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Musikprojekt Telemann in der Turnhalle

Ein moderiertes Konzert haben die 73 Schüler der Waldschule Elbenau erlebt.

Von Ulrich Meinhard 22.02.2018, 17:45

Elbenau l Wann geht es denn nun los? Einige Kinder aus der 1. Klasse drücken ihre Gesichter an die Scheibe der Turnhallentür. Da drinnen sind Bänke aufgestellt und Notenständer postiert worden und irgendwelche Erwachsene sind mit Geigenkoffern hineingegangen. Und die Lehrer haben in den Tagen zuvor erzählt von einem gewissen Georg Philipp Telemann, der vor langer, langer Zeit gelebt und Musik geschrieben hat. Er hatte dazu nicht mal einen Computer, er musste die Noten mit einem Federkiel auf Papier pinseln. Barock, so wird die Zeitepoche genannt, in der er lebte. Damals trugen die Leute fantastische Kleider, die Männer hatten Perücken auf und statt Disco gab es Konzerte, bei denen graziös getanzt wurde. Und heute nun kommen vier Musiker und ein Professor an die Elbenauer Waldschule und präsentieren ein Konzert, ein moderiertes Konzert. „Gullivers Reisen“ ist es überschrieben. Eine junge Frau, sie heißt Louisa Koch, war kürzlich in der Schule und hat gesagt, was die Schüler erwartet. Das klang alles spannend. Und jetzt muss es auch gleich los gehen...

Doch vorher erzählt so ein Mann von der Zeitung mit der Louisa und erfährt, dass sie beim Zentrum für Telemann-Pflege und -Forschung in Magdeburg ein Freiwilliges Soziales jahr leistet, ein sogenanntes FSJ-Kultur. „Zu meinen Aufgaben gehört es, Termine in den Schulen abzusprechen. Ich halte auch Einführungsvorträge zu dem Stück ‚Gullivers Reisen‘. Ich staune oft, wie lange und interessiert mir die Grundschüler zuhören“, berichtet die 18-Jährige. Freunde der irischen Musik werden die junge Frau aus Glinde kennen, gehört sie doch zur Gruppe „Glinde 7“, außerdem ist die Musikschülerin eine talentierte Musical-Darstellerin.

Doch heute dreht sich alles um Telemann. Der gebürtige Magdeburger lebte von 1681 bis 1767 und gilt als einer der ganz Großen neben Bach und Händel. Das versichern die vier Musiker Barbara Mauch-Heinke, Kerstin Fahr, Joosten Ellée und Hsu-Mu Chien. Sie sind das Neumeyer Consort, das die Lebendigkeit und Vielseitigkeit barocker Musik hörbar machen will. Zuhause sind die Vier in Frankfurt am Main. Derzeit touren sie mit dem Gulliver-Projekt durch Sachsen-Anhalt. Als Fünfter kommt ein richtiger Professor dazu, nämlich Felix Koch. Mit Louisa ist er übrigens nicht verwandt. Koch lebt in Mainz und lehrt an der dortigen Hochschule für Musik. Er sowie das Neumeyer Consort sind 2010 eine Kooperation eingegangen. Gemeinsam soll die Musik von Telemann kindgerecht verpackt werden, so sind bislang auch drei CDs entstanden. Weitere Unterstützer haben sich gefunden, wie der Arbeitskreis „Georg Philipp Telemann“ Magdeburg, die Stadt Magdeburg, das Musikalische Kompetenzzentrum Sachsen-Anhalt und die Firma MDCC.

Und jetzt, jetzt geht es endlich los. Professor Felix Koch springt auf eine Turnhallenbank und beginnt, eine alte Geschichte zu erzählen: „Einst lebte ein Mann mit Namen Gulliver in einer Stadt am Meer. Jeden Morgen musste er zur Arbeit gehen. Doch eines Morgens hörte er eine Fanfare im Hafen. Da beschloss er, nicht mehr zur Arbeit zu gehen, sondern mit einem Schiff in die weite Welt zu fahren...“