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Comedy Otto Waalkes grüßt Jonas Brösel aus Welsleben mit einer Zeichnung

Er ist einer der bekanntesten Komiker des Landes und auch sonst ein Multitalent: Otto Waalkes. Wie es dazu kam, dass er eine persönliche Zeichnung an Jonas aus der Gemeinde Bördeland schickte.

Von Robert Gruhne 22.06.2021, 16:41
Otto Waalkes hat Jonas Brösel einen Ottifanten gezeichnet.
Otto Waalkes hat Jonas Brösel einen Ottifanten gezeichnet. Zeichnung: Otto Waalkes

Welsleben/Hamburg - Jonas Brösel ist ganz aus dem Häuschen, als er am Montag aus der Schule kommt. Der 17-jährige Otto-Fan und -Parodist aus Welsleben bekam am Morgen eine persönliche Zeichnung seines Idols aufs Smartphone: ein Ottifant, der Jonas ermutigt, weiterzumachen. Darunter als Postskriptum: „Deine Otto-Parodien sind spitze“ und drei Ausrufezeichen.

„Ich konnte es nicht glauben!“, freut sich Jonas. Aber wie kam es dazu, dass einer der berühmtesten Komiker des Landes einem Jungen aus Bördeland eine solche Nachricht zukommen ließ?

Auftritte mit Comedy-Programm

Otto Waalkes bedarf eigentlich kaum einer Vorstellung. Der 73-jährige Ostfriese ist neben seiner Tätigkeit als Komiker auch noch Maler, Musiker, Schauspieler, Regisseur und mehr. Gerade bringt er einen neuen Film in die Kinos („Catweazle“).

Wer aufmerksam die Volksstimme liest, kennt aber auch Jonas Brösel. Im Mai berichtete die Volksstimme über sein Talent: Jonas tritt nämlich mit einem eigenen Comedy-Programm auf. Darin trägt er Sketche, Lieder und Texte vor, meistens leicht abgewandelte Werke von Otto Waalkes. Jonas sagte damals: „Ich finde gut, dass er Texte schreibt, ohne andere zu beleidigen.“

Jonas Brösel, fertig zum Auftritt im Otto-Outfit.
Jonas Brösel, fertig zum Auftritt im Otto-Outfit.
Montage: Jonas Brösel

Bei den Auftritten trägt Jonas die passenden Kostüme, geschneidert von seiner Tante. „Sie unterstützt mich sehr und macht die Kostüme so originalgetreu wie möglich“, sagt er. Auftritte hatte Jonas zuerst in der Familie, später zum Beispiel in der Schule oder vor Senioren. Seit diesem Jahr unterstützt ihn die Salzlandsparkasse finanziell für seine künstlerische Tätigkeit.

Beharrliche Versuche, Otto ans Telefon zu kriegen

Nach dem Artikel kam in der Redaktion die Frage auf: Was sagt eigentlich Otto dazu, dass er im Salzlandkreis nicht nur einen Riesenfan, sondern sogar ein Double hat? Schnell wurde eine E-Mail an das Management des Künstlers verschickt.

Die Antwort kam flott: Otto zeichne gern etwas für Jonas, man solle die Anfrage aber per Post schicken und dann drei bis vier Wochen warten. Kein Problem, dachte sich die Redaktion. Wenn Herr Waalkes lieber auf Papier liest, geht der Brief eben auf den Weg nach Hamburg, wo das Management sitzt und Otto wohnt.

Schon nach zwei Wochen, an einem Vormittag, landete dann eine Mail im Postfach. Absender: Otto Waalkes. Kein Betreff, kein Text, nur ein Bild – die versprochene Zeichnung für Jonas!

Dass Otto sich Zeit genommen hatte, Jonas etwas zu zeichnen, weckte erst recht den Ehrgeiz der Redaktion: Dann müsste es doch möglich sein, Otto kurz persönlich an die Strippe zu bekommen... Eine Mitarbeiterin sagte am Telefon, das wäre nicht so einfach. Otto komme immer nur sehr spontan ins Büro.

„Dafür müssten wir Otto klonen“

An einem Samstagabend, gegen 19 Uhr, klingelte schließlich das Handy des Redakteurs. Eine fremde Hamburger Nummer rief an. Nur leider war das Telefon lautlos. Beim Rückruf nahm niemand ab. Ernüchterung machte sich breit. War es Otto gewesen? War das der Moment für ein Statement des Künstlers und man hatte ihn verstreichen lassen, weil man gerade Abendbrot aß?

Otto Waalkes  vor einer Woche in Hamburg.
Otto Waalkes vor einer Woche in Hamburg.
Foto: Jonas Walzberg/dpa

Nach beharrlichen Mails ans Management kam leider die endgültige Absage. Es sei nicht möglich, den vielen Anfragen nachzukommen. „Dafür müssten wir Otto klonen“, hieß es. Zumindest im Salzland ist das aber nicht nötig – hier gibt es schließlich Jonas, der den Waalkes’schen Witz weiterträgt.

Angesichts der traurigen Realität, dass wohl kein Statement von Otto zu bekommen war, gab es auch keinen Grund mehr, die Zeichnung weiter vor Jonas geheim zu halten. „Ich habe mich so gefreut und sie gleich allen gezeigt“, sagt Jonas, der in dem Moment noch in der Schule war. Er selbst habe schon früher an Otto und sein Management geschrieben und angefragt, ob er ihn doubeln dürfe. Doch leider kam nie eine Antwort.

„Parodie ist die höchste Form der Verehrung.“

Bei den jährlichen Autogrammstunden in Ottos Geburtsstadt Emden war Jonas „bestimmt schon fünfmal“, sagt er. Auch dort war kaum Zeit, den Künstler selbst zu sprechen.

So langsam stehen auch wieder die ersten Auftritte für Jonas an: eine Geburtstagsfeier, ein Kleingartenverein und die Silberhochzeit seiner Tante. Die Zeichnung dürfte nun wohl Erlaubnis genug sein, um als Otto-Double weiterzumachen, vor allem, da Jonas ja nicht des Geldes wegen auftritt: „Es geht mir um den Spaß und weiter nichts.“ Und auch Otto Waalkes, der sich selbst häufig in seinen Kunstwerken auf andere Künstler bezieht, hat einmal gesagt: „Die Parodie ist für mich die höchste Form der Verehrung.“