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Gedenken In Anne Franks Versteck

Der Tag der Demokratie ist in der Lerchenfeldschule zum 9. November eine langjährige Tradition. Auch in diesem Jahr hat die Lehranstalt einiges auf die Beine gestellt.

Von Stefan Demps 11.11.2023, 10:30
„Wir sind alle anders, aber trotzdem sind wir eins“: Das Ergebnis des Projektes der fünften Klassen der  Sekundarschule „Am Lerchenfeld“.
„Wir sind alle anders, aber trotzdem sind wir eins“: Das Ergebnis des Projektes der fünften Klassen der Sekundarschule „Am Lerchenfeld“. Gabriele Priske

Schönebeck - „Das hätte ich, glaube ich, nicht zwei Jahre durchgehalten“, ist Lukas Welsch überzeugt. Er hat gerade mittels einer VR-Brille einen Rundgang durch das Versteck von Anne Frank gemacht. Kurz nach ihm begibt sich auch Ahmad Ismail auf diese „Tour“. Auch ihn überraschte, wie klein und eng das Versteck der jüdischen Familie war. „Es war sehr spannend das einmal zu sehen“, fügt der Schüler hinzu. Ermöglicht wurde dies den Schülern am Tag der Demokratie, den die Grund- und Sekundarschule „Am Lerchenfeld“ traditionell am 9. November begeht.

Viele Projekte

In Kooperation mit dem Freizeitzentrum Future, das direkt neben der Schule ist, haben einige Schüler den Rundgang gemacht. Den Schülern wurde so die Möglichkeit gegeben, sich einen Eindruck zu verschaffen, wie die Lebensumstände von Anne Frank im Versteck waren. Zwischendurch eingestreute Passagen aus dem Tagebuch des 14-jährigen Mädchens rundeten die Erfahrung ab.

Ahmad Ismail „erkundet“ virtuell durch Anne Franks Versteck.
Ahmad Ismail „erkundet“ virtuell durch Anne Franks Versteck.
Foto: Stefan Demps

Parallel dazu schauten die Klassen 7a und 7b den Animationsfilm „Wo ist Anne Frank?“. Der Film thematisiert unter anderem die Frage, wie heutzutage mit den Geschehnissen rund um Anne Frank umgegangen wird. „Die Schüler waren still und sehr interessiert“, bewertet Katrin Drangusch die Stimmung während des Filmes. Die Lehrerin hatte in Vorbereitung der Vorführung das Thema mit ihrer Klasse behandelt. „Wir haben ein paar Ausschnitte aus dem Tagebuch gelesen, uns mit ihrer Geschichte beschäftigt und einen Steckbrief angefertigt“, berichtet die Lehrerin.

Schon während der Unterrichtsstunden hat sie bemerkt, wie sehr das Thema ihre Schüler berührt hat. Ein Eindruck, der sich auch während des Filmes bestätigt hat. Nicht nur deswegen ist Katrin Drangusch überzeugt, eine sehr empathische Klasse zu haben. Alle sieben und achten Klassen werden am Ende des Tages den Film gesehen haben.

Die fünften Klassen der Sekundarschule hatten am Donnerstag eine „Schülerkette“ gebastelt. Wie die stellvertretende Schulleiterin Gabriele Priske berichtet, soll das fertige Ergebnis im Schulhaus präsentiert werden. Insgesamt 37 Schüler haben sich selbst gemalt und ausgeschnitten. „Das Thema ist: Wir sind anders, aber trotzdem sind wir eins“, so die Lehrerin. Das Ziel ist es, sich deutlich gegen Ausgrenzung zu positionieren.

Die Schüler dreier Klassenstufen waren nicht vor Ort. Die sechsten Klassen besuchten das Schalom-Haus und erfuhren auf dem Weg dorthin die Geschichten hinter den Stolpersteinen. Die 9. Klassen fuhren in die Gedenkstätte Buchenwald und die Klassen 10 nach Bernburg. Dort besuchten sie die Gedenkstätte für Opfer der NS-Euthanasie.

Seit Jahren aktiv

Mit dem Tag der Demokratie macht sich die Grund- und Sekundarschule „Am Lerchenfeld“ seit Jahren für Toleranz und Weltoffenheit stark. Jedes Jahr werden diese Themen in Projekte eingebettet und altersgerecht aufgearbeitet. Das Projekt „Weg des Grauens“ war ein früheres Beispiel für die intensive Arbeit der Schule. Dabei sollte symbolisch an die Deportierten aus Schönebeck erinnert werden, die nach Magdeburg gebracht wurden. Mit einem Rad der Firma Teutloff wurde ihr Weg mit weißer Farbe nachgezeichnet. Verständnis und Toleranz sind der Schlüssel zu einem Leben ohne Rassismus. Die Besuche der Orte, an denen Menschen Leid erfahren mussten, weil sie nicht in die Rassenideologie der Nationalsozialisten passten, könnten dabei sehr gut helfen.