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Coronavirus Nummer 14 wird auf 2021 verschoben

Ende Juni sollte das 14. Gottesgnadener Musikfestival stattfinden. Ein kleines Virus macht den Plänen nun einen Strich durch die Rechnung.

Von Thomas Höfs 10.06.2020, 01:01

Gottesgnaden l Es wäre die 14. Veranstaltung unter freiem Himmel an der kleinen Gottesgnadener Kirche in diesem Jahr gewesen, sagt Albrecht Ecke. Der Calbenser, den der Beruf nach Berlin gezogen hat, hängt an seiner Geburtsstadt und betreibt auf der Saaleinsel eine Pension und organisiert jährlich das Musikfestival. Für kleines Geld können die Leute hier einmal im Jahr handgemachte Musik erleben. In diesem Jahr wird die Veranstaltung aber ausfallen, sagte er gestern. Die Auflagen für die Durchführung einer solchen Veranstaltung seien nicht erfüll- oder finanzierbar.

„Wir bräuchten einen Wachdienst, viele Toiletten und müssten den Mindestabstand ständig kontrollieren“, schildert er. Das überfordere ihn als Veranstalter. Schließlich lebte das Musikfestival davon, dass es mit geringem Aufwand organisiert und durchgeführt wurde. Die Besucher brachten schon mal ihre eigenen Klappstühle mit, um sich ein Plätzchen auf der Wiese hinter der Kirche zu suchen. Andere Besucher nutzten die Bierzeltgarnituren, um der Musik zu lauschen, etwas zu trinken oder zu essen. Das gehe aktuell bei den Beschränkungen nicht, räumt Albrecht Ecke ein. Außerdem müsste sich eine Truppe auf dem Festivalplatz den ganzen Abend nur damit beschäftigen, dass die Besucher den Mindestabstand einhalten. Das sei in der Praxis undurchführbar, schätzt er ein. Deshalb habe er die Veranstaltung abgesagt. Das sei das Beste in der aktuellen Situation. Denn noch sei es ungewiss, wie sich die Situation weiter entwickle.

„Vielleicht machen wir im Herbst ein kleines Konzert mit einer Band“, sagte er. Das hänge aber von den Rahmenbedingungen ab. Wenn die Beschränkungen noch weiter gelockert werden und die Normalität zurückkehre, könne daran gedacht werden. Bis Ende August hatte Sachsen-Anhalt alle großen Veranstaltungen untersagt. Zwar gibt es seit Wochen einen Rückgang der Zahl der Erkrankten und das Nachbarland Thüringen hebt die Verbote komplett auf und setzt auf Gebote. Dennoch fährt jedes Land seine eigene Strategie und legt die Bedingungen fest.

Er hätte sich sehr gefreut, wenn das Gottesgnadener Musikfestival durchführbar gewesen wäre, sagt er. Vor allem auch aus der Sicht der Künstler. Viele Musiker sitzen seit Monaten zuhause, weil es keine Auftrittsmöglichkeiten mehr gibt. Sie hätten sich über ein Konzert sicherlich gefreut. In den vergangenen Jahren hat Albrecht Ecke immer wieder tolle Musiker nach Gottesgnaden einladen können. Das Musikfestival entwickelte dabei einen eigenen Sound.

Die Künstler waren vor allem von der Atmosphäre angetan. Direkt neben den Besuchern machten sie ihre Musik und schlenderten schon mal mit dem Instrument zu den Zuschauern. Die Nähe zwischen den Künstlern und Zuschauern beschrieben sie später als einzigartig. Gern seien sie bereit, erneut auf die kleine Insel zu kommen, um nochmal ein Teil des Festivals zu sein. Wenn im kommenden Jahr die Veranstaltung nachgeholt wird, will Albrecht Ecke die Musiker jetzt schon binden. „Es wäre schön, wenn wir das hinbekommen könnten“, sagt er. Die Musiker seien bestimmt ebenso froh darüber, wenn sich die Auftragsbücher wieder füllen, ist er überzeugt.

Mit dem Musikfestival will er Calbe seit Jahren mehr Kultur geben. Inzwischen ist die Veranstaltung in der Saalestadt etabliert. Die Einwohner kommen mit der Fähre über den Fluss und können so zu Fuß das kleine Festivalgelände erreichen. Ein fester Kreis von Stammbesuchern hat sich in den zurückliegenden Jahren herausgebildet. Wenn Albrecht Ecke mal den Einlass in der Vergangenheit übernommen hat, traf er dort auf viele bekannte Gesichter. Das Festival war für ihn auch jedes Mal ein großes Wiedersehen.

Auch wenn die Veranstaltung in diesem Jahr ausfallen müsse, könnten sich die Musikliebhaber doch auf das nächste Jahr freuen. Vielleicht wirke sich der Ausfall der ganzen öffentlichen Veranstaltungen in diesem Jahr auch auf die kommenden Ereignisse aus, will er einen Effekt nicht ausschließen. Wenn die Menschen monatelang keine Veranstaltungen besuchen können, werde der Wunsch nach einem Besuch vielleicht noch größer und die Resonanz in der Bevölkerung könnte wachsen. Er hätte jedenfalls nichts dagegen, wenn im kommenden Juni mehr Besucher den Stimmen an der Kirche lauschen wollten. Die kulturellen Veranstaltungen seien für die Bevölkerung schon wichtig, zeige sich jetzt. Zumal sich die Saalestadt nicht verstecken müsse. Es gebe hier viel zu entdecken.

Außerdem feierten die Bürger hier regelmäßig ihre Feste. Allerdings steht die Durchführung in der zweiten Jahreshälfte noch auf der Kippe. Vor allem das Bollenfest Anfang September könnte auch noch von der Corona-Pandemie betroffen sein. Noch hofft der Bollenverein noch auf ein vielleicht kleines Fest. Allerdings rechnet der Verein mit weniger Spenden aus der lokalen Wirtschaft für die Veranstaltung. Denn einige Unternehmen in der Stadt haben ihre Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt, um die Krise zu überwinden. Wenn die Einnahmen der Unternehmen sinken, seien weniger Firmen bereit, Geld für das Fest zu geben, rechnen die Organisatoren mit Auswirkungen.

Ob sich die Situation in den kommenden Monaten wieder normalisiert und ob sich die Wirtschaft auch wieder normalisiert und die Unternehmen an die Zeit vor den Corona-Beschränkungen anknüpfen können, muss die Zeit zeigen. Albrecht Ecke rechnet zumindest im kommenden Jahr mit der bislang gewohnten Normalität und plant bereits an dem nächsten Freiluftkonzert.