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Heimatgeschichte Als die Pest durch Barby zog

Nach Pestepedemien wurde der Barbyer Friedhof im 14. Jahrhundert weit außerhalb der Stadt angelegt. Fest steht, dass er 1540 existierte.

Von Thomas Linßner 26.02.2017, 01:00

Barby l Der Friedhof in der Schulzenstraße wurde vermutlich bereits im 14. Jahrhundert von der Stadtmitte an den jetzigen Ort vor dem Schulzentor verlegt. Der Chronist Höse vermutet als Grund verschiedene Pestepedemien. Sie grassierten 1350 bis 1353 und 1483. Während derartiger Seuchen, bei denen hunderte Menschen in kurzer Zeit beerdigt werden mussten, wurden die Kapazitäten der mittelalterlichen Kirchhöfe gesprengt.

Der Chronist verweist auf einen weiteren Friedhof, der sich hinter der Breite mit Eingängen in der Brand- und Postgasse befunden haben soll. Unweit lag der innerstädtische Schäferteich.

Genau datiert werden kann die Einweihung des jetzigen Friedhofs durch ein Denkmal, das sich links neben dem Eingang befindet. Graf Wolffgang I. hinterließ quasi einen Gründungsstein. Auf ihm steht: „Gott dem Herrn zu Ehren/ Auch den Gemeinnutz zu mehren/ Hat Graf Wolf zu Barby zwar/Dieß gebaut im MD und XL Jahr“. Damit war das Jahr 1540 gemeint. Der Auftraggeber hatte nicht nur für geschichtsbewusste Untertanen etwas übrig, sondern bewies auch Sinn für Lyrik.

Die Umfassungsmauer stammt zum Teil noch aus dem 16. Jahrhundert. Man erkennt es an einigen klosterformatigen Ziegelsteinen, die mit 285 x 135 x 85 Millimetern größer sind, als das heute noch verwendete Reichsformat von etwa 250 x 120 x 65 Millimetern.

Während des Dreißigjährigen Krieges wurde die Einfassung stark zerstört und erst wieder zwischen 1699 und 1733 in mehreren Bauabschnitten errichtet. Den Ton für die Ziegel gewann man am Kuhwerder bei Monplaisir.

Der Eingang zum Friedhof befand sich auf der Ostseite. Heute liegen dort die Schrebergärten des Jungfernstiegs. So ist auch der plötzliche Abbruch der Kapellenstraße zu erklären, die auf städtebaulich untypische Weise endet. Ein Teil der Friedhofsmauer an dieser Seite stürzte vor Jahren ein, weil Wurzeln alter Bäume die Standfestigkeit untergraben hatten.

Beim Abputzen des Gebäudes fiel Günter Zenker aber auf, dass sich zahlreiche vermauerte Fenster darin befinden, die eindeutig der Romanik zuzuordnen sind. Auch die heutigen Fensterformen deuten auf diese Bauepoche hin. Ende des 15. Jahrhundert wurde dagegen schon lange „stramm gotisch“ gebaut.

Zenker spricht von einem Ostgiebel, der so ähnlich gegliedert ist wie der des romanischen Klosters Unser Lieben Frauen in Magdeburg. Leider ist die Kapelle nach ihrer Sanierung wieder komplett verputzt, so dass kein Foto den Zustand mehr deutlich machen kann.

Die Holzkonstruktion des Daches lässt zudem auf eine wirtschaftliche Nutzung schließen. Verschlossene Löcher im Holz könnten von Dübeln stammen, an denen Gewürz- und Arzneipflanzen zum Trocknen aufgehängt wurden.

Ein weiterer Anhaltspunkt ist das im Sommer 2000 gefundene Sühnekreuz, welches im Ostgiebel eingemauert und überputzt war.

Merkwürdig ist auch, dass die romanische Kapelle nicht exakt in Ost-West-Richtung steht, wie es alle anderen christlichen Kirchen und Begräbnisstätten tun. Ihre Achse „kippt“ ziemlich deutlich nach Südosten ab.

Die Frage steht im Raum: Arbeiteten die Baumeister des Grafen Burkart V. so ungenau und ignorierten die gültige Kirchenbauordnung?

Fest steht, dass die Erdbestattungen auf dem Barbyer Friedhof extrem abnahmen. Nach Einschätzung des Barbyer Bestattungsunternehmens Edler waren es in den vergangenen Jahren nur noch etwa fünf Prozent. Der Großteil sind heute Urnenbeisetzungen.