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Grünes Gold wächst bei Weddegast

Von Harald Lütkemeier 26.08.2015, 16:46

Die wichtigste Zutat für des Deutschen Liebstes Getränk wird auch im Salzlandkreis angebaut.

Weddegast l Direkt an der neuen B6n im Poleyer Ortsteil Weddegast ist das einzige Hopfenanbaugebiet im Salzlandkreis und das nördlichste in ganz Deutschland zu finden. Dennoch sorgen der humus- und nährstoffreiche Boden sowie das milde Klima für ein beinahe optimales Wachstumsklima. Auf einer etwa 40 Hektar großen Fläche, im vergangenen Jahr um zwölf Hektar erweitert, gedeiht die wichtigste Zutat für das Bier.

Auch in diesem Jahr ist trotz langer Trockenheit, aber dank der Beregnung die Bestandeskultur in den Hopfengärten in Weddegast zufrieden stellend. Die Hopfengärten werden durch die Agrargenossenschaft Baalberge e.G. bewirtschaftet. Die zirka 600 Meter langen Reihen bedürfen der ständigen Pflege und Kontrolle. Auf der gesamten Anlage wachsen mehr als 80 000 Hopfenpflanzen der Sorte Hallertauer Magnum und Herkules, erweitert im vorigen Jahr durch die Aroma-Sorten Perle und Saazer. Auf Initiative des verantwortlichen Hopfenmeisters Hagen Demmel wurde ein kleiner Zuchtgarten in der Weddegaster Anlage angelegt, hier wird Qualitätspflanzgut verschiedener Sorten für den eigenen Nachbau kultiviert. Hopfen erreicht erst im 3. Anbaujahr seinen vollen Ertrag und hat eine etwa 15-jährige Lebensdauer.

Nach dem Hopfenanleiten, können die Hopfenpflanzer erstmal aufatmen, der Hopfen hat den Weg nach oben gefunden. Anleiten ist das Aussortieren der besten vier bis sechs Triebe, die dann auf einen Draht gewickelt werden. Die sieben Meter hohe Gerüstfläche mit den 420 Betonmasten, das Stahlnetz einschließlich der Bewässerungsanlage haben ihren Preis. Die Anlage ist für mehr als 50 Jahre konzipiert.

80 Tonnen geerntet

Bei guten Bedingungen wurden im vorigen Jahr um die 80 Tonnen Hopfen geerntet. Aus den 80 Tonnen können gut 25 Millionen Flaschen Bier gebraut werden. Der Weddegaster Hopfen wird nicht direkt an Brauereien verkauft, sondern entsprechend den abgeschlossenen Verträgen an die Hopfenverwertungsgesellschaft Wolnzach in Bayern und in diesem Jahr an die Hopfenverwertungsgenossenschaft Spalt e.G. (Fränkische Seenplatte).

Der Hopfenanbau am Standort Weddegast hat eine lange Tradition. "Seit den 1950er Jahren wird hier durchgehend Hopfen angebaut", erklärt Eckhard Mädchen, Vorstandsvorsitzender der Agrargenossenschaft e.G. Baalberge. Die Hopfenfläche ist vom früheren volkseigenen Gut angelegt worden, später an die LPG-Pflanzenproduktion übergegangen und wird seit der Gründung der Baalberger Agrargenossenschaft von selbiger bewirtschaftet.

Viel investiert

Die Agrargenossenschaft hat in den letzten Jahren viel in die Produktion von Hopfen investiert. Neben der Erweiterung der Hopfenanlage mit Tropfbewässerung wurde auch moderne Spritztechnik für den Pflanzenschutz angeschafft, besonders auch an der technischen Verbesserung der Pflückmaschine zur Minimierung der Ernteverluste werden Neuerungen eingebaut beziehungsweise erprobt. "Bei den geringen Niederschlägen am Standort", so der verantwortliche Abteilungsleiter Dirk Schumacher, "ist die Bewässerungsanlage ein unschätzbarer Vorteil".

Der Hopfenbau in Weddegast ist zertifiziert, der Betrieb ist Mitglied im Hopfenring und wird von einem Ringfachberater betreut. Diese unterstützen und überprüfen den kontinuierlichen Verbesserungsprozess im Betrieb vor Ort, mit Seminaren und Lehrgängen. In den Jahren 2013 und 2014 erhielt der Betrieb die Urkunde als Deutscher Siegelhopfen im Anbaugebiet Elbe-Saale (Sortensieger Herkules). Dies ist eine besondere Auszeichnung der Hopfenbauer.

Die Ernte beginnt im September und dauert auf den 40 Hektar knapp 30 Tage. "Wir ernten dann rund um die Uhr, auch am Wochenende", sagt der Hopfenmeister vorausschauend. Geerntet wird übrigens mechanisch. Ganz ohne Menschen geht es aber doch nicht. Es sind etwa 12 Erntehelfer in der Erntezeit aktiv.

Fazit: Die Hopfenanbauflächen erhöhen sich in diesem Jahr vor allem durch den wachsenden Hopfenbedarf in Asien. Neue Trends auf dem Biermarkt, sogenannte Craft- Biere (mit hohem Gehalt an ausgewiesenen Hopfensorten), eröffnen den Hopfenpflanzern interessante Perspektiven und neue Märkte auch durch zunehmende Craft Brauereien in Deutschland. Die Bestände zu einer guten Ernte zu führen und auch entsprechend mit soliden Verträgen zu vermarkten, ist erklärtes Ziel der engagierten Weddegaster Hopfenbauer.