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Demonstration Schönebecker "Patienten retten"

Das Bürgerbündnis "Patienten retten" hat in Schönebeck zu einer Demonstration auf den Marktplatz aufgerufen. Gekommen waren Hunderte.

Von Bianca Oldekamp 06.02.2020, 19:31

Schönebeck/Aschersleben l Was den Arbeitskampf der Angestellten an den Ameos-Kliniken in Aschersleben, Bernburg, Haldensleben, Schönebeck und Staßfurt angeht, ist auch nach nun fast zwei Wochen unbefristetem Streik und vorangegangen wochenlangen Warnstreiks seit Anfang November 2019 (noch) kein Ende in Sicht.

Ein kürzlich ins Leben gerufenes Bündnis von neun Schönebecker Bürgern namens „Patienten retten“ hat am Donnerstag, 6. Fenruar 2020, ein Zeichen gesetzt – „für Solidarität mit den streikenden Mitarbeitern der Ameos-Klinik und gegen rücksichtlose Ausbeutung durch Ameos“, wie es in einem Appell an die Schönebecker Bürger heißt.

Dafür hatten die Mitglieder des Bündnisses – Anne Bergmann, Guido Bromann, Kerstin Hoffmann, Martina und Stephanie Mehr, Christine Precht, Heike Wehemeyer sowie Annett und Peter Rauschenbach – zu einer Demonstration aufgerufen. In sozialen Medien wie Facebook, auf einer eigens eingerichteten Internetseite und Weitersagen. Am Donnerstagnachmittag war es dann soweit: Laut Schätzungen der Polizeibeamten vor Ort waren rund 400 bis 500 Personen gekommen.

Darunter zwar auch streikende-Ameos-Mitarbeiter in den Warnwesten, die sie zur Zeit fast täglich über die dicken Winterjacken ziehen, aber vor allem Bürger.

„Für uns war es wichtig uns als Bürger zu zeigen und die Streikenden zu unterstützen“, erklärt Stephanie Mehr von dem Bürgerbündnis „Patienten retten“, das den Streik organisiert hat. „Dass so viele kommen, hätten wir nicht gedacht“, gibt die Schönebeckerin zu. So hätte das Bündnis für die Demonstration 50 Personen angemeldet. Doch gekommen waren eben Hunderte.

Kein Wunder also, dass sich auf dem Schönebecker Marktplatz eine Menschentraube um die Rathaustreppe bildete – und der Markplatz für eine Stunde durch die Polizei für den Verkehr gesperrt wurde.

Unterstützt wurde das Bürgerbündnis bei der Demonstration von den zuständigen Verdi-Gewerkschaftssekretären. Doch nicht nur sie kamen zu Wort. Auch Mitarbeiter von Ameos – Schwestern und Betriebsratsmitglieder der Ameos-Standorte Schönebeck und Haldensleben – meldeten sich zu Wort, teils unter tosendem Applaus.

Einige Ameos-Mitarbeiter des Standortes Haldensleben waren extra für die Demonstration des Bürgerbündnisses nach Schönebeck gekommen, hatten Streikgesänge im Gepäck, die sie den Schönebecker Bürgern nicht nur vorsangen, sondern zum Mitsingen animierten. „Hallo Ameos, hallo Herr Wiener, Verdi ist unser Verband. Wir stehen auf, bis ihr nachgebt. Wir bleiben laut, bis ihr uns versteht“, schallte es unter anderem über den Schönebecker Marktplatz.

Auf einem von vielen Plakaten war zu lesen „Wir brauchen unser Krankenhaus“. Auch die Mitglieder des Bürgerbündnisses sorgen sich um die Zukunft des Schönebecker Klinkums: „Haben wir in naher Zukunft noch eine funktionierende Klinik in Schönebeck?“ Im Demonstrationsaufruf heißt es dazu: „Als Schönebecker Bürger, die sich auch zukünftig eine gute medizinische Betreuung in der Schönebecker Klinik wünschen, besteht Grund, sich Sorgen zu machen. Bayerische Kliniken werben inzwischen direkt das Personal aus den Kliniken unserer Region ab.“

Verständnis für Fachkräfte, die sich abwerben lassen, hätte das Bündnis ist sich aber einig: „Für uns Schönebecker ist das schlecht.“ So war auf einem anderen Plakat zu lesen: „Geht nicht nach Bayern“.

Ziel der Demonstration sei allerdings nicht nur die Solidarisierung mit den Streikenden, sondern auch Denkanstöße geben zu wollen.

„Wir erwarten, dass Ameos seiner Verpflichtung in der Region nachkommt, die Versorgung qualitativ hochwertig und nachhaltig zu gewährleisten. Dies geht nur durch gerechte Bezahlung und Wertschätzung seinen Mitarbeitern gegenüber.“

Ob es eine weitere solche Demonstration, veranstaltet vom Bürgerbündnis in Schönebeck geben soll, stehe laut Stephanie Mehr noch nicht fest. „Wenn sich in vier Wochen noch nichts getan hat, ganz bestimmt. Doch wir hoffen natürlich, dass bis dahin was passiert ist.“

Schließlich soll es zwischen Ameos und Verdi bald sogenannte Sondierungsgespräche geben.