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Stadtwerke Glückwünsche für "gute Tochter"

Im Sommer 1940 ist in Schönebeck ein Unternehmen gegründet worden, dass den Bürgern manches Licht aufgehen lässt. Die Stadtwerke GmbH.

Von Ulrich Meinhard 09.10.2015, 17:56

Schönebeck l Kerzen, klassische Musik und ein Feueralarm, der mehrfach und ganz offensichtlich unbegründet los ging: Der sensiblen Technik muss es wohl zu heiß geworden sein bei der Feier der Stadtwerke Schönebeck anlässlich des 75. Geburtstages des Versorgungsbetriebes. Anberaumt war die Feierlichkeit Donnerstagabend im großen Saal des IGZ Inno Life in Bad Salzelmen.

Das Attribut „energiegeladen“ schrieb Oberbürgermeister Bert Knoblauch (CDU) in seinem Grußwort der „guten Tochter“ jedenfalls zu. Deshalb sei das 100-prozentig kommunale Unternehmen auch im gereiften Alter von 75 Jahren noch immer jung. Knoblauch gebrauchte ein Wortspiel, um die Leistungen der Stadtwerke GmbH zu umschreiben: Wärme: „Uns wird warm ums Herz.“ Strom: „Da geht uns ein Licht auf.“, Wasser: „Es ist alles im Fluss.“ „Und dann ist man motiviert, Gas zu geben – denn auch dies ist im Angebot.“

Ein Stück weit in Richtung Demut führte das Stadtoberhaupt seine Zuhörer mit dem Satz: „Man nimmt die Versorgung mit den verschiedenen energetischen Medien, wie es in der Fachsprache heißt, oft schon allzu selbstverständlich. Man stelle sich nur einmal vor, der eigene Haushalt würde diese Versorgung mit einem Schlage entbehren müssen. Das ist eben kaum vorstellbar.“

Auf einen Exkurs in die Geschichte der Energiegewinnung - mit allen ihren Vor- und Nachteilen - ging der Aufsichtsratsvorsitzende der Stadtwerke, Georg Wagener-Lohse. Mit seinem Redebeitrag sprach er die enormen Umbrüche in der Energiewirtschaft Deutschlands an, die seit Jahren anhalten und noch weiter anhalten werden. Auch für ein kommunales Unternehmen stelle sich die Frage, wie es die Neustrukturierung meistert. „Ich wünsche Ihnen einen mutigen Blick auf die anstehenden Veränderungen“, sagte Wagener-Lohse. (Anmerkung der Redaktion: Gemeint ist die zunehmende Nutzung erneuerbarer Energien)

Die besten Wünsche der Landesregierung überbrachte die Staatssekretärin im Ministerium für Wissenschaft und Wirtschaft Sachsen-Anhalt, Tamara Zieschang. Sie räumte ein, dass es die Politik sei, die den Energieversorgern das Leben schwer mache und kündigte einen „regulatorischen Herbst“ an. An die Adresse der Stadtwerke gerichtet sagte sie: „Sie bringen sich nicht nur wirtschaftlich ein. Sie machen das Leben in Schönebeck durch Ihr Engagement attraktiver.“

Lauftext

Die eigentliche Festrede hielt Johannes Kempmann. Er ist technischer Geschäftsführer der Städtischen Werke Magdeburg und zugleich Präsident des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (vertritt rund 1800 Unternehmen). „75 Jahre, das ist was“, würdigte er, verband das Gründungsjahr 1940 mit dem Hinweis auf die Eröffnung des ersten McDonald Restaurants, aber auch mit dem Verweis auf die dunkelste Zeit deutscher Geschichte, um anzuschließen: „Die Branche steckt in einem weitreichenden Umbruch, wie sie keine andere Branche erlebt.“ Kempmann ist überzeugt, dass die Stadtwerke Schönebeck GmbH ein konkurrenzfähiger Energielieferant ist und auf eine Erfolgsgeschichte zurückblicken kann. Der Vorteil der Stadtwerke in Deutschland sei deren Kundennähe und das Kundenvertrauen, das diesen Versorgern entgegengebracht werde.

Kempmann kritisierte, dass es Bund und Ländern in Deutschland innerhalb von vier Jahren nicht gelungen sei, sich bei der Förderung der energetischen Gebäudesanierung zu einigen. Eine der bundesweiten Herausforderungen sei das „fit machen der Netze für die dezentrale Einspeisung“. Sein Wunsch für die Stadtwerke Schönebeck und die nächsten 75 Jahre: „Machen Sie weiter so und nehmen Sie die Herausforderungen an.“

Friedrich Husemann hatte sich eingangs bei der Begrüßung der Gäste an die Knigge- Empfehlung gehalten und sich kurz gefasst. „Sie sind mir alle gleich lieb“, sagte er an das Auditorium gewandt. Zu den Gästen der Feier gehörten Vertreter aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft. Für die musikalische Umrahmung sorgte die Mitteldeutsche Kammerphilharmonie und der Saxophonist Jan Sichting. Später am Abend brachte der Magdeburger Kabarettist Lars Johansen kurzweilige Stimmung in den Saal.