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Export Baukosten explodieren - das kommt auf jeden Heimwerker jetzt zu

Vielerorts werden die Bestände für Baumaterial knapp. Die Gründe dafür sind vielfältig. Ausbaden müssen diese Miesere am Ende die Handwerksbetriebe und sicherlich auch die Kunden. Einen Ausweg gäbe es jedoch.

Von Sebastian Rose Aktualisiert: 11.5.2021, 10:30
Der Geschäftsführer und Inhaber sowie Dachdeckermeister Thomas Eisner (links) vom Calbenser Unternehmen Demele und Zimmereimeister Stephan Freitag vor einigen Latten der letzten Holzbestände.
Der Geschäftsführer und Inhaber sowie Dachdeckermeister Thomas Eisner (links) vom Calbenser Unternehmen Demele und Zimmereimeister Stephan Freitag vor einigen Latten der letzten Holzbestände. Foto: Sebastian Rose

Schönebeck/Staßfurt

Thomas Eisner klingt verzweifelt: „Wir haben als Handwerksbetrieb massive Probleme, Material zu bekommen und wenn überhaupt gibt es dieses nur zu überhöhten Preisen.“

Eisner ist Dachdeckermeister und Geschäftsführer des Unternehmens Demele Holz- und Fachbau in Calbe. Er berichtet, dass beispielsweise Dachlattenpreise sich nahezu vervierfacht haben. „Für eine Dachlatte haben wir 2020 72 Cent pro Meter bezahlt. Jetzt sind wir mittlerweile bei 2,91 Euro. Und täglich wird es mehr. Vorausgesetzt natürlich, es gibt noch etwas zu kaufen. Viele Großhändler bieten schon gar keine Dachlatten mehr an. Auch denen fehlen die Lagerbestände“, so Eisner weiter.

Der Handwerkskammer Magdeburg ist dieses Problem bekannt. „Für die gesamte Baubranche ist das eine enorme Herausforderung. Die Gründe für die Knappheit beim Holz liegen vor allem in einer gestiegenen weltweiten Nachfrage durch ein wieder anziehen der Baukonjunktur. Hinzu kommen die klimabedingten Folgen von Trockenheit, Stürmen und Borkenkäfer in den vergangenen Jahren, die sich zusätzlich auch auf Logistik und Produktion auswirken“, erklärt Hauptgeschäftsführer Burghard Grupe.

Export stark angestiegen

„Die Nachfrage nach Holz ist nicht nur im Inland, sondern auch im Ausland stark angestiegen. Durch das Anziehen der weltweiten Baukonjunktur – vor allem in China und Amerika - wird viel Holz exportiert. Außerdem kommt bei einigen Materialien erschwerend hinzu, dass die Lieferketten coronabedingt gestört wurden und heruntergefahrene Produktionskapazitäten nicht so schnell wieder hochgefahren werden“, heißt es von Seiten Grupes.

Vielen Betrieben ständen deshalb vor Problemen, da Bauherren wegen gestiegener Preise und auch wegen nicht lieferbarem Material absprängen. „Im schlimmsten Fall können einige Unternehmen keine Aufträge abarbeiten und müssen Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken. Im Moment ist es noch nicht abzuschätzen, wie sich die Marktlage weiter entwickeln wird.“

Dies bestätigt auch Thomas Eisner. „Wir werden quasi bestraft, weil wir einen guten Vorlauf für das Jahr 2021 hatten. Entweder bekommen wir kaum Material oder Aufträge fahren ins Minus, weil die Kalkulation vorne und hinten nicht mehr passt. Auch bei uns droht irgendwann die Kurzarbeit.“

Ein Schönebecker Kollege, Andreas Rogat vom gleichnamigen Dachdeckerbetrieb meint: „Nicht nur die Preise für Holz sind gestiegen. Jetzt fängt es in anderen Sparten wie beispielsweise Bitumen an. Wir hatten das Glück, dass wir nur zwei Aufträge aus dem letzten Jahr in dieses übernommen haben. Jetzt handeln wir unsere Verträge so aus, dass wir nun sofort das Material kaufen und zur Not bei uns lagern, damit wir zumindest den aktuellen Preis halten können. Problem ist natürlich: Die Rohstoffe werden immer weniger.“

Einziger Ausweg, so scheint es: Weniger Export und regionale Kreisläufe müssen gestärkt werden.