Hegerbad Wiederaufbau beginnt

Warum sich die Beseitigung der Hochwasserschäden am Hegerbad in Calbe als komplizierter als gedacht erwies.

Von Thomas Linßner 25.07.2018, 18:43

Calbe l „Wir wollen natürlich im Juni 2019 das Schwimmbad wieder freigeben und werden daher bemüht sein, alle Arbeiten ein wenig zu straffen, damit dies gelingt“, sagte Bürgermeister Sven Hause. Dem voraus war die Sitzung des Bauausschusses gegangen, in dem die Rohbauarbeiten für das Sozialgebäude vergeben wurden. Derartige Vergaben sind immer ein gutes Zeichen: Anfang August sollen die Handwerker anrücken.

Der Ersatzneubau des Hegerbades ist ein klassischer Hochwasserschadensfall. 2013 drückte die hoch stehende Saale ihre Fluten in die Gebäude, wie sie es bisher noch nie getan hatte. Der Neubau orientiert sich an diesen Gegebenheiten, da es nicht das letzte Hochwasser gewesen sein wird. So konzipierte der Planer die technischen Gebäude derart, dass fortan die Flut draußen bleiben soll: es wird wasserundurchlässiger Beton verwendet; die Türen werden mit sogenannten Dammbalken verschlossen. Auch das Badebecken besteht nicht aus Beton, sondern aus Edelstahl. Wie Sven Hause sagt, wird es in das bereits vorhandene Becken hinein gesetzt.

Ein kleines Wermutströpfchen gibt es: die Wasserfläche verkleinert sich um fast zwei Drittel. Sven Hause: „Diese Reduzierung erfolgt infolge geringerer Nutzerzahlen.“ Künftig müsse man deswegen die wirtschaftliche Betreibung im Auge behalten. (Als 1936 der Grundstein für das 1988 grundsanierte Schwimmbad gelegt wurde, hatte Calbe ein paar Tausend Einwohner mehr.)

Auch die Grundstücksfläche wird von rund 16.800 auf 12.500 Quadratmeter aus ähnlichen Gründen verkleinert. Zuvor wurden alle vorhandenen Gebäude abgerissen und zukünftig nicht genutzte Beckenbereiche verfüllt.

Die Genehmigung des Ersatzneubaus gestaltete sich im Vorfeld nicht leicht. Verkündete Bürgermeister Sven Hause doch noch gut gelaunt beim Neujahrsempfang 2016: „Rund 2,4 Millionen Euro stehen für die umfangreichen Sanierungsarbeiten des Heger-Bades bereit. 2018 soll es wieder öffnen.“ Der erforderliche Bescheid über Mittel zur Hochwassersanierung kam auch planmäßig - alles schien im Fluss zu sein. Bei dieser Summe unterliegt der Bauherr Stadt allerdings klaren allgemeinen und speziellen rechtlichen Vorgaben.

„Wir hatten unmittelbar nach Bescheideingang planmäßig alle Schritte zur Vorbereitung der Wiederherstellung des Schwimmbades eingeleitet“, beteuerte Bürgermeister Sven Hause. „Dazu zählten auch zwingend einzuhaltende allgemeine Nebenbestimmungen des Fördermittelbescheides in Verbindung mit den Verdingungsordnungen für die Vergabe öffentlicher Leistungen und Bauaufträge sowie der Vergabeverordnung“, erklärte der Ortschef in schönster Amtssprache. Darin war beispielsweise bei Überschreitung bestimmter Schwellenwerte die grundsätzliche europaweite Ausschreibung vorgesehen. Dies galt im Falle des Schwimmbades bereits für die Auftragsvergabe der Generalplanung.

Der Hintergrund: „Stolperfallen“, die oft einen schwer oder häufig gar nicht mehr behebbaren Vergabefehler verursachen können, müssen vermieden werden.

Um die EU-weite Ausschreibung der Bauausführung korrekt zu gestalten, war im Falle des Hegerbades ein sogenannter Generalplaner erforderlich. Der wurde gefunden, zog aber sein Angebot zurück. Ohne Generalplaner kein Ausschreibungsverfahren, ohne Ausschreibung kein Baubeginn.

Wie Hause versicherte, hatte die Stadt bis dahin ihre Schularbeiten gemacht. Mit der Absage des Generalplaners - über die Gründe muss sich der Bürgermeister in der Öffentlichkeit ausschweigen - begann das Verfahren aufs Neue. „Das waren vier Monate umsonst, im unmittelbaren Anschluss haben wir das Verfahren gleich neu gestartet“, so Hause.

Er kann dieser Prozedur heute aber auch etwas Positives abringen. Die erforderliche Summe für die Hochwasserschadensanierung des Hegerbades hat sich infolge weiterer Detail-Gutachten durch Spätschäden erhöht. Und zwar von ursprünglichen 2,4 Millionen auf 3,5 bis 4 Millionen Euro.

Trotz der langen Wartezeit dürfen sich die Calbenser dennoch freuen, ab der Saison 2019 ein hochmodernes Freibad zu bekommen.