Feuerwehr Barby Neue Hightech-Drehleiter für Barbyer Feuerwehr
Die Freiwillige Feuerwehr Barby hat eine neue Drehleiter. Mit der Kennung Florian „Barby 33/01“ wird sie fortan Dienst tun. Der Preis des hochmodernen Fahrzeuges beträgt 660000 Euro. 270000 Euro davon sind Fördermittel.

Barby - Es war ein Bild, als würde gleich ein Popstar einrollen. Gut zwei Dutzend Kameraden und deren Nachwuchs standen freudig erregt schon gegen 17 Uhr am Feuerwehrgerätehaus im Magdeburger Tor. Mit Papierfähnchen in den Händen warteten sie auf den großen Auftritt des zukünftig modernsten Teils der Technikfamilie, der neuen Drehleiter. Bereits bei der Jahreshauptversammlung wurde die neue Drehleiter angekündigt.
Zuvor hatte Maschinistin Melani Halla die „Fans“ ständig auf dem Laufenden gehalten, als würde die Mondlandung bevorstehen: „Sind in Ulm losgefahren“, „Noch 90 Kilometer bis Suhl“, „17:44 Uhr an der Feuerwehr“. Und so war es dann auch. Die neue Drehleiter bog mit mächtig Rabatz, Sondersignalen und jeder Menge zuckendem Blaulicht in das Magdeburger Tor ein. Nach achtstündiger Fahrt war es nun da, das Hubrettungsfahrzeug DLK 23/12, wie die Drehleiter in der Feuerwehr-Fachsprache genannt wird. 23 steht für die durchschnittliche Rettungshöhe in Meter, 12 für die Ausladung, also die Schräge des Auslegers. Wobei es der Korb im Idealfall auf 34 Meter schafft, wenn die Leiter nur „steil genug“ steht. Und „K“ bedeutet Rettungskorb, der mit viel Technik und Elektronik bestückt ist.
Sechs Kameraden waren für drei Tage zum Hersteller Magirus-Deutz in Ulm (Baden-Württemberg) gereist, um sich mit dem neuen Schätzchen vertraut zu machen und es zu überführen. Sie waren quasi der Alpha-Kontakt; in den kommenden Wochen werden sie weitere Barbyer Kameraden einweisen.
Zu den Fähnchenschwenkern zählte auch Ortswehrleiter Jens Kirchhoff. „Die Drehleiter ist für eine Einsatzzeit von 30 Jahren konzipiert. Nochmal eine neue werde ich in meinem aktiven Dienst nicht mehr erleben“, so der 44-Jährige. Neben ihm stand sein Vorvorgänger Eberhard Pesch (68), der in seiner Dienstzeit (heute Alterskamerad) zuvor die Anschaffung zweier Drehleitern mitmachte. Die erste war ein „W 50“ aus DDR-Tagen, dann beschaffte die Stadt 2012 eine gebrauchte Drehleiter, die bei der Berufsfeuerwehr in Magdeburg außer Dienst genommen wurde. Ein neues Fahrzeug war also nie dabei. Aber jetzt!
Neue Drehleiter: Schulung für Hightech-Gerät in Ulm
Die Schulung der sechs Barbyer in Ulm war nicht von Pappe. Ist die fortschreitende Technikmodernisierung doch auch bei den Feuerwehrausstattungen nicht stehen geblieben. So ist die ausfahrbare Leiter in der Lage, den oberen Teil abzuknicken. Das hilft bei Einsätzen über Gebäuden oder dem genauen Gegenteil, in tiefen Gräben. Der Maschinist kann vom unteren Bedienstand jegliches Hilfsgeschehen auf einem Bildschirm steuern und verfolgen, was oben am und im Korb geschieht. Eine fest installierte B-Wasserleitung für die Löscheinrichtung (Monitor) ist in der Leiter integriert. Im Brandfall braucht sie nur an einen Hydranten angeschlossen zu werden. Was kostbare Zeit spart. (Bei alten Drehleitern wurde der Schlauch eingehängt und mit hochgezogen.)

Natürlich kann jegliche Technik auch vom Korb in großer Höhe bedient werden. Maschinist Marco Halla zeigte auf dem oberen Display Bediensymbole, die an die frühkindliche Erziehung in einem Kindergarten erinnern: Hase und Schildkröte. Bei „Hase“ bewegt sich die Leiter schnell, bei „Schildkröte“ langsam. Was kein Gag ist: Im Ernstfall sind griffige Symbole besser zu erfassen, als jegliche Schriftzeichen.
Aber wie oft wird so eine Drehleiter überhaupt gebraucht? Spektakulär war ein Fall Anfang dieses Jahres in Barby, als nach Brandstiftung einige betagte Mieter aus dem dritten Stock eines Hauses in der Lindenallee gerettet wurden. „Am häufigsten wird die Leiter eingesetzt, um kranke und schwergewichtige Menschen durchs Fenster aus ihrer Wohnung zu befreien“, erklärt Jens Kirchhoff.
Auf dem Rücken des roten Magirus-Deutz ruht die eingefahrene Leiter, die in weniger als zwei Minuten rund 30 Meter hochfahren kann. Im Korb an der Spitze können bis zu drei Feuerwehrmänner stehen. Daran wird im Bedarfsfall eine Krankentrage justiert, auf der Menschen schonend zu Boden schweben. Das ist einfacher, als sie mit Körperkraft durchs Treppenhaus zu wuchten.
Die neue Drehleiter DLK 23/12 erfährt ihre offizielle Inbetriebnahme, wenn alle betreffenden Kameraden geschult sind. Eine Beobachtung am Rande, die zeigt, wie emotional die gefühlt „knallharten Retter“ sein können. Als die Drehleiter, umringt von vielen kleinen und großen Feuerwehrmenschen vor dem Depot bestaunt wurde, hatte Maschinistin Melani einen Kloß im Hals.