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Corona Distanzunterricht mit Moodle? Läuft!

Zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres müssen die Schüler des Schönebecker Gymnasiums in den Distanzunterricht.

Von Olaf Koch 28.01.2021, 17:55

Schönebeck l Nein, nachahmenswert ist das nicht. Zumindest nicht für Dr. Ulrich Plaga. Der Leiter des Dr.-Carl-Hermann-Gymnasiums Schönebeck ist etwas aufgebracht. Und wer den Pädagogen kennt, der weiß, dass er sagt, was er denkt. Als die Volksstimme am Sonnabend auf Seite 3 von einer Freien Grundschule aus Stendal berichtet, die Videounterricht nach Stundenplan anbietet und in dem Artikel gefragt wird, ob das nicht Vorbild auch für andere Einrichtungen sein könne, hält Plaga nichts mehr auf dem Stuhl. Er wünscht ein Gespräch.

Ulrich Plaga und seine stellvertretende Schulleiterin Antje Wieduwilt sind nämlich absolute Verfechter der Lern- und Management-Plattform Moodle. „Ganz ehrlich: Moodle schnurrt wie ein Kätzchen“, entgegnet Antje Wieduwilt entsprechende Kritiken. Das Gymnasium besuchen rund 750 Kinder und Jugendliche – sie alle nutzen Moodle. Ohne nennenswerte Probleme. Und auch die letzte Gruppe der werten Lehrerschaft kann sich immer mehr mit dem modernen Angebot begeistern, um es feinfühlig auszudrücken.

Mit dem zweiten Corona-Lockdown erleben die Schüler ein zweites Mal Distanzunterricht. Jeden Montag ab 9 Uhr sollten alle Aufgaben für die Woche online stehen. Dann können die Kinder und Jugendlichen mit dem Lösen der Aufgaben beginnen. Mit Moodle, denn die Lernplattform bietet inzwischen so viele kommunikative Interaktionen zwischen Schülern und Lehrern, dass sich die Gymnasiasten zu Hause nicht alleine fühlen dürf- ten.

„Das ist im Grunde genauso wie im Unterricht. Der einzige Unterschied ist, dass wir tatsächlich nicht in einem Klassenraum zusammensitzen“, verdeutlicht Ulrich Plaga. Aber eben in einem virtuellen. Denn Moodle bietet die Möglichkeit, dass die Klasse zu einem bestimmten Thema zugeschaltet wird, auch Gruppen-, Partner- und Einzelarbeit sind möglich. Es erfolgt ein selbstorientiertes Lernen.

„Wenn Schüler Fragen haben, können sie die Lehrer jederzeit per Chat erreichen. Das funktioniert genauso einfach wie WhatsApp“, macht Antje Wieduwilt deutlich. In der Woche trifft sich die gesamte Klasse zu einer oder mehreren Videokonferenzen.

Zugute kommen dem Gymnasium zwei nicht wegzudiskutierende Vorteile: So gehört die Schule zu den Piloteinrichtungen, die Moodle schon vor zehn Jahren testen sollten. Außerdem ist das Haus durchsaniert, eine äußerst stabile Internetleitung liegt an. Womöglich ist letzter Trumpf ein entscheidender Vorteil zur zum Teil unversorgten Internet-Altmark.

Aus Sicht der Pädagogen ist der Unterricht mit den Schülern über Moodle intensiver. Werden beispielsweise Antworten abgefordert, lesen und bewerten die Lehrer von allen Schülern die Ergebnisse. Im normalen Unterricht ist das so nicht möglich. Schwächere Schüler können sich bei Moodle nicht in der Gruppe „verstecken“, sie fallen auf. Und vor allem: „Unterforderte und introvertierte Schüler müssen sich nicht an die Lerngeschwindigkeit der gesamten Klasse halten, sondern können ihr eigenes Tempo bestimmen“, erklärt Dr. Plaga. Auch der am Gymnasium nicht gerade beliebte Frontalunterricht ist mit Moodle gänzlich unmöglich. Dafür gibt es von Plaga und Wieduwilt erneut Beifall.

Was den internetaffinen Schülern ebenfalls entgegenkommt: Moodle gibt es auch als App auf dem Smartphone. „Ob die Kinder über den PC oder mit dem Smartphone lernen, ist uns egal. Wichtig ist, dass es läuft“, so Ulrich Plaga. Damit ist das Lernen nicht nur orts-, sondern auch zeitunabhängig. Täglich ab 7.30 Uhr vor dem Rechner sitzen? Den Lehrern ist es recht, wenn ihre Schüler später anfangen, so wie sie wollen.

Am Ende des Tages wissen Ulrich Plaga und Antje Wieduwilt, dass der dauerhafte Präsenzunterricht nicht zu ersetzen ist. Auch aus sozialen Gründen. Wie hat kürzlich ein Schüler festgestellt: „Ich habe Sehnsucht nach der Schule.“ Das kam auch für den Schulleiter völlig überraschend.