, als es die strengen Richtlinien der Öko-Verbände vorschreiben. Auch die Hennen in Engersen haben die Stallpflicht gut überstanden.

Beide Betriebe konnten ihre Eier während dieser Zeit als Bio vermarkten. Denn die Parameter für das Tierwohl wurden eingehalten. Und die Bio-Landwirte sind unisono froh, dass ihre Tiere von der Seuche verschont geblieben sind. „Es wäre gar nicht vorstellbar, wenn wir unsere Tiere verlieren würden“, sagt Franziska Klotz, während die Hennen zutraulich an ihrem Schuh picken.

Jens Kulow würde seine Hühner gern gegen Vogelgrippe impfen lassen, um sie zu schützen und will sich jetzt bei seinem Tierarzt danach erkundigen. Zudem hat eine nicht ganz billige Tierversicherung abgeschlossen.

Biologisch zu wirtschaften ist für ihn eine Herzenssache. „Anders geht es nicht“, ist er überzeugt. Wie sehr die intensive Landwirtschaft der Umwelt zusetzt, erlebt er als Imker immer deutlicher. Viele Bienenvölker seien durch die Auswirkungen von Insektiziden und Nahrungsmangel so sehr geschwächt, dass sie den Winter nicht überlebt haben.

Dabei ließe sich schon ohne die Umstellung auf Bio-Landwirtschaft mit einfachen Maßnahmen viel erreichen, ist er sicher. Als Beispiele nannte er, Streifen mit Platz für die Natur an Wegen, Gräben und zwischen einzelnen Schlägen und mehr mechanischen als chemischen Pflanzenschutz, der heutzutage maschinell schon gut und effizient machbar sei.

Die glücklichen Hühner in Wiersdorf und Engersen hatten jedenfalls keine Leistungseinbußen zu verzeichnen und haben fleißig gelegt. Sie brauchen anders als ihre Kolleginnen in der konventionellen Haltung auch nicht auf männlichen Beistand zu verzichten.

Beide Betriebe vermarkten die Eier an den Einzelhandel. In Engersen sind sie täglich rund um die Uhr mit einer „Kasse des Vertrauens“ vor dem Haus zu haben. Und was wäre ein Osterfest ohne Eier? Sie gehören seit jeher dazu – bunt gefärbt und schön verziert, Bräuche wie Ostereiertrudeln sind in der Altmark ein beliebter Zeitvertreib an den Feiertagen.

Franziska Klotz empfiehlt für die Bioeier auch Biofarben, zum Beispiel von Nawaro. Aber auch Spinat, Rote-Bete- oder Zwiebelsaft und Rotkohl eigen sich als biologische Färbemittel. Um einen besonders haltbaren und intensiven Farbton zu erhalten, sollten die Eier vor dem Färben mit Essigwasser abgeputzt werden. „Damit wird die Schutzschicht entfernt. Die Farbe kann besser in die Schale eindringen“, erzählt sie.