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Kfz-Schlosser Meisterbrief mit Auszeichnung

Mario Müller, Kfz-Technikermeister, aus Welsleben hat es geschafft, der Beste unter den Kraftfahrzeugtechnikern zu werden.

Von Beatrix Hoffmann 31.05.2018, 01:01

Schönebeck/Welsleben l Mario Müller hat es geschafft, der Beste unter den Kraftfahrzeugtechnikermeistern im Jahrgang 2017/18 zu werden. Nachdem er seinen Meisterbrief erhalten hatte, wurde der Welslebener als Jahrgangsbester noch einmal für die Auszeichnung nach vorn gebeten. Bei diesem Thema huscht ein kurzes Lächeln über Mario Müllers Gesicht, denn er sei stolz auf seine Leistung, auch wenn er sagt: „Es war bestimmt nicht meine Absicht, zweimal auf die Bühne zu gehen. Da bin ich gar nicht der Typ für, dass da so ein Getue um mich gemacht wird.“

Er habe wohl schon als Kind gewusst, dass er einmal mit Kraftfahrzeugen arbeiten möchte. „Mein Vater hat früher immer an seinem Auto geschraubt, wie das eben zu DDR-Zeiten so war, und ich war eben mittendrin“, erinnert sich der 43-Jährige. Mit 16 Jahren habe er dann seine Lehre zum Kfz-Mechaniker in Schönebeck begonnen und sei seitdem mit Euphorie dabei.

Der Beruf im Bereich der Kraftfahrzeugtechnik habe ihm von Anfang an gelegen: „Es ist das, was ich mag, was ich kann.“ Ihn begeistere die Technik und dass es sich nicht um einen stupiden Job handele. Er stehe jeden Tag vor neuen Herausforderungen und sagt: „Ich weiß heute noch nicht, was ich morgen früh mache. Da wird es nicht langweilig.“

Als junger Kfz-Mechaniker, kurz nach seiner Lehre, habe Mario Müller die Firma wechseln müssen und arbeitete in der neuen für mehr als 18 Jahre. In dieser Zeit, sagt er, entwickelte sich für ihn der Plan, eines Tages den Meistertitel zu haben. Das sei vor allem als eine Art Altersvorsorge geplant gewesen: „Ich habe mir gedacht, irgendwann bist du 60 und kannst nicht mehr in dem Tempo. Dann ziehe ich mir einen Kittel an und zeige den jungen Leuten, wie es geht.“

Dieser Plan sei aber zunächst nicht aufgegangen und für ihn in der Firma nicht vorgesehen gewesen. Vor fünf Jahren wechselte er erneut die Firma, zu G&R Automobile in Schönebeck. Der Wunsch, seinen Meistertitel zu bekommen, sei immer noch da gewesen und er habe das Thema bei seinen neuen Arbeitgebern wieder aufgegriffen und die gewünschte Unterstützung gefunden. „Sie haben gesagt, sie stellen mich an den Wochenenden frei, damit ich zur Schule kann und haben auch das Finanzielle übernommen für diese Geschichte“, erklärt er dankbar. Daraufhin habe er für zwei Jahre die Meisterschule an den Wochenenden besucht und letztendlich erfolgreich abgeschlossen.

Einer der Vorgesetzten und Inhaber von G&R Automobile, Gabriel Gamisch, sagt zum frischgebackenen Handwerksmeister: „Dass er den Meistertitel bekommt, war eigentlich klar. Aber dass er so gut abschließt, hatten wir eigentlich nicht erwartet.“ Von seiner sehr guten Leistung habe er nämlich nie erzählt, sei aber schon immer sehr ehrgeizig gewesen. Der Abschluss als Jahrgangsbester sei also überraschend gewesen, habe ihn aber stolz auf seinen Mitarbeiter gemacht. „Als er dann fertig war und wir ein paar Umstrukturierungen hatten, habe ich gesagt: So, ab nach vorne“, erzählt Gamisch. Er habe ihn seitdem in der Betriebsleitung der Werkstatt eingesetzt. Komplett aus der Werkstatt fernbleiben, wolle Mario Müller aber nicht: „Mir fehlt das Gemorkel, das Sich-Gedanken-machen. Wenn ich nur am Schreibtisch sitze, gehe ich ein.“

