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Studie Auf dem Radschnellweg nach Magdeburg?

Eine Machbarkeitsstudie untersucht derzeit, ob ein Radschnellweg von Schönebeck nach Magdeburg Realität werden könnte.

Von Bianca Oldekamp 19.06.2019, 01:01

Schönebeck/Magdeburg l Der Blick in den Pendleratlas der Agentur für Arbeit zeigt es: Der Salzlandkreis ist Pendlerland. Von rund 72.500 sozialversicherungspflichtig Beschäftigen im Landkreis pendeln 34,7 Prozent zur Arbeit in einen anderen Landkreis. Vom Salzlandkreis aus in die Landeshauptstadt nach Magdeburg müssen allein 7634 Arbeitnehmer. Die meisten von ihnen bestreiten den fast täglichen Weg mit dem Auto oder nutzen öffentliche Verkehrsmittel wie Bus und Bahn. Auf das Fahrrad setzen nur wenige.

Das könnte sich allerdings ändern. Denn die Landeshauptstadt Magdeburg hat bei einem externen Unternehmen eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, die Radschnellverbindungen vom Zentrum der Landeshauptstadt in das Magdeburger Umland untersucht – auch nach Schönebeck.

Konkret soll ein möglicher Verlauf der Strecke innerorts ab Elbenauer Straße über den Streckenweg entlang der Elbe bis zur Wallstraße und dann weiter über Großer und Kleiner Steinklum bis zum Burgwall untersucht werden. Der bereits vorhandene Radweg neben der L 51 wird als Vorzugstrasse bezeichnet und würde in den Streckenverlauf mit eingebunden.

In Magdeburg wird ein Weg untersucht, der noch vor dem Pflanzenmarkt von der Landesstraße wegführt und über den wenig befahrenen Abschnitt der Straße Alt Westerhüsen geht. Immer entlang der Bahngleise und somit abseits der Hauptverkehrsstraße führt der untersuchte Weg bis nach Magdeburg Buckau.

Dabei legt die Studie des externen Unternehmens aus Berlin, das sich unter anderem auf die Untersuchung von Radverkehrsstrategien spezialisiert hat, ihren Schwerpunkt auf Bürgerbeteiligung. So konnten Interessierte über einen Zeitraum von zwei Wochen in eine interaktive Karte im Internet Gefahrenpunkte einzeichnen, kenntlich machen, welche Strecken attraktiv oder unattraktiv sind und ihre Ideen zu möglichen Streckenführungen vermerken.

Die Anregungen von über 1000 Ideen- und Hinweis-Gebern sind noch bis Ende Juni online einsehbar.

Magdeburgs Stadtsprecherin Kerstin Kinszorra erklärt: „Alle Hinweise und Vorschläge werden aufgenommen und entsprechend ihrer Themenfelder kategorisiert.“

Zum Umgang mit der Studie sagt sie, dass die Machbarkeitsstudie zunächst aufzeige, wo solche Radschnellverbindungen überhaupt sinnvoll seien. Dabei wird auch der Kosten-Nutzen-Aufwand ins Verhältnis gesetzt. Sobald die Ergebnisse der Studie vorliegen, folgen weiter Untersuchungen.

„Auf Basis dieser Studie werden in einer zweiten Stufe vertiefende Untersuchungen zur Planung von trassenfeinen Verbindungen zwischen der Landeshauptstadt Magdeburg und dem Umland entsprechend vorbereitet und erarbeitet“, erklärt sie das weitere Vorgehen.

Die Erstellung der Studie wird von einem interkommunalen Arbeitskreis begleitet. Neben Vertretern der Landeshauptstadt Magdeburg und der betroffenen Landkreise sowie des Ministeriums für Landesentwicklung und Verkehr sind auch Vertreter des Allgemeinen Deutschen Automobil-Clubs (ADAC) und des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) sowie die Industrie- und Handelskammer (IHK) Magdeburg beteiligt. Die Ergebnisse eines Workshops mit Vertretern dieser Akteure und der davon betroffenen Gemeinden und Städte sind ebenfalls in die Online-Befragung eingeflossen.

