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Naturschutz  Ausweitung bringt Lödderitzer in Rage

Wird das Naturschutzgebiet "Mittelelbe zwischen Mulde und Saale" ausgeweitet, dürfte Lödderitzer Forst teilweise nicht mehr betreten werden.

Von Thomas Linßner 18.09.2018, 19:43

Lödderitz l „Die Zeit drängt“, hebt Stadtrat Ingolf Fietz (CDU/FDP) im jüngsten Lödderitzer Ortschaftsrat ein Papier in die Höhe. „Das muss bis zum 25. September bei der Stadtverwaltung Barby oder der Oberen Naturschutzbehörde abgegeben werden.“

Worum handelt es sich? Fietz fand auf der Internetseite der Stadt Aken eine Vorlage für einen Widerspruch gegen die geplante Ausweitung der Naturschutz-Kernzone. Zuvor hatte die Stadt Aken einige Argumente formuliert. So heißt es zum Beispiel: „Durch die Ausweisung der neuen Kernzonen und dem damit verbundenen Betretungsverbot sind zukünftig touristische Ausflugsziele (Alte Elbe, Steinsee, Schmiedesee, Goldberger See, Auenpfad) sowie große Teile des Elbufers zwischen Aken und Breitenhagen für mich als Bürger nicht mehr zugänglich.“ Weitere Argumente will der Stadt- und Ortschaftsrat jetzt in Zusammenarbeit mit den Bürgern aufschreiben. Fazit: Die Lödderitzer lehnen die aus ihrer Sicht rigorose Ausdehnung der Kernzone ab.

Das Landesverwaltungsamt Halle hatte die Öffentlichkeit über das Vorhaben informiert. Vom 9. August bis zum 10. September lagen die Unterlagen in den Rathäusern der betroffenen Städte und Gemeinden aus. So auch in Barby. Nur bekam das „kein Mensch“ mit, kritisiert man in Lödderitz.

Ortsbürgermeister Michael Kromer reagiert darauf mit Unverständnis. „Die Stadtverwaltung Aken hat für ihre Bürger ein Widerspruchsschreiben heraus gegeben. Warum ist das nicht in Barby geschehen? Dort denkt die Stadtverwaltung immer nur bis an die Saale!“ Damit schließt er sich der zuvor geäußerten Kritik der Breitenhagenerin Sandra Knopf an, die kürzlich ähnlich harsche Töne in Richtung Barby angeschlagen hatte.

Dies sei erneut ein Beispiel dafür, dass es dort offenbar keinen interessiere, was im südlichen Teil der Einheitsgemeinde passiere. Die Menschen seien nach der Berichterstattung in der Volksstimme „aus allen Wolken gefallen“, weil die Auslegung der Pläne für das neue Naturschutzgebiet bis dahin keiner mitbekommen habe.

Laut Einheitsgemeindebürgermeister Torsten Reinharz habe der Entwurf vier Wochen lang im Bauamt Barby und im Bürgerbüro Groß Rosenburg ausgelegen. Er räumt ein, dass man künftig so sensible Themen besser kommunizieren wolle. Während die Bürger ihre Einwände bis 25. September abgeben müssen, hat die Stadt noch Zeit bis zum 9. Oktober. „Wir haben eine riesen Latte von Argumenten, die wir anführen werden“, sagt Reinharz. Er hofft, dass die zuständige Behörde nach Eingang der vielen Einwände „über so manche Unsinnigkeit noch mal nachdenkt“.

Ähnliche Einschränkungen werden nicht nur die Lödderitzer, sondern auch die Menschen im Nachbardorf Breitenhagen erleben, sollte das Naturschutzgebiet in dieser Weise ausgedehnt werden. Große Teile des Elbvorlandes dürften dann nicht mehr oder nur eingeschränkt betreten werden. Solche Orte wie das Schiffsrestaurant „Marie Gerda“ oder die „Fährhäuser“ ragten wie betretbare Sondergebietsinseln aus dem Naturschutzmeer heraus. „Wir können unsere Bedenken nur aus unserer Sicht vorbringen. Die Breitenhagener müssen das jetzt selbst tun“, unterstreicht Ingolf Fietz. Die ersten Widerspruchspapiere will er am morgigen Donnerstag mit nach Barby bringen, wenn der Stadtrat tagt. Wie gesagt, die Zeit drängt: Abgabe der Widersprüche ist Dienstag, 25. September. Formulare können im Lödderitzer Dorfladen von Gudrun Knopf oder bei Ingolf Fietz zu Hause abgeholt werden.