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Industriemuseum Kunst zwischen Öl und Traktoren

Über zwei neue und wertvolle Bilder freuen sich die Mitglieder des Industriemuseums Schönebeck.

Von Olaf Koch 23.01.2018, 00:01

Schönebeck l Dass Kunst und Industrie durchaus zusammenpassen, diesen Spagat wagt das Industriemuseum Schönebeck. Die Kunstausstellung in der oberen Etage des Betriebsingenieurs der EMS-Halle hat sich in den vergangenen Jahren zu einem Kleinod der Schönebecker Kunst-Szene entwickelt. Gezeigt werden dort nicht einzelne Personalausstellungen, sondern Stücke von bekannten und unbekannten Künstlern, die mehr oder weniger etwas mit Schönebeck zu tun hatten.

Aus einer privaten Sammlung bekam das Industriemuseum jetzt ein Bild geschenkt, dass die Magdeburger Johanniskirche zeigt. Gemalt hat es Ewald Blankenburg (1920 bis 2000). Er ist in Schönebeck kein Unbekannter, wie Leser Georg Brandes in einer Abhandlung der Volksstimme schrieb. „Nach amerikanischer Kriegsgefangenschaft kam er 1946 nach Schönebeck und lernte hier seine spätere Frau Magdalene kennen. In Schönebeck war Blankenburg zunächst als freischaffender Künstler tätig. Danach arbeitete er zwei Jahre als Bühnenbildner, um sich dann wieder als freier Künstler zu betätigen“, so Brandes.

1947 hatte Blankenburg in Magdeburg mit Katharina Heise und Hans Oldenburger die Künstlergruppe „Dalbe“ gegründet, mit der er an Ausstellungen in Halle, Quedlinburg, Dresden und Schönebeck teilnahm. Zu dieser Zeit, schreibt Georg Brandes weiter, gab es in Schönebeck an der Oberschule einen klugen selbstbewussten Direktor namens Hinze, der sich über viele bürokratische Hindernisse hinwegsetzte. Er stellte Ewald Blankenburg als Zeichenlehrer ein, und als solchen lernte Georg Brandes ihn auch kennen. „Obwohl Blankenburg 1953 seine zweite Lehrerprüfung bestand, wurde er wahrscheinlich nach Weggang seines Mäzens Hinze an die Käthe-Kollwitz-Schule versetzt.“

Die Werke von Blankenburg wurden als „substanzlose Formspielereien“ diskreditiert. Er ging deshalb 1960 nach Bremerhaven. Nun kehrt zumindest ein Werk wieder an die Elbe zurück und wird im Industriemuseum ausgestellt.

„Richtig gefreut haben wir uns, als wir kürzlich in Plötzky bei einer Lesung von Maria Meussling waren“, so der Präsident des Industriemuseums, Georg Plenikowski. Im Anschluss an die Buchvorstellung übergab die Familie Meussling dem Museum ein Werk von Katharina Heise (1891 bis 1964). „Die Sache ist deshalb so besonders, weil wir bisher nur eine Skizze von Katharina Heise hatten. Jetzt können wir ein richtiges Bild präsentieren.“

Heise wurde als Tochter eines wohlhabenden Bauern, der über Landverkäufe bei der Errichtung einer Fabrik ein Vermögen machte, im heute zu Schönebeck gehörenden Groß Salze geboren. Nach dem Krieg bildete sich um Heise der sogenannte Schönebecker Kreis, eine Gruppe von Künstlern, zu denen unter anderem Hans Oldenburger, Werner Tübke, Christof Grüger und Ewald Blankenburg gehörten. 1959 richteten diese in Schönebeck für ihre Lehrerin eine Personalausstellung aus.

Die Wiedereröffnung des Industriemuseums ist am Sonnabend, 12. Mai.