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Verkehrssicherheit „Das sind Halbwahrheiten“

Die Salzwedeler Verkehrswacht bemängelt weniger gewordene Mittel. Die Landesverkehrswacht Sachsen-Anhalt hält dagegen.

Von Alexander Rekow 13.07.2018, 16:31

Salzwedel l „Wir müssen die schlechte Botschaft den Leiterinnen der Kitas und Grundschulen überbringen“, raunt Wolfgang Pietsch, Vorsitzender der 1991 gegründeten Salzwedeler Verkehrswacht. Mit der schlechten Nachricht meint der Salzwedeler, dass ihm nicht mehr die gleichen finanziellen Mittel zur Verfügung stehen und seine Verkehrswächter damit nicht mehr flächendeckend die 69 Kitas und 26 Grundschulen im Altmarkkreis mit Präventionsarbeit erreichen. Im Vorjahr hätten ihm noch 20 000 Euro zur Verfügung gestanden. „Von 2014 bis 2017 lief das reibungslos“, sagt er. In diesem Jahr seien es aber 4000 Euro weniger – sprich 16 000 Euro. „Wir bräuchten eigentlich 25 000 Euro.“ Nur so könne gewährleistet werden, dass der Vorsitzende und seine Mitglieder mit dem eigenen Transporter samt Anhänger das Equipment durch den Kreis fahren, aufbauen, beraten und helfen. „Wir sind auf Messers Klinge“, beschreibt er die Situation. Als Ursache habe man ihm erklärt, dass in Sachsen-Anhalt mehr Verkehrswachten das ‚Kis-Programm‘ (Kinder im Straßenverkehr) des Bundes umsetzen und daher das Geld verteilt werde.

Für den Geschäftsführer des Landesverbandes der Deutschen Verkehrswacht, Jens Sondershausen, ist die Kritik aus Salzwedel nicht nachvollziehbar. „Das sind Halbwahrheiten – Herr Pietsch profitiert vom dreifachen Budget“, heißt es aus der Landeshauptstadt. Der Geschäftsführer rechnet vor: „Die Bundesmittel betragen 500 000 Euro, die sich mit einem Länderschlüssel auf alle 16 Bundesländer aufteilen.“ Doch weil nicht alle Verkehrswachten der Republik ihr Kontingent abrufen, gehen 105 000 statt nach dem Schlüssel 38 000 Euro nach Sachsen-Anhalt. Davon wiederum gehen besagte 16 000 Euro in den Altmarkkreis. Offiziell wären es aber die berechneten 11 000 Euro. „Dass Herr Pietsch mehr will, ist lobenswert“, meint Jens Sondershausen. Auch ihm ist eine flächendeckende Abdeckung der Präventionsarbeit wichtig. „Aber ich nehme keinem anderen etwas weg“, betont der Geschäftsführer mit Nachdruck. Denn für Jens Sondershausen ist eines Fakt: „Herr Pietsch bekommt von allen am meisten.“ Außerdem, so der Geschäftsführer des Landesverbandes, sei nicht vorgesehen, jede Einrichtung zu besuchen, sondern mehrere zusammenzulegen.

„Für uns wäre es sehr schade“, sagt Katrin Bernd, Leiterin der Kita Märchenland in Kalbe. Ihre Einrichtung und die Verkehrswacht arbeiten seit Jahren zusammen – und das nachhaltig, betont sie. Für sie dürfen Einheiten wie die Erklärung des Toten Winkels oder das korrekte Ein- und Aussteigen im Bus keinesfalls gestrichen werden. „Gerade für die Einschüler ist das wichtig“, weiß die Kita-Leiterin: „Das können wir nicht alleine stemmen.“

Wenn der Bundeshaushalt nicht ausreicht und das Land Sachsen-Anhalt die Probleme kenne, dann müsse eben zugeschossen werden, sagt Wolfgang Pietsch. Sparen auf dem Rücken der Kinder sei für ihn keine Option. Daher haben er und seine Mitglieder schon aus eigener Tasche zugeschossen.

Noch sei der Zug aber nicht abgefahren. Am 31. Juli kommen die Landeschefs der 16 Verkehrswachten zusammen. Sollten dann nicht alle Gelder verteilt sein, so Jens Sondershausen, können noch Mittel vergeben werden. „In den Vorjahren ist das noch nicht passiert“, hält Wolfgang Pietsch dagegen.