15 bis 16 Uhr: Fehler finden und beheben
24 Stunden unterwegs im Salzlandkreis: 15 bis 16 Uhr - Autoservice Kuhne in Schönebeck.
Schönebeck l Da steht er, der silberfarbene Mercedes C-Klasse. Sein Besitzer hat ihn hier in der Werkstatt vom Autoservice Kuhne abgeliefert. Der Grund: Leistungsverlust. "Wahrscheinlich ist es ein elektronisches oder mechanisches Problem", sagt Steffen Kuhne, Meister der Kraftfahrzeugmechatronik, und schließt seinen Laptop an. Der Fehler wird ausgelesen, Kuhne wird mit dessen Hilfe die Diagnose erstellen. "Dieser Patient ist schon alt", sagt Kuhne, "der hat schon über 200 000 Kilometer runter." Die Liste ausgelesener Fehler wird wohl lang sein, vermutet der 42-Jährige. Kuhne spricht bestimmt, seine Arbeitserfahrung hört man heraus. Vor 15 Jahren hat er seinen Meister gemacht, 2002 das Unternehmen seines Vaters, Hans Otto Kuhne, übernommen.
Während der Laptop noch auf Fehlersuche ist, wendet sich Steffen Kuhne einem dunkelblauen Volvo V70 zu. Bei dem Kombi muss das Klimakältemittel aufgefüllt werden - reine Routinearbeit. "Holst du mal das UV-Licht" ruft Kuhne seinem Lehrling Christoph Hüneburg zu. Das Kältemittel beinhaltet ein Kontrastmittel, welches in der ultravioletten Strahlung sichtbar wird. Kuhne öffnet die Motorhaube und leuchtet hinein. Nichts. "Das ist gut. Es bedeutet, dass es keine undichten Stellen gibt, nichts ausläuft." Bei diesem Volvo müssen sich 700 Gramm in der Klimaanlage befinden. Um das zu prüfen, schiebt Kuhne ein speziell dafür vorgesehenes Gerät neben das Fahrzeug und drückt auf ein paar Tasten. "Die Technik ist heute umfangreicher als früher", kommentiert Kuhne. "Das Berufsbild des KfZ-Mechatronikers hat sich geändert. Es ist viel mehr theoretisches Wissen nötig, dafür fallen weniger Reparaturen an."
Rund zwei Drittel der Arbeit erledigen Mechatroniker heutzutage am Computer. "Die Autos sind mit Elektronik vollgestopft", begründet Kuhne. Das an den Volvo angeschlossene Gerät benötigt etwa 20 Minuten, dann wird es einen Ausdruck ausspucken mit allen nötigen Informationen zum Kältemittel und es austauschen.
Taxen mit 1 Million Kilometer
Währenddessen fährt ein Taxi an der Werkstatt vor. "Das hört sich aber metallisch an", lauscht der Mechatroniker. "Wird ein Motorlaufproblem sein." Das Taxi kennt Kuhne schon. Es ist schon 400 000 Kilometer gefahren. "So viel wie sich das anhört ist das gar nicht", weiß Kuhne, "es gibt auch Taxen, die schon weit über eine Million Kilometer gefahren sind." Kuhne spricht mit dem Fahrer einen Termin ab und geht in sein Büro.
Wenige Minuten später tritt ein älterer Herr ein und fragt nach dem Preis eines Keilrippenriemens für seinen Mitsubishi Colt. Kuhne tippt etwas in seinen PC ein. 25 Euro kostet "ein guter", 18 Euro "ein nicht so guter". Dem Interessenten ist das zu teuer. Kuhne sind in preislichen Fragen die Hände gebunden. Er kann nur das anbieten, was der Markt her- und vorgibt. "Ein unzufriedener Kunde verdirbt einem zehn weitere", zitiert Kuhne eine Regel der Betriebswirtschaftslehre. "Deswegen biete ich jedem Kunden qualitativ gute Ware an - nicht, dass sie sich in einem halben Jahr beschweren müssen, dass der günstigere Keilrippenriemen wieder gerissen ist." Kuhne zählt etwa 800 Kunden im Jahr. Die Anzahl seiner Aufträge ist konstant, sagt er, kein Anstieg, aber auch kein Abfall. "Es gibt viele Mitbewerber in dieser Branche", sagt Kuhne. Allein in Schönebeck gebe es 35 Werkstätten.
Gespräch mit dem Kunden wichtig
Zurück zum silbernen Mercedes. Inzwischen schwebt er auf der Hebebühne. Mit seiner UV-Lampe ausgerüstet, inspiziert der Meister den Unterbau. "Die Ölwanne scheint undicht zu sein. Ich werde die Dichtung austauschen müssen, die Ölwanne neu abdichten." Zusätzlich wird Kuhne gleich noch eine Probefahrt machen. 15 Minuten wird er fahren und darauf achten, wie sich das Auto verhält. Er wird aufmerksam auf Ungewöhnliches achten, wird versuchen, seltsame Anzeichen zu deuten. "Es ist ganz wichtig, in alle Richtungen zu denken. Der Job des KfZ-Mechanikers besteht zu 50 Prozent aus der Fehlersuche - in den anderen 50 Prozent der Zeit versucht man diese dann zu beheben." Neben dem Verständnis für die Mechanik und Elektronik des gesamten Fahrzeugs hilft vor allen Dingen das Gespräch mit dem Kunden: Wann tritt ein Problem auf? Und wie macht es sich bemerkbar? Wie ein Arzt versucht Kuhne mit den Informationen einen Untersuchungsbefund zu erstellen.
Kuhne wirft einen Blick zu seinem Vater und dem Auszubildenden, die sich an einem Ford Fiesta zu schaffen machen. Die Elektronik der Hängerkupplung funktioniert nicht, der Kunde wusste nicht, warum. "Sie wurde falsch verbaut", lautet nach kurzem Kopfzerbrechen das Urteil der Männer. Da ihnen kein Schaltplan für den Anschluss der Kabelverbindung zur Autokupplung vorliegt, können sie nicht handeln. Eine Absprache mit dem Kunden ist nötig.
In diesem Moment klingelt das Telefon. Steffen Kuhne hebt ab, bedankt sich, legt auf. "Das war ein langjähriger Kunde. Er wollte mir nur mitteilen, dass er sich ein neues Auto gekauft hat und nach Ablauf der zweijährigen Garantie wieder zu uns kommt." Dann geht er zurück zum Volvo, der Ausdruck mit Informationen zum Klimakältemittel liegt vor: 760 Gramm sind drin - mehr als hinein gehört. "Da hat es wohl jemand gut gemeint - aber wenn zu viel drin ist, kann es die Leistung genauso verschlechtern, wie bei Mangel des Mittels", sagt Kuhne. Erneut drückt er einige Tasten. Das Gerät beginnt mit dem Austausch des Klimakältemittels. Kuhne beginnt mit der Probefahrt der C-Klasse.