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Umwelt Elbe-Saale-Camp in Barby: Wissenschaft bestätigt Probleme der Elbe

Am Sonnabend endete das Internationale Elbe-Saale-Camp an der Barbyer Fährstelle mit dem Abschlusstag. Die ehrenamtlichen Veranstalter ziehen ein positives Resümee - und sehen die bei der Elbe beobachteten Probleme als bestätigt an.

Von Thomas Linßner 30.07.2023, 16:45
Thoralf Winkler (von links), Ernst-Paul Dörfer und Iris Brunar sind längjährige Campaktivisten des Elbe-Saale-Camps. Die Wissenschaft habe die Tiefenerosion der Elbe bestätigt,  so das Fazit der Camp-Teilnehmer.
Thoralf Winkler (von links), Ernst-Paul Dörfer und Iris Brunar sind längjährige Campaktivisten des Elbe-Saale-Camps. Die Wissenschaft habe die Tiefenerosion der Elbe bestätigt, so das Fazit der Camp-Teilnehmer. Foto: Thomas Linßner

Barby - Fragt man die langjährige Camp-Aktivistin Iris Brunar vom Elbeprojekt des Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) nach besonders eindrücklichen Momenten des diesjährigen Camps, hat sie eine klare Antwort: Der Vortrag von Dr. Jörg Tittel vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Magdeburg, dessen Themenbereich die aktuellen Wasserressourcen sind.

„Er untersucht den Zusammenhang zwischen Grundwasser und der Tiefenerosion der Elbe. Und er bestätigt, was wir schon seit Jahren sagen“, so Brunar. Weil sich die Elbe immer tiefer eingräbt, wirke sie wie eine „Entwässerung“, worunter besonders die Auen mit ihren alten Solitäreichen leiden. „In den vergangenen hundert Jahren hat sich die Elbe stellenweise um zwei Meter eingegraben“, so Iris Brunar.

Auch Camp-Initiator Thoralf Winkler schreibt in seinem Blog: „Die Elbe und ihre Auen, für deren natürlichen Erhalt sich die Camp-Initiatoren seit mehr als 30 Jahren engagieren, sind in einem beklagenswerten Zustand. Es herrscht ein Wassernotstand, die gesamte Flusslandschaft leidet unter chronischer Austrocknung, immer mehr Eichen und Eschen sterben ab.“ Und genau dies hätte der Wissenschaftler Jörg Tittel jetzt anhand gelöster Mineralien nachgewiesen, die aus einer Bodenschicht stammten, die rund zwei Jahrtausende vom Flusswasser unberührt war. Warum ist das so?

Lesen Sie auch:Elbe-Saale-Camp: Umweltschützer campen bei Barby und machen auf Zustand der Flüsse aufmerksam

Als Grund nennt Iris Brunar Baumaßnahmen, die zu einer weiteren Verschärfung der Sohlerosion der Mittel- und Oberelbe führten. In erster Linie sind es Buhnen, die die Strömung verstärken. „Es ist zu befürchten, dass Maßnahmen, die zu einer Verbesserung der Schiffbarkeit führen, die Erosion der Elbe immer weiter verschärfen“, sagt Brunar. Und sie nennt Zahlen: Wurden auf der Elbe 1997 noch 1,7 Millionen Tonnen Güter mit Binnenschiffen bewegt, waren es 2020 noch 160.000 Tonnen. Flussschützer stellen aus diesem Grund die Zukunft der konventionellen Binnenschifffahrt in Frage.

Siegrun Höhne, Umweltbeauftragte der Landeskirche Anhalt, hielt die diesjährige Elbeandacht.
Siegrun Höhne, Umweltbeauftragte der Landeskirche Anhalt, hielt die diesjährige Elbeandacht.
Foto: Thomas Linßner

Ähnlich sieht es auch der Barbyer CDU-Stadtrat Jörn Weinert, der das Camp besuchte. Der Zuchauer Ortsbürgermeister sieht in der Flussregion von Elbe und Saale ein größeres touristisches Potenzial, als ein solches der Binnenschifffahrt. Und Weinert erinnert an den gescheiterten Versuch, ein flachgehendes Motorgüterschiff für die Elbe zu konstruieren, das mit niedrigen Pegelständen zurecht kommt.