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Großtausch-Tag Sammelglück und Händlerkontakte

Zwei Mal im Jahr treffen sich lokale und internationale Anhänger der deutschen Sammelkultur in Eggersdorf.

Von Madlen Bestehorn 17.05.2017, 05:00

Eggersdorf l Akribisch sortiert und mit Glas vor äußeren Einflüssen geschützt, lagern die Schätze der Sammler und Händler im Sport- und Freizeitzentrum „Bördeland“ in Eggersdorf. Die Landesgruppe Sachsen-Anhalt der Deutschen Gesellschaft für Ordenskunde organisierte am 13. Mai den 55. Großtausch für Interessenten und professionelle Händler. Streng verboten waren dabei Schusswaffen, Hieb- und Stichwaffen mussten aus Sicherheitsgründen an die Leine gelegt werden.

Etwa 90 Aussteller aus ganz Deutschland, wie Berlin, Sachsen und Niedersachsen präsentierten ihre neuesten Errungenschaften, um diese zu tauschen oder an Interessenten zu verkaufen. Reinhard Banse, Vorsitzender der Landesgruppe Sachsen-Anhalt, freute sich über die 900 angereisten Besucher. Den Ausstellern, welche alle seiner Einladung zum Großtausch gefolgt waren, wünschte er einen fruchtbaren Erfahrungsaustausch und stand als Ansprechpartner für organisatorische Belange zur Verfügung.

Ein Urgestein der Szene ist Frank Barthel aus Cottbus. Mit seinen zehn veröffentlichten Bänden über das gesamte Auszeichnungswesen der DDR, von den staatlichen Auszeichnungen bis zu jenen der Kleingärtnerverbände, präsentiert er sein einzigartiges Wissen. Früher im Eigenverlag, publiziert nun ein Verlagshaus die überarbeiteten und erweiterten Auflagen seiner Bücher. „Jetzt können andere meine Arbeit weiterführen, ich will nur noch alles wissen und mein Wissen den Sammlern zur Verfügung stellen“, erklärt Frank Barthel.

Ebenfalls seit Jahrzehnten dabei ist Konrad Schuster aus Berlin. Schon vor der Wende sammelte er Orden des Königreichs Preußen, erwarb zwischenzeitlich aber auch DDR-Orden, die zum 40. Jahrestag der DDR hätten verteilt werden sollen. Auch einen Orden mit dem Titel „Held der DDR“, wie ihn Erich Honecker besaß und ein Großkreuz aus Äthiopien, das an Minister und hohe Generäle verliehen wurde, befinden sich in seinem Besitz.

 

Noch mitten im Sammelfieber befindet sich Andreas Skala, ebenfalls aus Berlin. Er sammelt seit 37 Jahren Polizeimützen. Schon als Kind hatte er mit der Mütze des Opas, der beim Arbeitersamariterbund arbeitete, gespielt und dabei seine Leidenschaft für Kopfbedeckungen entdeckt. Mit 2677 Mützen hält er derzeit sogar den Weltrekord für die größte Sammlung an Polizeimützen, mit 2800 Stück will er seinen eigenen Rekord nochmals toppen. „Meine Familie unterstützt mein Sammelfieber zum Glück“, erklärt Andreas Skala. „Zu Hause ist das Arbeitszimmer bereits mit internationalen Mützen zugebaut, die nationalen befinden sich in Dauerausstellungen.“ Der einstige Polizeibeamte musste aus gesundheitlichen Gründen in Frührente gehen, was der Sammelleidenschaft aber keinen Abbruch tat. Am Großtausch in Eggersdorf gefällt ihm, „dass es hier besondere Stücke gibt, die ich in Berlin und anderswo nicht finde. Außerdem wird unter Kollegen fair gehandelt und sie verlangen keine horrenden Preise.“ Gegen Internet-Auktionsbörsen hegt Andreas Skala gewisse Bedenken und rät Laien vom dortigen Kauf ab.

Als Sammler und Experte zugleich ist Jürgen Helmke beim Großtausch unterwegs. Für sein militärgeschichtliches Museum in Wolfsburg-Hattorf sucht er immer nach kleinen Mitbringseln, die er in seinem 1000 Quadratmeter großen Museum unterbringen kann. Am Sonnabend zählten eine Tankanzeige eines Flugzeugs aus dem Jahr 1942, eine Box für Fotoapparate der Luftwaffe sowie ein Fernrohr aus den 1920er Jahren zur Tagesausbeute. Gemeinsam mit Franz Meyer aus Braunschweig durchstöberte er die Halle und freute sich über die kleinen Mitbringsel.

Ein besonders engagierter Interessent ist Kurt Macaiese. Aus Dänemark war er zum Großtausch in Eggersdorf angereist. Sechs Stunden hatte die Fahrt gedauert. Zu seinen Sammelobjekten zählen Orden, Medaillen und Bajonette. So hat er bereits 300, 400 verschiedene Orden aus aller Welt sowie 240 Bajonette gesammelt. Seit zehn Jahren fährt er regelmäßig nach Eggersdorf. Stolz präsentierte er einen Offiziersdolch, den er jedoch nicht vor Ort erworben hat, sondern bereits in Kiel einem anderen Sammler abkaufte. Am Großtausch mag er besonders, dass sich Leute treffen, die alle Experten auf ihrem Fachgebiet seien und dass sich für jeden Sammler – für viel oder wenig Geld – eine Kleinigkeit finden lasse.