Ob es aber tatsächlich eine Radschnellverbindung nach Schönebeck geben wird, ist zur Zeit noch unklar. „Inwieweit tatsächlich eine Radschnellverbindung realisiert werden kann, hängt von verschiedenen Faktoren z. B. bauliche Realisierbarkeit, Verfügbarkeit der Flächen und Finanzierung der Maßnahmen u. a. ab, die den Rahmen einer Studie deutlich sprengen würden“, erklärt Magdeburgs Stadtsprecherin.

Auf der Politik-Agenda steht das Thema Radschnellwege in der Region bereits seit über zwei Jahren. Mit dem Beschluss des Haushaltsplans 2017 wurde die Stadtverwaltung Magdeburg finanziell in die Lage versetzt, eine Konzeption zu Radschnellwegen von einem Dienstleister erarbeiten zu lassen.

Erstellt wird die Machbarkeitsstudie allerdings erst jetzt. Ein Grund dafür geht aus einer Antwort vom März 2018 auf eine Stadtratsanfrage der Grünen in Magdeburg durch Dieter Scheidemann, Beigeordneter für Stadtentwicklung in Magdeburg, hervor. Im vierten Quartal 2017 hatte die Stadt die Durchführung einer solche Studie ausgeschrieben, aber keine Angebote erhalten. Als Fertigstellungs-Datum wurde zu dieser Zeit der Sommer 2019 angegeben.

Tatsächlich soll die Studie ihren Abschluss laut aktueller Aussage von Magdeburgs Stadtsprecherin Kerstin Kinszorra im dritten Quartal finden. Ob und wann ein Radschnellweg gebaut wird, kann sie allerdings noch nicht sagen.

Die Niederlande hingegen machen vor, was nicht nur in Sachsen-Anhalt zur Zeit weitestgehend noch Zukunftsmusik ist: Rund 300 Kilometer Radschnellweg verlaufen durch das Nachbarland, weitere 600 Kilometer sind aktuell laut „Fietsersbond“, einer niederländischen Vereinigung die sich um die Belange von Radfahrern kümmert, konkret in Planung.

In Deutschland hingegen gibt es derzeit keine 50 Kilometer Strecke, auf denen Radfahrer abseits des Stadtverkehrs von A nach B kommen.

Attraktiv sind Radschnellwege, weil sie Radfahrern durch ihre gerade Linienführung und der Gestaltung ihrer Kreuzungen und Einmündungen sowie einer möglichst glatten Oberfläche und geringen Steigungen ein bequemes und sicheres Vorankommen ermöglichen.

Der Kraftaufwand wird vermindert und die Reisezeit verkürzt. Auf diese Weise können auch weiter entfernte Ziele – wie beispielsweise der Arbeitsplatz in Magdeburg – mit dem Rad gut erreicht werden. Die Wege werden in die Stadt und die Landschaft eingebunden und so breit angelegt, dass man entspannt nebeneinander fahren und überholen kann. Sie werden in der Regel getrennt vom Auto- und Fußgängerverkehr geführt. Radschnellwege werden vor allem zwischen benachbarten Städten gebaut.

Als Vorzeige-Radschnellweg gilt in den Niederlanden der „Fietssnelweg F 35“. Er verläuft entlang der Autobahnen 1 und 35 durch die Provinz Overijssel von Enschede über Hengelo und Almelo auf einer Strecke von rund 62 Kilometer nach Nijverdal. Teilstrecken binden auch die abseits der Haupttrasse gelegenen Städte Oldenzaal und Vriezenveen an.

Geplant ist, dass dieser Radschnellweg bis in die deutschen Städte Gronau und Ochtrup in Nordrhein-Westfalen weiterführen sollen. Entscheidend für die Planung war auch in der deutsch-niederländischen Grenzregion eine Machbarkeitsstudie, die 2017 durchgeführt wurde. Katharina Detert vom Stadtmarketing Gronau erklärt: „Gewollt ist dieser Radschnellweg. Erst gestern gab es ein Treffen zu diesem Thema.“