Finanzen Salzlandkreis Energiekosten steigen, werden die Tickets der Deutschen Bahn und Abellio bald auch teurer?
Krieg in der Ukraine, Sanktionen gegen Russland, explodierende Energiepreise, Lieferengpässe: Die Wirtschaft im Salzlandkreis trifft es besonders hart. Gibt es doch enorm viele energieintensive Unternehmen. In einer Serie beleuchten wir in den nächsten Wochen, wie es in betroffenen Unternehmen aussieht: heute Deutsche Bahn und Abellio

Schönebeck/Staßfurt - „Die aktuelle Preissituation an den Energiemärkten ist außergewöhnlich im Vergleich zu allem, was wir in den letzten Jahren gesehen haben“, teilt Jörg Bönisch, Pressesprecher der Deutschen Bahn für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, auf Anfrage mit. Sowohl die Deutsche Bahn als auch das Abellio Rail Mitteldeutschland lassen ihre Züge durch den Salzlandkreis fahren und sind aktuell wie viele andere Betriebe auch von den steigenden Energiekosten betroffen. Gerade der Salzlandkreis hat diverse Firmen, die in den energieintensiven Branchen vertreten sind.
„Der Salzlandkreis ist aufgrund seiner Branchenstruktur besonders von den Auswirkungen der Energiekrise betroffen. Fast acht Prozent aller sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten arbeiten in einem energieintensiven Industriebetrieb, aber auch kleine Handwerksbetriebe spüren die Auswirkungen“, analysiert Anja Huth, Chefin der Bernburger Arbeitsagentur, und ergänzt: „Im direkten Vergleich sind im Salzland prozentual fast doppelt so viele Menschen in einem energieintensiven Unternehmen beschäftigt als im Mitteldeutschen Revier mit 3,4 Prozent und in Mitteldeutschland mit 4,3 Prozent Beschäftigungsanteil.“ Doch neben diesen Branchen sind es auch weitere Unternehmen betroffen. Wie sich das auf die Deutsche Bahn und Abellio auswirkt
Deutsche Bahn
Wie reagieren Abellio und die Deutsche Bahn auf die Energiekrise? „Die Energiepreise für die Bahnstromlieferung und Kraftstoffe unterliegen dem Wettbewerb und werden von den allgemeinen Energiemärkten bestimmt“, teilt Jörg Bönisch mit. Wie viele andere Unternehmen hat sich die Situation durch den Ukraine-Krieg für die Deutsche Bahn verschlimmert und weiterhin beschäftigt sich das Unternehmen auch mit der Frage, wie darauf zu reagieren ist.
„Kurzfristig können die Effekte noch durch bereits getätigte Beschaffungen abgemildert werden“,erklärt Bönisch und macht deutlich, dass kurzfristig mit keinen Preissteigerungen zu rechnen sei. Doch ist das auch auf lange Sicht auszuschließen? „Derzeit können wir aber noch nicht sagen, wie sich die Entwicklung der Energiepreise langfristig auf unsere Ticketpreise auswirkt“, sagt Bönisch und schließt damit Preiserhöhungen zumindest nicht aus.
Für Pendler und für Neukunden soll zum 1. Juni das sogenannte 9-Euro Ticket eingeführt werden. Damit können die Verkehrsmittel des ÖPNV (Busse, Straßenbahnen etc) und Nahverkehrszüge (S-Bahn oder Regionalbahn) genutzt werden. „Klares Ziel ist es, mit dem Ticket Neukunden anzusprechen und langfristig zu binden. Sie sollen durch die Aktion die Möglichkeiten und Vorteile des Nahverkehrs kennenlernen“, wirbt Bönisch. Bis zum 31. August soll das neue Ticket gelten.
Abellio
„Unser Unternehmen ist, wie alle anderen Eisenbahnverkehrsunternehmen bundesweit auch, von den Preissteigerungen speziell im Energiesektor betroffen“, teilt Rainer Thumann Leiter Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation bei Abellio auf Anfrage mit.
Für den Raum Sachsen-Anhalt ist Abellio Rail Mitteldeutschland GmbH mit Sitz in Halle zuständig. Mit 940 Mitarbeitern auf 26 Linien werden verschiedene Orte im Bundesland mit den angrenzenden Bundesländern Hessen, Thüringen und Niedersachsen
verbunden. Dabei nutzt Abellio über 2600 Kilometer Schienenstrecke mit 89 Triebfahrzeuge, die natürlich Energie verbrauchen. „Die Branchenforderungen für Mehrkostenausgleich, kriegsbedingte Schäden und Leistungsanpassung belaufen sich auf 1,5 Milliarden Euro“, informiert Rainer Thumann.
Um diese Kosten aufzufangen, hat sich die Bundesregierung bereits angenommen und ein Gesetzentwurf auf den Weg gebracht, um Belastungen abzufedern. „Aus dem Pandemie-Schutzschirm erhält demnach, auf der Grundlage des Kieler Schlüssels, Sachsen-Anhalt 17,4 Millionen Euro und für das 9-Euro-Ticket 36,2 Millionen Euro“, erläutert Thumann.
Voraussetzung für die Zahlung ist, dass sowohl der Bundestag als auch der Bundesrat dem Gesetzentwurf zustimmen.
Grundsätzlich fraglich bleibt darüber hinaus, ob diese Zahlungen ausreichen werden, um die steigenden Energiekosten aufzufangen. Einer der Gründe für die erhöhten Kosten – der Krieg in der Ukraine - tobt in unveränderter Heftigkeit weiterhin. Es ist also damit zu rechnen, dass weitere Kosten für die Unternehmen entstehen werden.
Ticketpreise
„Wir fahren als Dienstleister im Auftrag der Aufgabenträger, also der Verkehrsverbünde. Sie bezahlen unsere Dienstleistungen und gestalten auch die Fahrpreise“, erklärt Rainer Thumann und verweist auf die Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt GmbH (Nasa GmbH).
Auch dort ist man sich der schwierigen allgemeinen Situation vollends bewusst. Doch welche Maßnahmen getroffen werden können, ist dabei eine Schwierigkeit. „Wir erwarten derzeit noch keine überdurchschnittliche Preissteigerung und die zukünftige Entwicklung ist auch für uns noch völlig offen“, teilt die Pressesprecherin Jasmin Dudda , auf Anfrage mit.
„Derzeit können wir aber noch nicht sagen, wie sich die Entwicklung der Energiepreise langfristig auf unsere Ticketpreise auswirkt“, sagt Jörg Bönisch und schließt damit auch eine Erhöhung der Ticketpreise nicht aus.
Das seit einiger Zeit viel diskutierte und mit 36,2 Millionen Euro für Sachsen-Anhalt bezuschusste Ticket ist bis
31. August begrenzt. Passenderweise genau der Zeitraum, in der in Deutschland Urlaubszeit herrscht. Also viele Pendler ihren Jahresurlaub verbringen. Doch vielleicht ist es gerade für Touristen eine Option, durch das Urlaubsgebiet zu fahren, und das Auto stehen zu lassen.
Zumindest garantiert die mögliche Einführung des bundesweiten Tickets, welches nicht in Zügen des Fernverkehrs (IC, EC, ICE) gilt, bis Ende August einen entsprechenden stabilen Preis.
Für den Verbraucher und Pendler, falls er denn im Gültigkeitszeitraum arbeiten sollte, könnte zumindest eine positive Nachricht sein.