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Nestbau Eigensinniger Storch will bleiben

Warum ein Storch aus Lödderitz die Nisthilfe des Heimatvereins dankend ablehnt.

Von Thomas Linßner 10.05.2018, 05:00

Lödderitz l Alle Jahre wieder warten die Lödderitzer auf die Rückkehr ihres Storchenpaares, das auf Krimmlings Scheune seit Generationen brütet.

Die Adebare gehören zu Lödderitz, wie der Försterfriedhof, der Goldberger See oder die Krausche Eiche. Sehr alte Leute können sich daran erinnern, dass das Nest seit 1936 an dieser Stelle thront. Doch im Januar fegte der Orkan Friederike das Nest vom Dachfirst. Ortsbürgermeister Michael Kromer nahm sofort Kontakt zum Storchenhof Loburg, zum Naturschutzbund (Nabu) und der Unteren Naturschutzbehörde des Salzlandkreises auf. Denn die Uhr tickte, die Störche wurden zurück erwartet. Doch die Reaktionen der Angefragten seien bescheiden gewesen, winkt Kromer ab. Schließlich machte sich auch der Heimatverein stark, der eine Nisthilfe in Loburg kaufte.

Sie wurde auf der gegenüber liegenden Scheune von Harald Volkmann aufgebaut, weil in Krimmlings Dach ein Loch klaffte. Schließlich kam Freund Adebar wenige Tage nach Ostern angesegelt. Die Lödderitzer hofften darauf, dass er so klug sein und die neue Nisthilfe annehmen würde.

Doch Pustekuchen. „Der recycelte fein säuberlich die verbliebenen Äste und verankerte sie kunstvoll im Loch, das im Dach ist“, berichtet Ingolf Fietz vom Heimatverein mit besonderer Hochachtung. Denn als Bauingenieur und Planer weiß er, welche Arbeit man mit der Restaurierung alter Häuser hat. (Nur Kostenvoranschlag und Baugenehmigung brauchte der Adebar nicht.) Den hübschen, neuen Holzsattel auf dem First von Volkmanns Scheune strafte der ignorante Vogel allerdings.

Mittlerweile hat er sein Nest wieder soweit in Schuss gebracht, dass Eier gelegt werden können. Die Madame ist vor wenigen Tagen auch eingeflogen. Was in den letzten drei Jahren nicht der Fall war. „Da blieb unser Storch monogam“, sagt Fietz grinsend. Im Dorf hatte man regen Anteil daran genommen, dass sich Adebar mit jeglichen gefiederten Zeitgenossen angelegt und sie vertrieben hatte. Man sprach sogar von einem „gestörten Problem-Storch“, dessen sexuelle Ausrichtung zweifelhaft gewesen sei.

Doch das scheint nun vorbei. Das Löddi-Storchenpaar wurde sogar beim Liebesgeflattere beobachtet.

Alles wird gut! Nur auf der Gegenüber-Scheune sitzen nun die Krähen und schielen neidisch auf den Sommergast, der den Winter in Afrika verbracht hatte.