Kernkraft Atommüll: Region um Schönebeck als Endlager noch nicht ausgeschlossen
Wohin mit dem Atommüll? Diese Suche nach einem geeigneten Endlager beschäftigt die Bundesrepublik bereits einige Jahre. Die Region Schönebeck ist als Endlager-Standort noch im Rennen.

Schönebeck. - Niemand will ihn haben, aber irgendwo wird er hin müssen: Atommüll. Die neue Suche nach einem geeigneten Endlager für den strahlenden Abfall beschäftigt die Bundesrepublik schon seit über sieben Jahren – und wird dies auch noch einige Jahrzehnte weiter tun. Bei der Suche nach einem Endlager-Standort sind der Salzlandkreis und die Region um Schönebeck nach wie vor noch nicht ausgeschieden. Oder wie es Michael Gremmes, Schönebecks Amtsleiter für Stadtplanung und Bauwesen, im Bauausschuss kürzlich formulierte: „Die Stadt Schönebeck ist noch im Rennen, um es mal salopp ausdrücken.“
Aber: Das ist noch kein Grund, aus Sorge Hals über Kopf die Stadt zu verlassen. Denn einerseits kommen noch zahlreiche weitere Gebiete in der Bundesrepublik infrage. Genau genommen handelt es sich noch um rund 44 Prozent der Fläche Deutschlands, die theoretisch als Endlagerregion geeignet sein könnten. Und andererseits wird es, wie bereits angedeutet, noch lange dauern, bis eine endgültige Entscheidung getroffen wird. Hieß es anfangs noch, dass die Standortsuche im Jahr 2031 abgeschlossen sein dürfte, so geht die zuständige Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) mittlerweile davon aus, dass sich die Entscheidung bis ins Jahr 2046 verschieben wird – optimistisch gerechnet. Bei einer eher pessimistischen Rechnung könnte sich der Prozess sogar bis ins Jahr 2068 verschieben.
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Dass die Suche nach einem Endlager noch lange nicht abgeschlossen ist, betonte auch Michael Gremmes im Schönebecker Bauausschuss. Schließlich befinde sich das Verfahren nach sieben Jahren noch immer noch in Phase 1 (Teilgebiete und Vorschlag für Standortregionen). Daran schließen sich in Zukunft noch übertägige (Phase 2) und untertägige Erkundungen (Phase 3) an. Dennoch wollte Gremmes die Ausschussmitglieder auf den aktuellen Stand bringen.
Schönebeck, das Bördeland, Calbe und weitere Gemeinden (vor allem in südlicher und westlicher Richtung, siehe unten stehende Karte) befinden sich in einem Teilgebiet, zu dem noch keine „repräsentativen vorläufigen Sicherheitsuntersuchungen (rvSU)“ durchgeführt oder veröffentlicht worden sind. „Das bedeutet, dass dieses Gebiet im Verlauf der weiteren Arbeiten noch bewertet und kategorisiert wird“, informiert die BGE online. Hier finden Sie die interaktive Karte des BGE.

So eine „rvSU“ besteht aus verschiedensten Analysen und Untersuchungen. Unter anderem im Rahmen der Geosynthese werden alle sicherheitsrelevanten geowissenschaftlichen und geologischen Daten zusammengestellt, ausgewertet und interpretiert, heißt es von der BGE.
Fällt auf, dass im Rahmen der Überprüfungen die Mindestanforderungen nicht erfüllt werden oder anderweitige Ausschlusskriterien greifen, wird das Teilgebiet der Kategorie D zugeordnet. Das heißt dann, dass das Areal nicht für die Endlagerung geeignet ist und ausscheidet. Scheidet die Region nicht aus, wird sie weiter geprüft, bewertet und entsprechend der Ergebnisse schließlich der Kategorie C, B oder A zugeordnet. Wobei unter Kategorie A die Regionen zu verstehen sind, die am besten als atomares Endlager geeignet sind. Der Anspruch an den Standort ist indes hoch: Laut BGE soll der Atommüll für eine Million Jahre dort sicher aufbewahrt werden können.
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Im übrigen handelt die BGE bei der Standortsuche nicht im Alleingang. Die Vorschläge der BGE werden beispielsweise am Ende jeder Phase vom Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) überprüft. Und die finale Entscheidung, wo das Endlager wirklich entstehen soll, wird in einigen Jahrzehnten der Bundestag fällen müssen.