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Hohenlangenbecker feiern am Wochenende ihre urkundliche Ersterwähnung vor 900 Jahren Über Meteoritenfall, Pferdezucht und eine Sage

Von Anke Pelczarski 14.09.2012, 05:17

Der heutige Kuhfelder Ortsteil Hohenlangenbeck ist vor 900 Jahren erstmals urkundlich erwähnt worden. Dieses runde Jubiläum wird morgen und übermorgen gefeiert. Dann gibt es auch Geschichtseinblicke. Diese hat Gesine Thomas zusammengetragen.

Hohenlangenbeck l "Ich bin eingetaucht in die Geschichte von Hohenlangenbeck, von der ich vorher nicht viel Ahnung hatte", gibt Gesine Thomas zu. Seit 1994 sei sie in dem kleinen Rundlingsdorf, in dem heute 66 Menschen leben, zu Hause. Doch richtig viel wisse sie erst, seitdem sie mit Älteren gesprochen und im Salzwedeler Stadtarchiv nach Wissenswertem gesucht habe. Viel gegeben hätten ihr die Gespräche mit Erhard Hartwig, der "ein wandelndes Jahrbuch" ist. Aber auch andere hätten geholfen, mit Erzählungen und mit alten Fotos.

So hat Gesine Thomas eine Festschrift zum 900-Jährigen zusammengestellt und einen Vortrag über die Geschichte, den sie morgen Abend während der Festveranstaltung halten wird - unterlegt mit Bildern.

Aus der ganz frühen Historie sei vergleichsweise wenig bekannt. Mehr Wissen sei ab dem 20. Jahrhundert erhalten. "1913 erhielten die ersten Haushalte in Hohenlangenbeck elektrischen Strom. Und 1934 wurde die freiwillige Feuerwehr gegründet. Erster Wehrleiter war übrigens Gustav Bammel", erzählt sie. Dann gestattet Gesine Thomas einen Vorab-Blick in die Festschrift. In dieser ist auch eine von gerade mal zwei Postkarten-Motiven enthalten, die in dem kleinen Ort entstanden sind. Darauf ist die Gaststätte "Drei Linden" zu sehen, etwa um 1920 fotografiert. "Ich habe herausgefunden, dass es diese Gaststätte seit 1888 gab. Aber keiner weiß mit Sicherheit, wie lange sie geöffnet war", berichtet die Hohenlangenbeckerin.

Eine interessante Geschichte sei auch, wie die Schule in den Ort kam. Einst sei in Privathäusern unterrichtet worden. Die Dorfbewohner wollten eine eigene Schule, was aber abgelehnt wurde, weil es zu wenig Kinder gegeben habe. Daraufhin sei Geld gesammelt worden, um bedürftige Kinder aus Berlin hier aufzunehmen und zu unterrichten. So sei 1937 eine Schule gebaut worden, in der bis Mitte der 1960er Jahre gelernt wurde.

Herausgefunden habe sie zudem, dass im Jahr 1939 zehn stolze Autobesitzer in Hohenlangenbeck zu Hause gewesen seien, schildert Gesine Thomas.

Nicht ganz unbekannt sei der Ort auch unter Pferdesportlern und -züchtern. Der Name Erhard Treß sei da immer wieder gefallen. Der Reitverein sei erst in Püggen angesiedelt gewesen, aber viele Hohenlangenbecker hätten mitgemacht. In unrühmlicher Erinnerung geblieben ist das Jahr 1982: Damals seien vier Zuchtstuten bei einem starken Gewitter vom Blitz erschlagen worden.

Überregional sei das Rundlingsdorf am 14. November 1985 bekannt geworden. Denn damals ist ein Meteorit in die Erdatmosphäre eingedrungen, hat es für einen Moment taghell werden lassen. Lehrer Manfred Tiburtius, der im Hohenlangenbecker Schulhaus lebte, hatte dies beobachtet. Patric Scharff aus Kuhfelde, damals 13, ging mit seinem Freund Alexander Tiburtius auf die Suche und fand einen 42 Gramm schweren Stein, der vom Meteoriten stammte.

Einen Extra-Komplex habe sie dem ältesten Gebäude des Ortes, der Feldsteinkirche, gewidmet. Ein im Jahr 2007 gegründeter Förderverein engagiere sich für deren Erhalt. Da sei schon einiges erreicht worden.

Eine Sage habe ebenfalls in der Festschrift nachzulesen. Sie trägt den Titel "Der Butterstein oder die unwürdige Braut". "Darauf hat mich erst meine Tochter Verena gebracht", erzählt Gesine Thomas. Die heute 13-Jährige habe im Grundschul-Unterricht bei Roswitha Siewert gut aufgepasst. Denn damals sei die Sage über Hohenlangenbeck mit behandelt worden. Die Lehrerin hatte die Überlieferung zwar notiert. Doch der Sagen-Fachmann Arno Sommerfeld konnte zweifelsfrei bestätigen, dass diese Erzählung auch tatsächlich existiere.

Gesine Thomas freut sich auf das Wiedersehen mit ehemaligen Bewohnern des Ortes, die ihr Kommen zugesagt haben. "Mit den Einblicken in die Chronik möchte ich nicht nur den Älteren eine Freude machen, sondern allen Hohenlangenbeckern", sagt sie.