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Funkfeuer Ein Leuchtturm für Flugzeuge

Peter Speckter überprüft die Funktion einer Anlage unweit des Ringheiligtums Pömmelte. Es ist ein sogenanntes Drehfunkfeuer.

Von Thomas Linßner 28.03.2018, 16:51

Pömmelte-Zackmünde l Ein paar Besucher des archäologischen Ringheiligtums stehen auf dem Parkplatz und lassen den Blick in die Runde schweifen. Viel flaches Land sieht man, ein paar Büsche und weit entfernt das barocke Kirchtürmchen von Gnadau. Mit einem Mal löst sich ein älterer Mann von der Gruppe und geht auf ein merkwürdiges Gebäude in der Nähe zu. Es ist von einem schlichten Holzzaun eingefriedet, aus seiner Mitte ragt eine verkleidete Antenne in den Himmel. Eine mächtige Metallkonstruktion, die das Dach wie einen Regenschirm schützt, passt so gar nicht in die Ackerlandschaft und zum archaischen Ringheiligtum mit seinen 1200 Robinienbaumstämmen. Der Besucher, der eben noch in prähistorischer Zeit wandelte, will nun wissen, was das für ein Gebäude ist, das ein bisschen wie ein Außerirdischer aus der Landschaft ragt. Doch sämtliche Informationen auf einem Schild am Zaun sind verblichen.

Darin steckt eine Menge Technik, die überwacht und gewartet werden will. Damit alles rund läuft, steht Peter Speckter von seiner Wohnung in Schönebeck aus mit der Zackmünder Station über Funk in Verbindung. Bei einem eventuellen Ausfall der Anlage kann er somit schnell reagieren.

„Diese Drehfunkfeuer sind Bodenstationen und dienen der Navigation in der Luftfahrt, speziell der Positionsbestimmung des Flugzeuges“, erzählt der ehemalige Segelflieger. Vor ihm liegt eine Streckenkarte, die die Luftrouten über Deutschland zeigt. „Sieht ein bisschen aus wie ein Schnittmusterbogen“, lächelt der gelernte Mess- und Regeltechniker. Und in der Tat: Der Laie muss sich sehr konzentriert in das Kartenwerk vertiefen, um markante Orte und Landmarken identifizieren zu können, die von hunderten Strichen und Buchstabenkürzeln überdeckt werden. Vermerkt sind darauf Luftstraßen, die Luftraumstruktur, Flugplätze sowie die Funkfeuer wie das in Zackmünde, das im Fachsprachgebrauch „MAG“ (Magdeburg) genannt wird.

Das Drehfunkfeuer sendet ein spezielles kodiertes Funksignal, aus dem das Flugzeug mittels eines eigenen Empfängers die Richtung zum Funkfeuer entnehmen kann. Der Flieger sieht also, woher und aus welcher Richtung das Signal kommt.

„Somit wissen Pilot und Lotse über ihre jeweiligen Darstellungssysteme genau, wo sich das Flugzeug gerade befindet, ohne zueinander Sichtkontakt zu haben“, erklärt Stefan Jaeckel von der Deutschen Flugsicherung in Berlin. Er vergleicht Drehfunkfeuer anschaulich mit den Eigenschaften eines modernen Leuchtturms. Der sendet immer dann ein Blitzlicht aus, wenn sich der rotierende Scheinwerfer durch den magnetischen Norden dreht. Mathematische Grundlagen seien dabei die Winkelverhältnisse zwischen dem Flugzeug und der Position des Drehfunkfeuers.

Um eine zuverlässige Wirkung zu entfalten, gibt es deutschlandweit rund 60 solcher Anlagen. Aus Zackmünder Perspektive liegt das nächste im Süden bei Gotem (Halle), im Osten der Flughafen Berlin-Tegel, Hehlingen bei Wolfsburg ist es im Norden.

Das Zackmünder Drehfunkfeuer wurde im November 1991 technisch frei gegeben. Seitdem weist es der zivilen Luftfahrt den Weg am Himmel.

Aber was ist das für ein riesiger Metallschirm über dem Gebäude? Peter Speckter weiß es: „Das ist ein hochwirksamer und gut geerdeter Gebäudeblitzschutz.“ Schließlich steht das „VOR MAG“ ziemlich „blitzfreundlich“ mitten auf dem Feld, wo kein Baum, kein Hochspannungsmast und keine Windkraftanlage die Signale beeinflussen könnten.