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Feuerwehr Wenn der Kollege alarmiert wird

Feuerwehrmann Frank Mantwill ist bei fast jedem Einsatz dabei. Sein Arbeitgeber unterstützt das Engagement.

Von Jan Iven 23.08.2019, 18:40

Schönebeck l Frank Mantwill gehört zu den Urgesteinen der Schönebecker Feuerwehr. Gefühlt ist er bei jedem Einsatz der Stadtteilwehr Schönebeck von der Tischlerstraße dabei, und das sehr oft auch als Einsatzleiter. Tatsächlich hält er in den meisten Jahren den Rekord für die meisten Einsätze. So auch 2018, als er von 179 Einsätzen nur 15 verpasste. In diesem Jahr steuert die Feuerwehr von der Tischlerstraße auf einen neuen Einsatzrekord zu. 150 Einsätze wurden bereits gefahren. Allein in dieser Woche mussten die Kameraden bisher täglich ausrücken. Geht es so weiter, dürfte die 200er-Marke in diesem Jahr noch gerissen werden.

Für die Arbeitgeber der freiwilligen Feuerwehrleute bedeutet dies allerdings auch, dass sie noch öfter als sonst auf ihre Mitarbeiter verzichten müssen. So eben auch am Arbeitsplatz von Frank Mantwill, der beim Chemieunternehmen Schirm als Fachkraft für Logistik im Schichtdienst Gabelstapler fährt. Dort will man das Engagement von Frank Mantwill und zwei weiteren Kollegen und Kameraden ausdrücklich unterstützen.

„Wir begrüßen es, dass Frank Mantwill und weitere Kollegen bei der Feuerwehr sind“, sagt Marcel Oberhack, Abteilungsleiter bei der Logistik der Firma Schirm und damit der direkte Vorgesetzte des Feuerwehrmanns. „Das bedeutet mehr Sicherheit für die Allgemeinheit, aber eben auch für uns hier im Unternehmen.“ Denn sollte es tatsächlich einmal zu einem Einsatz in dem Chemiebetrieb an der Geschwister-Scholl-Straße kommen, kennt sich Mantwill vor Ort bestens aus. „Die Einsatzkräfte machen auch immer wieder Übungen auf unserem Firmengelände, damit sie im Ernstfall vorbereitet sind“, sagt Marcel Oberhack.

Bei einer Alarmierung während der Arbeitszeit stellt Frank Mantwill sein Gabelstapler sicher ab und fährt dann mit dem Auto die 500 Meter rüber zum Gerätehaus an der Tischlerstraße. „Weil ich häufig der Erste bin, übernehme ich auch oft die Einsatzleitung“, sagt er. Noch während der Fahrt informiert er seinen Vorgesetzten über seine Freisprechanlage, damit ein Kollege seinen Gabelstapler übernehmen kann. Denn auch wenn Frank Mantwill für den Einsatz freigestellt wird, müssen die Rohstoffe innerhalb des Unternehmens weiter transportiert werden.

Für die Firma bedeutet es, dass ihr Mitarbeiter für mehrere Stunden ausfallen kann. Doch das wird dort in Kauf genommen. „Jeder hat bei uns Verständnis dafür, weil es um unser aller Sicherheit geht“, sagt Marcel Oberhack. Tatsächlich verzichtet das Unternehmen Schirm sogar auf die Lohnersatzleistungen, die die Stadt den Arbeitgebern als Ausgleich für den Ausfall der Mitarbeiter zahlen müsste. „Wir wollen kein Geld dafür, dass unsere Leute helfen. Da ersparen wir lieber allen Seiten den bürokratischen Aufwand“, sagt Marcel Oberhack. Auch beim letzten Hochwasser waren mehrere Mitarbeiter tagelang freigestellt.

Tatsächlich hat Mantwill vor mehr als 30 Jahren erst über das Unternehmen seinen Weg zur Feuerwehr gefunden. Damals gab es bei Schirm noch eine Werkwehr, bei der sich Mantwill engagierte. „Der Leiter der Werkwehr war auch bei der Schönebecker Wehr und hat mich gefragt, ob ich nicht einmal zum Dienst mitkommen möchte“, sagt Mantwill. Seitdem ist er dabei, auch wenn es die Werkwehr nun schon lange nicht mehr gibt.

Wenn es nun tatsächlich einmal zu einem Einsatz bei Schirm kommen sollte, kann Mantwill nicht sofort löschen, sondern muss einmal zur Tischlerstraße, um seine Einsatzkleidung anzulegen und mit den Kameraden in den Einsatz zu fahren. „Ohne Ausrüstung kann ich schließlich auch nicht viel ausrichten“, sagt er.

Frank Mantwill ist zufrieden, dass sein Arbeitgeber so viel Verständnis für sein Engagement bei der Feuerwehr hat. „Anders würde es auch gar nicht funktionieren“, sagt er. Gleichzeitig betont er: „Wichtig ist aber auch, dass unsere Familien Verständnis haben und uns immer unterstützen.“ Denn für die Angehörigen sei es ebenfalls belastend, wenn die Feuerwehrleute immer wieder das Familienleben verlassen, um in den Einsatz zu fahren. Seine Frau habe sich aber inzwischen schon längst daran gewöhnt und sei ihm eine wichtige Stütze, sagt Frank Mantwill.

Dass Kameraden bei der Arbeit im Falle einer Alarmierung alles stehen und liegen lassen können, sei aber auch nicht selbstverständlich. „In manchen Berufen geht das einfach nicht“, sagt Frank Mantwill. So arbeiten einige Einsatzkräfte als Lkw-Fahrer uns sind oftmals gar nicht in Schönebeck, sondern auf Achse.

Unterdessen wird im Schönebecker Rathaus bereits eine Ehrung für die Feuerwehrleute geplant. „Die häufigen und intensiven Einsätze unserer freiwilligen Feuerwehr in den letzten Wochen und Monaten verdienen unseren Dank, Respekt und Anerkennung“, teilte die stellvertretende Oberbürgermeisterin Gisela Schröder mit. Deshalb soll es im Oktober eine kleine Dankeschön-Veranstaltung für die Feuerwehren in Schönebeck geben, um die besonderen Leistungen zu ehren. Der genaue Termin wird noch bekanntgegeben.