Der Weg zum Meisterbrief war für Mario Müller wohl nicht immer einfach: „Ich habe es dann meistens an den Wochenenden gemerkt, wenn meine Kinder immer gesagt haben: ‚Papa, früher sind wir am Wochenende immer weggefahren, jetzt sitzt du schon wieder da und guckst in dein doofes Buch.‘“ Einen Mittelweg zwischen seiner Familie mit Haus und zwei Kindern, der Arbeit und der Schule zu finden, wäre oft eine Herausforderung gewesen. Er habe in der Zeit viel Unterstützung von seiner Familie gebraucht.

Auch für seine Kollegen, die jeden zweiten Sonnabend für ihn mitgearbeitet hätten, habe er viel Dankbarkeit übrig. „Sicherlich hatte ich auch Tage, an denen ich gesagt habe: Ich hör auf, ich häng das jetzt hier hin“, erinnert er sich. Aber sein Ehrgeiz und das Wissen, dass seine Vorgesetzten auf ihn zählen, hätten ihn immer dazu ermutigt, nicht aufzugeben. Motivation habe er auch durch Freundschaften, die sich in der Schule entwickelt haben, bekommen. In Lerngemeinschaften habe er sich mit seinen Mitschülern zusammengesetzt und sich von allem anderen abgeschottet auf die Prüfungen vorbereitet. „Dann quatscht keiner dazwischen, wir wollen alle dasselbe. Das hat zum Schluss zum Erfolg geführt“, erklärt Mario Müller. Am Ende habe es sich für ihn gelohnt: „Es ist eine Sache, die kann dir keiner wieder wegnehmen.“

Ein Bestandteil der Meisterausbildung ist der Lehrlingsausbildungsschein. Davon habe Mario Müller für seinen Arbeitsalltag als Meister, zu dem die Ausbildung der Lehrlinge gehört, viel mitnehmen können. Er habe gelernt, sich besser in die Lage des Auszubildenden zu versetzen. Er nennt ein Beispiel: „Wenn der Lehrling mit einer Frage ankommt, könnte ich sie ihm kurz beantworten, es prägt sich aber nicht ein, er wird mich morgen wieder fragen.“

Stattdessen würde er ihm ein paar Tage Zeit geben, um sich selber mit der Frage zu beschäftigen und arbeitet es dann mit ihm gemeinsam auf, wodurch er es besser verinnerlichen könne. Damit habe er auch seinem aktuellen Lehrling helfen können: „Der kommt jetzt hier super klar. Den haben wir hier fest ins Team eingebunden und ich glaube, der will auch nicht wieder weg.“

Die Fachkräfte von morgen selbst im eigenen Betrieb anzulernen, halte er für die beste Zukunftschance des Handwerks. Dabei sei es aber gar nicht so leicht, junge Leute zu finden, die sich für den Beruf begeistern. „Was ich merke ist, dass viele junge Leute da anscheinend keine Lust mehr drauf haben“, meint der Handwerksmeister. Praktika endeten meistens schon nach dem zweiten Tag und Schreibtischjobs seien viel gefragter.

Auch sein Chef Gabriel Gamisch sieht in Bezug auf die Zukunft ein Problem: „Früher kamen im Jahr 15 bis 20 Bewerbungen rein, mittlerweile ist es ja schon so, dass man in die Schulen gehen muss um den Beruf schmackhaft zu machen.“ Zudem müsse man heute pfiffiger sein als früher, weil es viel mehr um technisches Verständnis ginge. Man brauche auch logisches Wissen und mit einer vier in Mathematik sei man für den Beruf nicht mehr geeignet.

Mario Müller sagt zu dieser Thematik: „Junge Leute könnte ich für den Beruf nur mit meiner Euphorie versuchen zu überzeugen. Man macht sich auch mal dreckig, das ist klar. Aber ich denke, wir können nicht alle Ärzte werden und alle studieren. Das würde auch nicht funktionieren. Das Handwerk brauchen wir. Das wird nie ganz aussterben können, weil wir es alle brauchen.“