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Brandschutzerziehung Kampagne für Feuerwehr-Nachwuchs

An Grundschulen ist seit Schuljahr 2018/19 ein Brandschutzerziehungstag Pflicht. Unter anderem in Schönebeck und Calbe.

Von Heike Liensdorf 15.07.2019, 01:01

Altkreis Schönebeck l Das Thema ist nicht neu: Es fehlt an Kräften und Nachwuchs für die freiwilligen Feuerwehren. Das Land versucht mit einer Kampagne, Personal zu gewinnen. Ein Baustein ist der Brandschutzerziehungstag an Grundschulen. Seit dem Schuljahr 2018/19 ist er nach Landesvorgabe Pflicht.

Den Kindern kann die Thematik Feuer, Feuerwehr, Brandschutz theoretisch vermittelt werden – im Idealfall aber auch mit einem praktischen Teil. Da kommen die örtlichen Feuerwehren ins Spiel. Ihr Einsatz soll ein wesentlicher Bestandteil dieser Tage sein.

So weit, so gut. Auch bisher haben Feuerwehren sich schon in Grundschulen und Kitas präsentiert und um Nachwuchs geworben. Somit ist die Anordnung des Bildungsministeriums nichts wirklich Neues.

Probleme bereitete allerdings vor allem in der Stadt Schönebeck das Zeitfenster. Innerhalb von drei Wochen, die das Land vorgegeben hatte, mussten alle Erst- bis Viertklässler der Grundschulen den Brandschutzerziehungstag absolvieren. Schönebeck hat acht Grundschulen in städtischer, zwei in freier Trägerschaft – mehr als 1000 Kinder. Dazu kommen 23 Kitas und Horte mit rund 2000 Kindern, mit denen man bei solchen Aktionen gern kooperiere.

Das hat die Feuerwehrleute, die ehrenamtlich tätig sind, enorm gefordert. „Pro Klasse waren immer zwei Kameraden vor Ort“, erzählt Stadtjugendwart René Zander. So erfahren die Kinder bei solchen Projekten unter anderem, wie sie einen Notruf absetzen. Oder sie sehen anhand eines sogenannten Rauchhauses, wie sich Feuer und Rauch ausbreiten. Das Demohaus sei eine Leihgabe. Bald aber könnte so eines auch die Feuerwehr Schönebeck ihr Eigen nennen.

Janine Zug, Leiterin des städtischen Ordnungsamtes, weiß um die Leistung der Feuerwehrleute. „Ich kann keinen verpflichten, nur bitten. Immerhin sind es alles Ehrenamtliche, die tagsüber, wenn Schule ist, arbeiten.“ Dass der organisatorische Kraftakt gelungen sei, freut sie – und auch René Zander. Überwiegend seien hauptamtliche Kräfte im Einsatz gewesen, zudem Kameraden, die Spätschicht oder Urlaub hatten. „Wir waren die Wochen komplett ausgebucht“, so René Zander. Die Feuerwehrleute würden es gern machen, aber es gebe personelle Grenzen, so der Stadtjugendwart. „Besser wäre es, wenn die Schulen die Tage übers Jahr verteilen können“, meint Janine Zug.

Das scheint nicht nur ein Schönebecker Problem zu sein. Auf Nachfrage heißt es aus dem Ministerium, dass die Schwierigkeit mit dem vorgegebenen Zeitfenster bekannt sei. Deshalb sollen die Grundschulen zukünftig den Aktionstag eigenverantwortlich organisieren: an mehreren Tagen im Schuljahr, in Klassen- und Jahrgangsstufen, in Projektwoche, als außerschulische Veranstaltung.

Auch wenn die drei Wochen stressig waren – sie waren erfolgreich. „Wir konnten zehn Kinder für die Feuerwehr begeistern“, freut sich René Zander.

„Die beste Rückmeldung war, dass beim Dienstabend in Großmühlingen nach der Brandschutzerziehung zwölf Kinder vor der Tür standen und in die Feuerwehr eintreten wollten“, berichtet Bördelands Ordnungsamtsleiter Andreas Pluntke. Um dem Interesse Rechnung zu tragen, soll nun am Standort Großmühlingen eine Kinderwehr aufgebaut werden.

An den Grundschulen Welsleben und Großmühlingen habe es schon immer Projekte zum Brandschutz gegeben, aber diese Tage seien gut angekommen, weiß Bördelands Bürgermeister Bernd Nimmich (SPD). Aus beiden Schule habe er Dankeschön-Anrufe erhalten und Lob über die Feuerwehrleute. Andreas Pluntke sagt, dass die Kameraden zwei Tage in einer Schule waren. Im Einsatz seien Aktive gewesen, die im öffentlichen Dienst arbeiten und dafür freigestellt wurden, Spätdienst oder sogar extra Urlaub genommen hatten. „Wenn man aber mehrere Schulen hat, kann ich mir vorstellen, dass es problematisch wird“, kann Pluntke Schönebeck verstehen.

Das sieht auch Barbys Hauptamtsleiterin Karin Knopf so. In der Einheitsgemeinde gebe es mit Barby und Sachsendorf zwei Grundschulen. „Da ist es nicht ganz so schwierig wie in Schönebeck mit den vielen Schulen.“ Die Feuerwehren vor Ort hätten sich um ihre Schulen gekümmert. Zeitlich und personell habe es keine Probleme gegeben.

Von Seiten der Grundschule habe es im vergangenen Schuljahr keine diesbezügliche Anfrage an Stadt oder Stadtwehrleiter gegeben, teilt Calbes Bürgermeister Sven Hause mit. Er wisse nur von einem Projekt der vierten Klasse, bei dem die Feuerwehr vorgestellt worden sei. „Brandschutzerziehung ist eine sehr gute Sache. Man kann nicht früh genug damit beginnen, über die Gefahren von Feuer und Rauch aufzuklären“, so Sven Hause. Solche Brandschutz-Projekte habe es in Schulen und Kitas immer wiedergegeben, geleistet von Ehrenamtlichen, oftmals von Feuerwehrmann Hans-Peter Männicke.