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Freibad Räte reichen Stadt Schwimmflügel

Was muss erledigt werden, damit das Schönebecker Freibad ab dem nächsten Jahr wieder geöffnet wird? Das war die zentrale Frage.

Von Emily Engels 02.07.2018, 06:29

Schönebeck l Der enorme Wasserverlust von 20.000 Litern pro Tag aufgrund einst falsch oder schlampig zusammengebauter Rohre. Die sanierungsbedürftige Rutsche. Mängel an den Türen der Sanitäranlagen. Ein fehlender zweiter Fluchtweg. Eigentlich ist das Freibad ein einziges Sorgenkind. Ein teures noch dazu. Denn um es wieder aufzupäppeln, sind 480.000 Euro nötig. Und man braucht kein Mathe-Genie zu sein, um auszurechnen, dass die Stadt die halbe Million Euro nicht übrig hat. Und: Das sind nur die Kosten, um das Freibad wieder funktionstüchtig zu machen. Die Kosten für den laufenden Betrieb müssen noch obendrauf gerechnet werden.

Doch für das seit Jahren vernachlässigte Sorgenkind gibt es dennoch Hoffnung. Denn ihm angenommen haben sich jetzt Räte aller Fraktionen im Stadtrat.*

Die Sitzung fühlt sich ein bisschen so an, als würden sich die Stadträte dazu verpflichtet fühlen, die Stadt an die Hand zu nehmen und ihr zu zeigen, was erledigt werden muss, damit das Freibad im Jahr 2019 nicht wieder geschlossen bleibt. Oder, um es im Fachjargon zu sagen: Als müssten sie der Stadt Schwimmflügel reichen, damit sie sich in punkto Freibad-Zukunft über Wasser halten kann.

Zunächst einmal probieren die Stadträte, die wichtigste Frage zu klären: Wer soll das Ganze bezahlen? Da die Stadt erst ab 2019 Einsparungen für das Freibad vorgesehen hat, müssen Alternativen her. Im Gespräch sind Crowdfunding (eine Art Schwarmfinanzierung) oder ein Spendenaufruf an die Schönebecker. Zur Diskussion steht auch, ob zu dem Zweck ein Verein gegründet werden soll, ein eigenes Bankkonto beantragt werden müsse oder die Stadt eins zur Verfügung stellen könne.

Auch müsse dringend geklärt werden, was genau am Freibad gemacht werden muss und mit welcher Dringlichkeit.

Auch einen Vorschlag für einen möglichen Betreuer der Badegäste im Falle der erhofften Wiedereröffnung gibt es: die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG). Ein Stadtrat hat bereits eine Anfrage gestellt. Er liest die Antwort von Holger Friedrich vom DLRG-Landesverband Sachsen-Anhalt vor. In der aktuellen Freibadsaison übernehme die DLRG in 30 Kommunen die Absicherung von Freibädern durch Dienstleistungsverträge. Zu den Leistungen zählen neben der Wasseraufsicht auch das Erste-Hilfe-Management, Reinigungstätigkeiten, Kontrolle der Gehwege, Grün- und Spielflächen, Unfall-Management und die Betreuung der Sanitäranlagen. Daumen hoch von den anwesenden Stadträten.

Wie produktiv man eine Stunde nutzen kann, beweisen sie bei dem Treffen. Denn nach nur 60 Minuten steht ein Antrag unter dem Motto „Eine Zukunft für unser Freibad“ im Notizblock, eine weitere Stunde später liegt der erste Entwurf als E-Mail den Stadträten und der Volksstimme vor. Enthalten sind darin Hausaufgaben an die Stadtverwaltung – komprimiert zusammengefasst in folgenden vier Punkten:

Die Verwaltung soll eine fachlich fundierte Ist-Analyse und ein daraus resultierendes Handlungskonzept erstellen. Mit dem Ziel: Wiedereröffnung des Freibades im Jahr 2019.

Die Analyse soll a) eine Auflistung der technischen und sonstigen Mängel erhalten, die einem Weiterbetrieb entgegenstehen, untersetzt durch Begehungsprotokolle oder ähnliche Dokumente von Fachleuten und Genehmigungsbehörden.

Sie soll b) eine belastbare Aufstellung zur Behebung der unter a) benannten Mängel und der zur weiteren Sanierung notwendigen Kosten enthalten.

c) Zusätzlich soll die Verwaltung die Kosten für eine solare Wassererwärmung prüfen.

Die Stadtverwaltung soll Recherchen betreiben, welche Fördermöglichkeiten es für die Sanierung des Freibades gibt und deren Ergebnisse vorlegen.

Die Stadt soll ein Konto einrichten beziehungsweise zur Verfügung stellen, auf dem zweckgebundene Spenden zur Sanierung des Freibades eingehen können.

Sie soll Verhandlungen mit dem DLRG–Landesverband Sachsen-Anhalt zu den Rahmenbedingungen für einen Dienstleistungsvertrag zum künftigen Betrieb des Freibades aufnehmen. Dabei ist eine Verlängerung der Öffnungszeit, über die gegenwärtige Öffnungszeit hinaus, von Mai bis September zu berücksichtigen.

Die Ergebnisse der Punkte eins bis vier soll die Stadtverwaltung in einem schlüssigen Handlungskonzept zusammenfassen, mit Terminen und Verantwortlichkeiten innerhalb der Stadtverwaltung untersetzen, und dem Stadtrat in seiner Sitzung am 25. Oktober zur Beschlussfassung vorlegen.

Der Entwurf wird in dieser Woche weiter besprochen, bevor eine entgültige Fassung an die Stadtverwaltung Schönebeck geht. Diskutiert werden soll beim nächsten Treffen unter anderem noch, wo im Haushalt noch Einsparmöglichkeiten im Sinne der Freibadnutzung 2019 und für die Folgejahre vorgenommen werden könnten. Denn, so bringt ein Stadtrat an: „Wenn die erforderlichen Mittel für die Funktionsfähigkeit des Freibades durch Spenden aufgebracht werden, müssen ja auch noch die Kosten für den Betrieb gedeckt werden.“

*Bei dem Treffen anwesend waren folgende Stadträte: Heinz Günter Burghart (CDU), Sabine Dirlich (Die Linke), Marlis Ekrutt (CDU), Mark Kowolik (parteilos), Thomas Mogge (FDP), Frank Schiwek (SPD), Anne Schönemann (Die Linke) und Thoralf Winkler (Bündnis 90/Die Grüne).

Die Stadträte haben die Volksstimme zu dem Treffen eingeladen, allerdings darum gebeten, in dem Artikel nicht mit Namen zitiert zu werden.