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Heimaträtsel Publikumsmagnet Schwimmbadfest

Im jüngsten Heimaträtsel der Volksstimme ging es um das Barbyer Schwimmbadfest, das besonders in den 1960er Jahren groß gefeiert wurde.

Von Thomas Linßner 03.05.2020, 05:03

Barby l „Drei Jahre vorher war alles noch etwas provisorischer, man beachte den Laufsteg“, lacht Anja Merkel, die ein Foto von ihrer Mutti Angelika Kirchhoff besitzt. Die „modelte“ 1967 bei einer Modenschau des Schwimmbadfestes. Der Laufsteg war grob aus Platten und Teppichresten zusammen gezimmert worden, so dass es etwas „sowjetisch“ aussah. Angelika war von ihrer Mutter angesprochen worden, die im Textil-Konsum am Markt arbeitete.

Natürlich wusste Gudrun Przybyla auch die richtige Lösung: Barbyer Schwimmbad „Elbe-Saale-Winkel“ mit dem „Neptunfest“. Schließlich konnte sie sich selbst auf dem Foto in der Volksstimme erkennen. „Von den Heimatfreunden wurde diese Modenschau mit den altertümlichen Kleidern organisiert. Ich meine, es war 1971, denn 1970 laut Fotos von mir, hatte ich kürzere Haare“, schreibt sie. (Im Beitrag wurde das Foto am vergangenen Sonnabend mit „etwa 1970“ bezeichnet.) Gudrun Przybyla weiß auch noch die Namen der „Models“ auf dem Rätselfoto: Gerlinde Klotz und Joachim Knopf. Letzterer hat nur noch nebulöse Erinnerungen an diesen Auftritt. „Ich hatte eine Landsknechtuniform an, zu der eigentlich noch eine Hellebarde gehörte.“ Doch die störte offenbar bei der Modenschau. „Bei den Zuschauern habe ich Frau Schley und Frau Böttcher-Seidel erkannt“, schreibt Gudrun Przybyla.

Günter Zenker, damals Lehrer und Mitbegründer des Kulturbundvereins „Heimatfreunde“, hatte die historische Modenschau organisiert. Angesprochen waren vor allem Schüler der 9. und 10. Klasse der Polytechnischen Oberschule „Friedrich Engels“. Die Kostüme hatte Zenker in einem Theaterfundus ausgeliehen. Dabei „modelten“ die Jugendlichen nicht nur, sondern führten auch barocke Tänze auf. Das geschah bei einer Veranstaltung in der Kulturhalle. Geprobt wurde in Zenkers Atelier in der Augustusgabe. „Auch zur Modenschau ‚Gestern und heute‘ des Schwimmbadfestes waren die Jugendlichen gern gesehen“; weiß Bernhard Hohmann aus Schönebeck.

Frank Bläsing kann sich noch erinnern, wie die beiden Kinderbecken zur Beat-Bühne wurden. Die Stadt als Betreiber des Bades hatte das Wasser abgelassen und zur Tanzfläche gemacht. „Ich weiß noch wie die Bands hießen: die ‚Unbekannten‘ und die ‚Mönche‘ rockten dort“, erzählt der 60-Jährige.

Hans-Jürgen Schnee aus Brandenburg besuchte in den Sommerferien regelmäßig seine Großeltern in Barby. „Bei den Schwimmbadfesten war tagelang was los. Ich sehe noch den kleinen Kiosk vor mir, in dem es Bockwurst und Eis am Stiel gab. Der Lebensmittelhändler Werner Uhlmann aus dem Magdeburger Tor, wo auch meine Großeltern wohnten, hat ihn betrieben“, so der 68-Jährige. Er erinnert sich an einen Schwimmwettkampf, bei dem eine französische Mannschaft gegen eine DDR-Auswahl antrat. „Wer da gewonnen hat, weiß ich nicht mehr. Aber es war ziemlich sensationell, so viele Schwimmer aus dem ‚kapitalistischen Ausland‘ in Barby zu sehen“, berichtet Schnee. Gedolmetscht habe ein ehemaliger Soldat, der in französischer Kriegsgefangenschaft die Sprache erlernt hatte.

Unser Stamm-Heimaträtseler Armin Wellnitz aus Schönebeck weiß zwar, worum es sich handelt, gesteht aber, ziemlich selten das „Friedensbad Elbe-Saale-Winkel“, wie es 1961 getauft wurde, besucht zu haben. „Wir haben in der Maisan die Leitern für die Kinderbecken gebaut“, erzählt Wellnitz. Damals wurden verschiedene Betriebe ins Boot geholt, die „materielle Leistungen“ erbrachten. Vorbereitungsarbeiten für das Schwimmbad wurden zuvor schon in den 50er Jahren im Rahmen des Nationalen Aufbauwerks von den Bürgern erbracht. „Schwimmen habe ich mir in der Elbe selbst beigebracht“, erzählt der ehemalige Barbyer. „In den 1950er Jahren gab es ja keine andere Möglichkeit.“ Kiesgruben existierten noch nicht, der Colphus am Ortsrand war ziemlich schlammig.

Der 1947 mit seiner Familie aus Pommern umgesiedelte Armin Wellnitz gehört zu jener Generation, für die das Baden in der Elbe noch „normal“ war. In den 1960er Jahren war der Fluss so verdreckt, dass das kaum noch möglich war. „Wir sind an die Lastkähne heran geschwommen, haben uns in die Beiboote gesetzt und uns stromaufwärts fahren lassen“, erzählt Wellnitz. Dann seien die Jungen von der Fähre bis in Höhe Hoher Werder zurück geschwommen. „Manche Schiffer sahen das gar nicht gerne. Sie haben ihre Boote kräftig geteert“, weiß der Wahl-Felgeleber noch heute. Das Resultat waren „geteerte Bäuche“ bei den Jungen.

Um zum Schwimmbadfest zurückzukommen: Höhepunkte waren die Neptuntaufen. Dabei veranstalteten die Bademeister und Mitglieder des damaligen Schwimmsportvereins jede Menge Spektakel. So stürzte man sich mit dem Fahrrad vom Dreimeterturm oder veranstaltete anderen Klamauk. Viele hundert Besucher säumten dann die Ränder des großen Schwimmbeckens.

Die richtige Antwort wussten auch Dieter Weber, Manuela Krüger (beide Barby) sowie Heinz Landschulze und Monika Klein aus Calbe.

Gewonnen hat Gudrun Przybyla, die sich in der Schönebecker Redaktion, Hellgestraße 71, einen Biberticket-Gutschein abholen kann.