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Tourismus-Diskussion Vom Luftkurort zur Nagel-Stadt

Keine Strategie für die Zukunft des Tourismus in Arendsee, aber ein Vorschlag: Der Luftkurort soll Gustav-Nagel-Stadt werden.

Von Helga Räßler 28.11.2018, 00:01

Arendsee l Soll Arendsee Gustav-Nagel-Stadt werden? Die Mitglieder des Wirtschaftsförderungsausschusses wurden von der Vision ihres Ausschussvorsitzenden Jens Reichardt überrascht, der diese Idee in den Raum stellte. „Wir sollten nicht nur einfach die Person Gustav Nagel mehr in den Mittelpunkt rücken, sondern seine lebensreformerischen Ideen und Lebensweise“, erklärte er.

Auslöser war eine Tourismusdebatte mit einigen Anbietern wie Vertretern des Kindererholungszentrums, der Mutter-Kind-Kurklink und des Jugendwaldheims. Sie sollten sich zu ihren Wünschen und Vorstellungen beziehungsweise Forderungen zur Belebung des touristischen Bereichs äußern.

Klinikleiterin Marion Danner schwor auf mehr Bewegung an frischer Luft und wünschte sich an der Seepromenade Gelegenheiten zu Kneippbädern und Barfußpfade. „Da könnte am Beispiel und Vorbild Gustav Nagel viel zur gesunden Lebensweise unserer Kurgäste und anderer Urlauber viel mehr geleistet werden“, sagte sie.

Auch KiEZ-Chefin Irmela Spöttle fehlen solche Angebote der Stadt. „Wir bieten unseren Gästen viel im eigenen Haus, aber was hat die GmbH für die Zukunft geplant?“, wollte sie wissen

Ihre pädagogische Leiterin Heidrun Schröder schloss sich an. Ihr fehlten in der Stadt Angebote als Schlechtwettervarianten und sportliche Betätigungen an der Seepromenade. „Wir sind eine kleine gemütliche Gemeinde mit so schönen und romantischen Ecken, die es zu entdecken gilt – auch mit wirklich guten Stadtführern, die auch junge Leute ansprechen“, betonte sie.

Stadtrat Uwe Walter, Vorsitzender des Klostervereins, verwies auf den AudioGuide als digitaler Klosterführer, der sowohl für Erwachsene als auch in einer extra ausgedachten Form für Kinder aufgelegt sei. Und über Leader wolle das Klosterteam Projekte für jüngere Besucher entwickeln.

Das macht der Nagel-Förderverein, der an dem Abend allerdings nicht vertreten war, um über das breite Spektrum an Aktivitäten zur Erhaltung und Nutzung des Nagelareals als Garten Eden zu informieren.

Peter Kramer vom Jugendwaldheim, wo Schüler ihr Pensum an Waldarbeit und Freizeit absolvieren, schätzte ein: „Die Wanderrast ist das einzige Haus mit verlässlichen Öffnungszeiten die ganze Woche lang, während andere gastronomische Einrichtungen öfter Ruhetag haben und offenbar wegen Reichtums zu bleiben.“

Er hob hervor, dass alle Gäste ihr Geld in der Stadt ließen und mit attraktiveren Angeboten belohnt werden sollten.

Doch in der ganzen Debatte gab es wenig Konkretes. Und beim Vorschlag Jens Reichardts, sich zu einem „Brainstorming“ zum Gedankenaustausch über Zukunftsplanungen zu treffen, antwortete Kirsten Hohmeyer: „Es fehlt Arendsee an einer Strategie.“ Der Satz, dass wegen eines Bettes niemand nach Arendsee zum Erholen komme, treffe den Punkt. „Aber wo will die Stadt in zehn Jahren sein?“ Bürgermeister Norman Klebe verwies auf den vor zwei Jahren initiierten Zukunftskompass, bei dem Arendseer und Ortsteilbewohner Ideen zusammengetragen hatten.

„Aber wo sind konkrete Ergebnisse, Maßnahmen, Aktionen?“ Das fragten nicht nur Hohmeyer und Danner, die in ihren Einrichtungen anders und zielorientierter arbeiten. „Wir orientieren uns daran, was unsere Gäste wünschen und wie wir das mit eigenen Mitteln und unseren Partnern zeitnah realisieren können“, so Marion Danner.

Geschäftsführer Michael Meyer von der Luftkurort GmbH hatte zwar eine sehr positive Bilanz der Saison 2018 mit einem Plus von voraussichtlich 50 000 Euro gezogen und einen vielversprechenden Wirtschaftsplan 2019 vorgestellt. Aber außer der „Queensanierung“ standen keine großen neuen Maßnahmen im Strandbad oder auf dem Campingplatz zur Debatte. Für mehr als die laufenden Aufgaben und Betriebsaufrechterhaltung fehle es am Geld, hieß es.

Am Ende erscholl der permanente Ruf nach einem Kurdirektor, der dann den Tourismus regele. Der wird dann wovon bezahlt?