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Bäderbus See nur ein paar Haltestellen entfernt

Im Salzlandkreis wird in der Ferienzeit der Bäderbus angeboten. Viermal am Tag fährt dieser unter anderem den Ferienpark in Plötzky an.

Von Melanie Dahrendorf 31.07.2018, 01:01

Schönebeck/Plötzky l Der Bäderbus, ins Leben gerufen von der Kreisverkehrsgesellschaft Salzland mbH (KVG), hat mit dem Ferienpark in Plötzky während der schulfreien Zeit noch eine Haltestelle mehr als sonst eingeplant. Zu dem Fahrplan, der außerhalb der Ferienzeit gilt, soll damit eine Alternative geschaffen werden – zum Beispiel für Menschen, die weder Auto noch Fahrrad nutzen, aber trotzdem an den Badesee wollen. Neben der Linie 137, die unter anderem die Schönebecker Friedrichstraße, die Elbenauer Schule, Pretzien und Ranies ansteuert, werden noch zwei weitere Seen im Salzlandkreis durch das Projekt von Bussen angefahren: Das Erlebnisbad „Saaleperle“ in Bernburg/Neuborna und den Löderburger See.

Ein dunkler, wolkenverhangener Himmel. Nicht der beste Tag, um für einen Artikel mit Linie 137 zu fahren. Abfahrt ist an dennoch 11.12 Uhr in der Schönebecker Friedrichstraße. Zwei ältere Damen steigen ein, sonst niemand – was jedoch dem Wetter zuzuschreiben sein könnte. Busfahrer Thomas Gloßner überrascht das nicht: „Gestern hatte ich sogar eine Leerfahrt“, erzählt er. Wird das Angebot etwa nicht gut angenommen? Auf Nachfrage der Volksstimme verkündet KVG-Sprecher Bill Bank das genaue Gegenteil. „Wir sind sehr zufrieden mit den Zahlen der Fahrgäste“, sagt er. An zwei Tagen seien „immerhin acht Personen mitgefahren“. Um einen großen Gewinn ginge es bei dem sommerlichen Busangebot auch nicht unbedingt: „Es ist nicht unser Ziel, hundert Leute in einem vollen Bus von A nach B zu fahren“, so Bank weiter, „sondern um die Möglichkeit, die Mobilität im Salzlandkreis aufzuzeigen.“ Es gebe keine Zahlenauflage, die erfüllt werden müsse.

Das einzige, was Busfahrer Thomas Gloßner in diesen Tagen aus der Ruhe bringt, ist die Parkplatzsituation am Ferienpark. „Immer öfter blockieren Fahrzeuge die Bushaltestelle“, sagt er kopfschüttelnd, „dann kann ich weder halten, noch vernünftig wenden.“ Dass der Bus viel mehr Platz brauche als ein Pkw, sei vielen Autofahrern „gar nicht bewusst“. Sein Verbesserungsvorschlag wäre in diesem Fall ein Halteverbotsschild. Auch Bill Bank kennt das Problem bereits. Gemeinsam mit dem Ordnungsamt soll zeitnah eine Lösung gefunden werden, um den Busfahrern einen reibungslosen Betriebsablauf zu ermöglichen.

Thomas Gloßner glaubt dennoch daran, dass sich der Bäderbus zum Ende der Sommerferien noch füllen wird – und soll mit seiner Vermutung Recht behalten. Aufgrund der mäßigen Wetterverhältnisse bei der ersten Fahrt entschließt sich die Redaktion, das Angebot ein zweites Mal wahrzunehmen.

Es sind mittlerweile 35 Grad, die Hitzewelle hat sich in Deutschland ausgebreitet. Am Schönebecker Bahnhof steigt eine vierköpfige Familie in den Bäderbus ein, welcher heute von Busfahrerin Marion Adler gefahren wird. „Heute haben Sie wirklich das beste Wetter erwischt“, sagt sie gut gelaunt, während sie die Fahrkarten für die junge Familie ausstellt. „Wir sind extra aus Magdeburg mit dem Zug angereist“, erzählt Mama Jasmin Krüger. Die 23-Jährige ist mit ihrem Partner und den zwei Kindern auf dem Weg zum Ferienpark Plötzky. „Für uns als Familie ist es super, dass es diese Möglichkeit gibt“, sagt sie. Es ist das erste Mal, dass sie das Angebot nutzen. Mit vier Personen bezahlen sie insgesamt 5,40 Euro für eine einfache Fahrt. Das findet die Familie „vollkommen angemessen“. Auch per Monatskarte oder Schülerferienticket kann das Angebot genutzt werden.

Magdeburg war für den Badespaß keine Option, da der Barleber See noch aufgrund von Blaualgen gesperrt sei. Und warum der Ferienpark in Plötzky? „Ich arbeite hier als Servicekraft“, erzählt Papa David Perez Miranda. „Da wollte ich das schöne Wetter nutzen, um meiner Familie meinen Arbeitsplatz zu zeigen – und vor allem, um bei der Hitze in den See zu springen.“ Besonders für ihre Kinder sei es eine kleine „Entdeckungstour“.

In seinem Arbeitsalltag fahre er sonst stets bei einem Kollegen mit, erzählt der 25-Jährige. „Guck mal, da ist das Gebäude der Feuerwehr, sagt Jasmin Krüger indes zu ihrem dreijährigen Sohn David Elias. Neugierig schaut er aus dem Fenster und kann so Orte entdecken, die er bisher noch nie gesehen hat. Dann ist die halbstündige Fahrt auch schon vorbei – und die Familie am Ferienpark angekommen. Nicht nur die Kinder freuen sich jetzt vor allem auf eines: Eine Abkühlung im Hochsommer. „Den Bäderbus werden wir bestimmt wieder nutzen“, da sind sich die Eltern einig.

Die Chancen dafür stehen gut: Laut Bill Bank ist es denkbar, dass es das Angebot im kommenden Jahr erneut geben wird – eventuell auch mit anderen Bädern, die dann angefahren werden. Aktuell steige „jeder vierte Fahrgast“ am Plötzkyer Ferienpark aus, so Bill Bank. Genauere Zahlen könne man erst gegen Ende der Ferienzeit nennen, wenn die zweite und finale Zählung erfolgt sei, so Bank.

Abfahrten zum Ferienpark Plötzky gibt es unter anderem am Busbahnhof Schönebeck an der Haltestelle 3 um 8.40 Uhr und von der Friedrichstraße in Schönebeck um 11.12 Uhr. Die Rückfahrten vom Ferienpark erfolgen um 15:41 und 17:51 Uhr. Weitere Informationen zu den Preisen, Abfahrtzeiten und Haltestellen gibt es unter: www.kvg-salzland.de.